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Polski Owczarek Podhalanski,

der weiße Tatra

Zakopane 1978
Foto: Dorette Knobbe

Einleitung

Vor einigen Jahren sah ich die letzten Minuten eines Dokumentarfilmes einer polnischen Regisseurin über das Leben der Hirten in Polen. Wenige Sekunden waren auch einige Hirtenhunde zu sehen. Dann kam der Abspann.

Diesen Film wollte ich unbedingt haben und sehen. So habe ich eine ganze Weile nach dieser Regisseurin gesucht. In Baden-Baden habe ich sie gefunden. Kein Problem meinte sie zu meinem Wunsch, ich gebe ihr meine Adresse und sie schickt mir eine Kopie.

So konnte ich in ungekürzter Fassung eine ganze Menge lernen über das Leben der Hirten in Polen und ihrer Hunde. Warum sowenig von den Hunden zu sehen sei, fragte ich damals den Kameramann. Seine Antwort: das ganze Team hatte vor den Hunden einen Heidenrespekt und erst beim Almabtrieb haben sie die Hunde vor die Kamera geholt, weil diese da ihren "Job" bereits lockerer gesehen haben.

Der Film heißt übrigens "Baca-Blues", also der Blues des Oberhirten und die Regisseurin Grazyna Bukowa. Sollte sie diese Beschreibung je lesen, noch mal ein dickes Danke für den Film.

Auf dem Weg in die hohe Tatra
Foto: Polnisches Fremdenverkehrsamt in Deutschland

Ein Vorwort

Bei Kapiteln wie Haltung, Pflege, oder auch Erziehung habe ich immer versucht, soviel wie möglich von den Vereinen zu übernehmen. Denn ich stellte fest, jedem Club ist etwas anderes besonders wichtig, oder er verweist ausdrücklich in seinem Informationsmaterial auf bestimmte Punkte hin.

Während dem Verein für Slovensky Cuvac nichts besonders wichtig erschien und er die Information von Interessenten und Käufern anscheinend den Züchtern überlässt, hat der APH eine besonders umfangreiche Informationsbroschüre herausgegeben. Auch wenn ich nicht in allen Punkten mit ihr übereinstimme, will ich sie in weiten Teilen zitieren, denn in meinen Augen ist eine gute Aufklärung bei allen Hunderassen wichtig und gut. Irgendwann wird der Besitzer eines Hundes zwar feststellen, dass es das eine oder andere auch anders machen kann, oder das der eine oder andere Ratschlag nicht so wichtig war, aber bis dahin ist eine derartige Information immer nützlich.

Der Name

Beim Namen dieser Hirtenhunderasse gibt es nicht viel zu raten oder zu "deuteln". Polski bedeutet eben Polnisch und Owczarek ist der Hund des Schäfers oder Hirten. Podhalanski sagt schließlich aus, woher dieser Hund kommt, nämlich aus der Hochebene von Podhale, dem Tatravorland.

Allerdings gab es für den Podhalanski bis dahin mehrere Namen. So schreibt Herbert Jahn, dass im Jahre 1937 und zwar vom 3. bis 5. September eine erste Ausstellung in Zakopane statt fand. und dabei einigte man sich auf den heutigen Namen: "Die erste Ausstellung der "Owczarki" fand vom 3. bis 5. September im Stadtpark an der Antalowka in Zakopane statt. In der Hundezeitschrift "Moj Pies", 1937, erschien ein ausführlicher Bericht über die Ausstellung. Daraus geht hervor, dass 70 erwachsene Hunde, sowie 30 Welpen jeglichen Alters gezeigt wurden. 18 der ausgestellten Hunde erhielten die Bewertung sehr gut und wurden ins Zuchtbuch eingetragen.

Zakopane im Winter
Foto: Polnisches Fremdenverkehrsamt in Deutschland

Im Rahmen dieser Veranstaltung gab es eine Diskussion, welchen Namen der "große Weiße" aus Podhale erhalten sollte. Gebräuchlich waren bis dahin unterschiedliche Bezeichnungen, u. a. "Owczarek Tatrzanski" (Tatraschäferhund), "Owczarek Gorski (Bergschäferhund), "Owczarek Podhalanski" (Schäferhund aus Podhale), "Liptak" (Liptauer). Der Name Liptauer war besonders unter den Goralen gebräuchlich. Sie glaubten, dass die besten Hunde in der Gegend um Liptauen südlich der Tatra in der Slowakei zu finden seien. Brauchten die Hirten einen guten Arbeitshund, besorgten sie ihn sich in der Slowakei und ließen dort auch häufig ihre Hündinnen decken. Eine Kommission einigte sich schließlich auf den Namen "Owczarek Podhalanski". Im gleichen Jahr wurde auch ein Rassestandard für den O. P. erstellt. Weiteren züchterischen Bestrebungen machte der zweite Weltkrieg ein Ende."

Aus dieser Beschreibung lese ich heraus, dass eigentlich immer eine Vermischung der "Weißen" aus der Tatra statt fand, egal auf welcher Seite der Grenze das war. Und immer beteiligt war das kleine "Völkchen" der Goralen. Davon aber mehr im Kapitel der Geschichte des Podhalaners. Und noch etwas anderes erscheint mir wichtig, der Podhalaner ist wesentlich früher zu seinem heutigen Namen gekommen, als sein naher Verwandter, der Slovensky Cuvac. Obwohl dieser bereits im slowakischen Teil der Tatra vorhanden war, oder gezüchtet wurde. Allerdings ist zu bedenken, dass beide Rassen keine Reinzucht im heutigen Sinne waren.

Unter den richtigen "Insidern" und Liebhabern dieser Rasse hat sich übrigens eingebürgert, diese Rasse kurz und bündig Tatra zu nennen. Anscheinend ist ihnen der richtige Name zu lang und ein richtiger Zungenbrecher. Eine Verwechslung mit dem Slovensky Cuvac gab es dabei noch nie.

Foto: Rita Paeper

Die Farbe Weiß

Immerhin habe ich in keiner Beschreibung des Podhalanski gelesen, diese Hunde seien weiß, damit sie die Hirten besser unterscheiden können von Wölfen oder anderen Hunden. Und auch der Hinweis auf die Tarnung in einer weißen Schafherde fehlt. Denn nicht nur ich glaube, dass das so nicht stimmt. Vielmehr ist die Farbe ein Zufall und weil mit dieser Farbe eben auch gute Arbeitshunde entstanden, gibt es sie heute noch. Bei dieser Rasse ist die weiße Farbe immer so selbstverständlich gewesen, dass sich offensichtlich niemand Gedanken über Sinn oder Unsinn dieser Theorien gemacht hat.

Obwohl in verschiedenen Veröffentlichungen über die Hunde der Tatra Hinweise zu finden waren, dass es immer wieder auch Hunde gab, die Flecken oder z. B. farbige Behänge hatten, haben sich diese nicht durchgesetzt. Die Rassen der Hirtenhunde aus der Tatra blieben weiß.

Dr. Erna Mohr schreibt in ihrem Buch "Die ungarischen Hirtenhunde":

"Dass zwischen dem polnischen und dem tschechoslowakischen Teil der Tatra Hunde ausgetauscht werden, ist selbstverständlich, denn die Tatra ist im Grunde eine landschaftliche und z. T. auch wirtschaftliche Einheit, und der schmale Grenzpfad über den Tatrakamm läuft z. T. mitten durch die Hochalmen hindurch."

Und weiter:

"Übrigens scheinen immer nur reinweiße Hunde an diesem Austausch beteiligt gewesen zu sein. In Polen und in der Tschechoslowakei laufen bei den Herden auch Hunde mit dunklen Behängen und dunkleren großen Platten; allerdings überwiegt das Weiß auch bei diesen Tieren."

Hier ließe sich wieder ein Bogen zu den heutigen Hunden in Polen schlagen, denn auch im schon erwähnten Film waren einige gefleckte Hunde zu sehen. Das es sie also auch noch heute gibt, zeigt einmal wieder, dass Hirten eben nur Wert auf die Arbeitsfähigkeit der Hunde legen und optische Merkmale - in diesem Falle laut dem Standard übrigens ein ausschließender Fehler - dabei keine Rolle spielen. Sie zeigen aber auch, dass die alten "Schläge" oder "Mutationen" immer wieder durchschlagen können. Dies kann man auch heute noch beobachten beim deutschen Schäferhund. Obwohl seit vielen Jahrzehnten zur Zucht gesperrt, tauchen auch heute gelegentlich noch langstockhaarige Hunde auf.

Adana + Fradrasz
Foto: Rita Paeper

Geschichte

Während sich der Club des Slovensky Cuvac nicht allzu viele Gedanken über die Abstammung und die Geschichte seiner Rasse gemacht hat, wurde ich über die Zuchtleitung des Podhalanski schnell fündig, was die Vergangenheit dieser Rasse angeht.

Der Podhalaner Liebhaber Herbert Jahn aus Berlin schreibt über die Abstammung des Tatra:

"Der Podhalanski (O. P.) kam wahrscheinlich im 15. Jahrhundert im Rahmen der so genannten walachischen Wanderung in die Tatra und das Tatravorland, die Hochebene von Podhale. Die Walachen sind balkan-rumänischer Herkunft und wanderten von Süden kommend die Karpaten entlang bis in das Gebiet von Podhale."

Walachen haben bis auf den heutigen Tage ihre Spuren hinterlassen, was z. B. die Tradition der Almwirtschaft und der Käsezubereitung angeht. Davon später mehr.

Er spielt auf und ....
Foto: Polnisches Fremdenverkehrsamt in Deutschland

Nachdem den drei Rassen Kuvasz, Slovensky und Podhalanski immer nachgesagt wird, sie seien eine einzige Rasse, die sich lediglich regional etwas verändert hat, bzw. sich veränderte durch geologische und klimatische Bedingungen, ist hier ein Hinweis zu finden, dass diese Vermutung so nicht ganz richtig ist.

... sie tanzen!
Foto: Polnisches Fremdenverkehrsamt in Deutschland

Zwar kann man davon ausgehen, dass diese Rassen einen gemeinsamen Ursprung haben. Aber welche Rasse auf dem Balkan bis hin zu den beiden Hirtenhunden der Tatra haben diese nicht? In der Rassebeschreibung des Kuvasz habe ich über die Herkunft geschrieben, dass die Vermutung, die Hunde seien mit den Kumanen in die ungarische Tiefebenen gekommen, sehr wahrscheinlich ist. Auch richtig ist sicher die Behauptung, dass damals ein starker türkischer Einfluss vorhanden war. Der war aber ebenfalls auf dem gesamten Balkan zu finden, z. B. im ehemaligen Yugoslawien und hat sich bis heute wenigstens bei den Hunden erhalten.

Daher kann sicher gesagt werden, alle damals lebenden Völker oder Volksgruppen des Balkans, Ungarn und der beiden Länder Slowakei und Polen, die von dieser Art der Vieh- und Weidewirtschaft lebten, hatten ihre eigenen Hirtenhunde. Diese stammten sicher von den weißen Hirtenhunden aus Kleinasien ab. So gesehen wäre wahrscheinlich der Akbash, oder seine Vorfahren, der "Urahn" der weißen Hirtenhunde. Interessanterweise findet man aber in der Tradition des Podhalanski und seiner angeblichen "Entdecker", der Walachen keine türkischen Begriffe, sondern solche rumänischen Ursprungs. Das heißt dann, diese Rasse hat zwar den gleichen Ursprung, wie der Kuvasz, aber ihre Wege haben sich sozusagen schon sehr früh getrennt.

Foto: Rita Paeper

Zu den unterschiedlichen Typen, die sich meistens nur geringfügig unterscheiden, kam es alleine dadurch, dass die Bedingungen unterschiedlich waren. Man denke nur an den Kuvasz, der der Hund der Tiefebene ist, oder an den Podhalanski, der in der Tatra "arbeitet" und damit ganz andere Bedingungen hat. Diese Bedingungen ergaben sich z. B. durch das unterschiedliche Klima. So sei daran erinnert, dass eine Rasse wie der "Tschechoslowakische Wolfshund" nur dadurch entstand, weil Polizei und Militär in der hohen Tatra einen besonders wetterfesten Hund wollten. Das Ergebnis ist bekannt, sehr wetterfest sind diese Hunde schon, aber der Charakter ist nicht gerade der eines "Diensthundes" geworden. Ob aber Kuvasz und Podhalanski ähnlich oder gleich wetterfest sind, hat wahrscheinlich noch niemand ausprobiert.

Zurück zu den Walachen. Erna Mohr schreibt über den Kuvasz:

"Den Kuvasz aber sollen die in der Donau-Theiß-Niederung zu Beginn des 13. Jahrhunderts angesiedelten Kumanen in größerer Zahl nach Ungarn gebracht haben. Das ist aber nur Überlieferung, nicht festbelegte Tatsache. Jedenfalls aber steht fest, dass Ungarn wie Kumanen auf das Halten von Wach- und Hütehunden angewiesen waren, ohne die sie ihre ansehnlichen Herden nicht hüten konnten. Alle nomadisierenden Viehzüchter sind auf Hundehaltung angewiesen. Die Überlieferung wird nun auch durch die zu Beginn des 20. Jahrhunderts bestehende auffallende Verteilung unterstützt. Der Kuvasz war gerade in den von Kumanen bewohnten Landstrichen in größerer Zahl zu finden."

Wenn dann Herbert Jahn meint,

"... die Walachen sind balkan-rumänischer Herkunft und wanderten von Süden kommend die Karpaten entlang bis in das Gebiet von Podhale ...";

dann ergäbe sich hier der gemeinsame Ursprung der Rassen Kuvasz und Podhalanski.

In allen Quellen ist zu finden, dass ein Bindeglied zwischen den drei Rassen Kuvasz, Slovensky und Podhalanski das kleine Bergvolk der Goralen ist mit seinen ebenfalls weißen Hirtenhunden. Es könnte aber auch ganz anders gewesen sein, denn Herbert Jahn schreibt über die Goralen:

"Aus der angestammten Bevölkerung, den zugewanderten Walachen und deutschen Siedlern entwickelte sich im Laufe der Zeit das Volk der Goralen. Die Goralen (Bergbewohner) haben nach und nach die Almwirtschaft perfektioniert. Hausten die Hirten früher in Felsenhöhlen und die Schafe standen den Sommer über in ungedeckten Umzäunungen, entstanden später auf den Almen immer mehr Blockhäuser für die Hirten und Schuppen für Gerätschaften und die Unterbringung der Tiere."

Foto: Polnisches Fremdenverkehrsamt in Deutschland

Perfektionieren heißt doch immer, man übernimmt etwas, um es zu verbessern. Daher können die "Weißen" schon da gewesen sein und die Goralen haben sie genau auf ihre Bedürfnisse gezüchtet. Wenn dann Herbert Jahn schreibt: "Ähnlich wird es sich mit den Hunden der Goralen verhalten, die vermutlich aus den Hirtenhunden des Balkan hervorgegangen und eng mit diesen verwandt sind", dann bestätigt dies die Abstammung der Goralenhunde aus den bestehenden Hirtenhunden der Tatra.

Bei Herbert Jahn habe ich gelesen, dass die Goralen, um ihre Zucht laufend zu verbessern, alle Hirtenhunde der Tatra eingekreuzt haben, also sowohl auf der heutigen slowakischen Seite, wie auch im polnischen Teil.

Im 19. Jahrhundert wurde auch die Tatra touristisch erschlossen. Zwar ist sie seit langem ein beliebtes Wintersportgebiet, aber auch der Sommer lockte viele Touristen an. Wer dann die "Natur entdecken wollte", stieß auf die Hirten und ihre Hunde. So wurde auch der Podhalanski bekannter. Herbert Jahn schreibt dazu: "In mehreren Publikationen dieser Zeit fanden die "Owczarki" Erwähnung. So beschrieb Ludwig Zeissner sie 1851 folgendermaßen: "Große weiße Hunde, ähnlich den Neufundländern. Lange weiße Haare am Hals mit langer Rute, die Schnauze länglich, schwarz, funkelnde Augen sprechen von ihrer außergewöhnlichen Klugheit und ihrem Mut". Ein gewisser X. W. A. Sutor beschreibt 1878 in einer Zeitschrift das Leben der Schäfer in der Tatra und erwähnt dabei auch den weißen Hund der Hirten."

Immer standen die Hunde der Tatra, der Slovensky und der Podhalanski, im Schatten des Kuvasz. Über diesen weiß man eine ganze Menge mehr, als über diese beiden Rassen, denn er wurde bereits seit dem Ende des 19. Jahrhunderts auch in Deutschland gezüchtet. Dies liegt sicher daran, dass die Verbindungen zwischen deutschen Liebhabern und Züchtern und ungarischen Haltern bereits sehr früh sehr eng waren. Erwähnt sei nur z. B. der Gründer des deutschen "Komondor Clubs" D. W. Muth, der einen regen Austausch von Hunden zwischen den beiden Ländern betrieb.

Aber auch der Podhalanski fand bereits in der 20er Jahren des letzten Jahrhunderts außerhalb seiner Heimat neue Freunde. Obwohl Herbert Jahn schreibt, dass es "Experten" gab, die "behaupteten, er könne außerhalb seines bergigen Lebensraumes nicht überleben. Glücklicherweise erfüllten sich die Prognosen nicht."

Foto: Rita Paeper

Einen Einschnitt in der Zucht des Podhalanskis gab es in der 50er Jahren mit der Schaffung des Tatra-Nationalparks. Herbert Jahn schreibt:

"Die 1954 begonnene Schaffung des Tatranationalparks und das damit einhergehende Weideverbot hat die Sennwirtschaft in vielen Teilen der Tatra zum Erliegen gebracht. Mittlerweile werden Schafe aus Podhale mit der Eisenbahn und Lastwagen zum Weiden in die Ostbeskiden gebracht."

Heute kann man nach meiner Meinung den Podhalanski nicht als gesicherte Rasse ansehen. Warum das so ist, möchte ich in den Kapiteln über die Zucht in Polen und Deutschland beschreiben.

Die Walachen

Herbert Jahn schreibt über die Walachen:

"Sie hatten ihre eigenen Gesetze und Bräuche und man erlaubte ihnen gegen Abgaben von Milch-Produkten, Wolle und Vieh, auf den unbewohnten Weiden und hohen Almen zu wirtschaften. Um ihre Herden und ihre Habe vor zweibeinigen und vierbeinigen Räubern zu schützen, führten die Walachen große, wehrhafte Hunde mit sich - die Vorfahren der O. P."

Es wurde schon geschrieben, eine ganze Reihe von Begriffen wurden von den Walachen aus dem rumänischen übernommen. Dazu Herbert Jahn:

"Die Bezeichnungen der wichtigsten Begriffe der Almwirtschaft in der Tatra sind rumänische Lehnwörter. So sind beispielsweise die Ausdrücke "Baca" (Senner, Oberhirte), Bryndza (Schafskäse) rumänischen Ursprungs."

Auch über die alte Tradition des Almauftriebes fand ich Interessantes beim gleichen Autor:

"Jahrhundertelang fand der Almauftrieb, der 'Redyk' im Mai nach einem mit größter Feierlichkeit abgehaltenen Zeremoniell statt, einer Mischung kirchlicher Kulthandlungen und altertümlicher Zauberformen, von Geisterbann und Volksglauben. Feierlich wurde das Lagerfeuer angezündet, man überschritt eine Kette, die Schafställe und Sennhütten wurden mit Kräutern ausgeräuchert und mit Weihwasser besprenkelt. Die Bergbauern gaben ihre Schafe den Sennern, den Bacas, in Obhut, die die Tiere sammelten und mit ihnen den ganzen Sommer über auf den Almen blieben. Im Mai grasten sie auf den Auen der unteren Zonen, die nächsten drei Monate über weideten die meisten Herden auf den hohen Almen. Im September begann der Abtrieb."

Foto: Herbert Jahn

In einigen Quellen ist immer noch zu lesen, dass die Hirten in bestimmten Ländern ihre Herden mit den Hunden allein ließen und diese dann die "Kindermädchen" aller Tiere waren (z. B. Ilona Hambitzer u. a.). Rührend aber falsch, denn in dem schon erwähnten Film über die polnischen Hirten war zu sehen, wie arbeitsreich der Tagesablauf an der Herde war und ist. Auch Herbert Jahn beschreibt diesen Alltag:

"Auf der Alm in der 'Bacowka', der Blockhütte des Senners fand nach uralten Methoden die Käsebereitung statt. Im Inneren der Hütte wurde über einem offenen Feuer, der 'Watra', die Schafsmilch in einem Kessel zum Sieden gebracht und der Baca tat ein Stückchen gekochten und getrockneten Kalbsmagen hinein. Die chemischen Prozesse, die dadurch eingeleitet wurden, ließen die Milch gerinnen, der Baca goss heißes Wasser darüber, presste die Masse zu einem Klumpen zusammen und legte ihn in die Formen. Auf diese Weise entstanden die Schafskäse namens 'Bundz' und 'Oszypki'."

Berghütte
Foto: Polnisches Fremdenverkehrsamt in Deutschland

Die Zubereitung des Käses ist eine uralte Tradition bis zum heutigen Tag. Allerdings wird auch sie eines Tages sicher abgelöst werden durch moderne Molkereien. Das hieße dann, Hirten oder Schäfer liefern nur noch die Milch ab, den Rest übernehmen Betriebe. Dies geschieht heute schon teilweise in Portugal. Damit wäre dann ein wichtiger Bestandteil der Kultur der Walachen verschwunden.

Zucht in Polen

Ausstellung in Zakopane
Foto: Herbert Jahn

Wie schon geschrieben, vom 3. bis 5. September 1937 fand die erste Ausstellung von Pohalanskis in Zakopane statt. Dort wurden die ersten Hunde in das neue Zuchtbuch eingetragen und im gleichen Jahr ein Standard erstellt.

Die Zeiten waren schlecht für die Zucht der Rasse. Der zweite Weltkrieg machte den züchterischen Bestrebungen ein Ende. Mit dem Ende des Krieges wurde nach 1945 versucht, aus den noch vorhandenen Hunden wieder eine gute Zuchtbasis zu erstellen.

Herbert Jahn beschreibt dieses Kapitel so:

"Nach 1945 erwarb sich der Zakopaner Tierarzt Henryk Derezinski große Verdienste um den O. P. Aus seinen Aufzeichnungen geht hervor, dass es in seinem Beisein ein Treffen mehrerer führender Kynologen im Herbst 1953 in Zakopane gab, bei dem die Probleme, die die Wirren des Krieges für die Rasse gebracht hatten, erörtert und Lösungen zur Überwindung der Krise gesucht wurden. Eine Bestandsliste der O. P. - möglichst aus ganz Podhale - sollte angefertigt werden. Da sich die besten Exemplare der Rasse in Händen der Bergbauern befanden und Derezinski sich durch seine Arbeit als Tierarzt das Vertrauen der misstrauischen Goralen erworben hatte, fiel ihm diese Aufgabe zu. Nachdem die Eigentümer der Hunde überzeugt werden konnten, am Aufbau der Rasse mitzuwirken, fand im Mai 1954 eine Versammlung der (Ober-)Hirten im Saal des Stadtamtes von Zakopane statt. Am nächsten Tag wurde am Fuße der Sprungschanze von Zakopane eine Sichtung und Bewertung von ca. 120 Podhalanern durchgeführt, von denen sich 78 als zuchttauglich erwiesen. Abschließend wurde Henryk Derezinski beauftragt, einen neuen Rassestandard auszuarbeiten, der dann bei der F.C.I. (Fédération Cynologique Internationale) - dem Internationalen Dachverband für das Hundewesen - vorgelegt werden sollte."

Durch die Schaffung des neuen Nationalparks in der polnischen Tatra war dieser Neubeginn nicht ganz einfach. Auch dazu Herbert Jahn:

"Die Bestrebungen eine geregelte Zuchttätigkeit einzuleiten, waren jedoch schwer durchführbar. Die schon erwähnte Schaffung des Tatranationalparks Mitte der 50er Jahre des vorigen Jahrhunderts und das damit verbundene Weideverbot auf ihren angestammten Almen zwang viele Hirten in die weit entfernten Ostbeskiden auszuweichen. Die im Besitz der Schäfer befindlichen Hunde konnten nicht registriert werden und eine große Zahl von Welpen wurde ohne Zuchtpapiere an die Käufer abgegeben. Auf Hundeausstellungen waren zunächst kaum O. P.'s zu sehen, auch die Eintragungen ins Zuchtbuch blieben vorerst spärlich."

Foto: Polnisches Fremdenverkehrsamt in Deutschland

Nach langen Jahren der Bemühungen, den Polski Owtscharek Podhalanski als eigenständige Rasse auch international anerkennen zu lassen, war es im Jahre 1967 endlich soweit. Die FCI erkannte die Rasse unter der Nr. 252b in der Gruppe 1 an. Ab diesem Jahr fand übrigens auch die alljährliche Ausstellung in Zakopane statt.

Durch die vielen, schon beschriebenen Probleme bei der Erfassung der zuchtfähigen Hunde findet man auch heute noch in den polnischen Pedigrees Hunde mit Register Nachweisen, die nachträglich immer wieder erfasst und für zuchttauglich erklärt wurden.

Stammmutter der Gora-Zucht, Anuszka
Foto: Rita Paeper

Durch den Rückgang der Weidewirtschaft und durch die Sperrung weiter Teile des Tatra-Nationalparks für Herden leidet die Zucht in Polen. Als gewissen Ausgleich hat der Podhalanski heute auch als Wachhund sozusagen eine neues Betätigungsfeld gefunden. Die Frage dabei ist nur, inwieweit diese Aufgabe die Hunde etwas verkümmern lässt. Denn eigentlich sind sie die Freiheit der Almen gewöhnt.

Dazu kommt, dass auch in Polen eine ganze Reihe anderer Hirtenhunderassen in den letzten Jahren gehalten werden. Aber auch diese versehen hauptsächlich ihren "Dienst" als Hof- und Wachhunde. Es wäre schön, wenn man sich in Polen auf den einstigen "Nationalhund" besinnt.

Ein ähnliches Schicksal haben übrigens die Hütehunde des Landes. Das ist aber eine andere Geschichte, die ich nicht erzählen kann. Von diesen Hütehunden verstehe ich nämlich zu wenig.

Trotz einer ganzen Reihe von Züchtern und vielen Bemühungen, diese Rasse zu erhalten, ist der Podhalanski in seinem Ursprungsland keine gesicherte Rasse.

Podhalanski-Paar
Foto: Rita Paeper

Zucht in Deutschland

Nach dem zweiten Weltkrieg begann langsam die Zucht des Podhalanski außerhalb seines Ursprungslandes.

Diese beschreibt Wolfgang Siegel:

"Die ersten Owczarek Podhalanskis wurden von Frau Jassica in Belgien in Westeuropa eingeführt. Erst in den Siebzigern wurden die ersten Hunde auch nach Deutschland importiert. Zu diesem Zeitpunkt wurde auch der zuchtbuchführende Verein APH (Allgemeiner Club für polnische Hunderassen) gegründet und als Mitglied im VDH geführt."

Aber bereits vorher gab es verschiedentlich Informationen über den "Tatra". So fand ich beim APH den Hinweis:

"In Deutschland wird der Owczarek Podhalanski erstmals von Wieland 1938 in einer Zeitschrift für Hundeforschung unter dem Namen "Goralenhund" erwähnt. In dem Artikel weist er auf die Tatsache hin, dass jahrelange Zuchtbemühungen in Polen zur Erarbeitung eines Standard geführt haben, mit dem Ziele für die Rasse eine internationale Anerkennung zu erlangen."

Wie groß die Ähnlichkeit zwischen dem ungarischen Kuvasz und den Hunden der Tatra war, kann man daran erkennen, dass der "Ungarnclub" und der APH einen Rüden in ihrem geschichtlichen Abriss erwähnen. Der APH schreibt dazu:

"Das erste in Deutschland registrierte Tier war der Liptak-Rüde 'Poprad', der kurz nach dem 2. Weltkrieg nach Deutschland gelangte, wo er als 'Kuvasz' in das Zuchtbuch des Klub für Ungarische Hirtenhunde aufgenommen wurde. Aus einer Paarung mit der Kuvaszhündin 'Hummel vom Lossatal' stammt eine Tochter 'Byanka', die als 'Halbgoralenhündin' bezeichnet wurde." 

10 Wochen alte Welpen
Foto: Rita Paeper

Lange, bevor der APH gegründet wurde, gab es die ersten Podhalaner Würfe in Deutschland, bzw. der ehemaligen DDR. Dazu schreibt Heinrich Schmidt:

"Ein erstes eigenes Zuchtbuch wurde vom Klub für Ungarische Hirtenhunde 1958 eröffnet. Noch führten die Hunde in Deutschland den Namen 'Goralenhunde'. 

Die Tiere mit den Zuchtbuchnummern 1 und 2 waren der Rüde 'Zako' und die Hündin 'Pane'. Beide Tiere waren Eigentum des Tierparks Berlin. 

Unkundige Verfasser behaupten, diese Hunde wurden hinter Gittern gehalten. Sie standen unter besonderer Obhut der Tierpfleger, bewegten sich ziemlich frei im Tierparkgelände. Zako und Pane waren auch die Eltern des ersten in Deutschland registrierten Wurfes 1960. Die Wurfstärke betrug 5/3. Die Wurfbetreuung erfolgte von der Spezialzuchtgemeinschaft für Ungarische Hirtenhunde im VKSK (ehemalige DDR) (Zuchtbuch Band V, 1961 bis 1964). Leider wurde mit diesen Tieren die Zucht nicht fortgesetzt. Erstmals unter dem Namen Owczarek Podhalanski wurden in den Jahren 1971 bis 1973 2 Rüden und 3 Hündinnen aus Polen in die ehemalige DDR eingeführt. Der zweite Wurf der Rasse wurde im Zwinger vom 'Vogtlandsee' 1974 aufgezogen.

In der Bundesrepublik Deutschland finden wir im Sammelzuchtbuch des VDH (Ausgabe 1978) die Übernahme einer Owczarek Podhalanski-Hündin aus dem niederländischen Zuchtbuch. Der erste Wurf in der Bundesrepublik Deutschland wurde im Zwinger "von der Innleitn" in einer Wurfstärke von 3/3 aufgezogen (VDH Sammelzuchtbuch 1978). Der zweite Wurf ist erst 6 Jahre danach, 1984, im Zwinger von der 'Hohen Tatra' gefallen.

Im letzten Zuchtbuch der ehemaligen DDR der Spezialzuchtgemeinschaft für Hirten- und Hütehunde im VKSK waren 80 Tiere der Rasse Owczarek Podhalanski erfasst. 

Das Zuchtbuch des APH e. V. hatte 1990 45 Eintragungen der Rasse. Den größten züchterischen Erfolg im Bezug auf aufgezogene Welpen und gefallene Würfe in Deutschland konnten wir 1995 registrieren. 61 Neuzugänge weist das Zuchtbuch aus - 2 Importe und 59 gezüchtete Welpen." 

Und weiter schreibt er und dieser Satz ist deswegen wichtig, weil er einen Hinweis darauf gibt, in welchem Land die derzeit größte Population außerhalb des Ursprungslandes neben Deutschland ist:

"Im Interesse einer ausgeglichenen standardgerechten Zucht ist die enge züchterische Zusammenarbeit mit den Züchtern des polnischen Verbandes und des Verbandes in den Niederlanden, dem Land mit der stärksten Population der Rasse außerhalb Polens, für unsere Züchter und für den APH e. V. von größter Bedeutung." 

Zurück in den Westen, in die alte Bundesrepublik. Dort war bis 1985 nur ein Wurf gefallen. Wolfgang Siegel schreibt dazu:

"Somit begann die regelmäßige Zucht durch ein paar Züchter dieser Rasse erst ab 1986. Die Zucht in West-Deutschland basiert fast ausschließlich auf wenige aus Polen importierte Hunde. Man hat hier versäumt, die Population weiter auszubauen und griff gerade in den Jahren 1991 bis 1997 immer wieder auf überwiegend zwei in Deutschland stehende Zuchtrüden zurück. Einer dieser beiden Zuchtrüden wurde ebenso intensiv in den Niederlanden und Polen eingesetzt, und zeugte so in drei Jahren 76 % der Nachkommen, so das wir nach fast zwanzig Jahren mit der Zucht immer noch nicht weiter sind als am Anfang."

Foto: Herbert Jahn

Auch in den Nachbarländern Holland und Belgien bestimmten wenige Zuchtrüden das gesamte Zuchtgeschehen. So dass man auch dort nicht viel weiter kam und eine sehr hohe Inzucht hat. Leider kann man das nicht mit Hunden aus dem Ursprungsland ausgleichen. Denn in diesem ist die Zucht stark zurückgegangen.

Auch beim Podhalanski ist der gleiche Trend zu beobachten, wie bei den anderen Hirtenhunderassen. Immer weniger Welpenkäufer und Halter sind bereit, ihre Hund auszustellen und zu röntgen. Dadurch werden zu wenig Hunde für die Zucht erfasst und die genetisch bestimmte HD statistisch unzureichend erfasst. Zwar stimme auch ich denjenigen zu, die außer der vererbbaren HD auch noch andere Gründe für eine HD-Erkrankung anführen, aber solange eben nicht erwiesen ist, wie weit sie vererbt wird, oder durch falsche Aufzucht auftreten kann, muss man mit einer Röntgenstatistik arbeiten.

Als ehemaliges Mitglied des Kaukasen-Clubs (KSHC) habe ich verschiedene Vorschläge gemacht, wie man Besitzern von Hunden das Röntgen schmackhafter machen kann. Diese wurden alle nicht umgesetzt. Die Gründe hierfür liegen mehrheitlich im kommerziellen Bereich und sollen hier nicht weiter aufgeführt werden.

Foto: Herbert Jahn 

In Deutschland ist der Podhalanski ähnlich den anderen Hirtenhunderassen immer wieder mit HD belastet. Leider kann man dies nicht unbedingt mit Hunden aus anderen Ländern und vor allem aus Polen ausgleichen. Wolfgang Siegel schreibt hierzu:

"Ein weiteres Problem stellt die HD dar, die genau wie bei allen anderen Rassen immer wieder vorkommt. In Deutschland wird hierauf sehr stark selektiert durch röntgen und Zuchtwertschätzung. Leider muss man feststellen, das Hunde aus Polen immer wieder schlechte HD aufweisen, obwohl in Polen schon lange geröntgt wird. Gemäß den Papieren sind die Eltern der Hunde aus Polen angeblich immer HD frei."

Auch andere Krankheiten treten nicht gehäufter auf, als bei anderen Rassen. Allerdings meint Wolfgang Siegel:

"Seit den letzten Jahren kommt in einigen Linien verstärkt Epilepsie vor. Allerdings hauptsächlich aus den niederländischen Linien, dort wurden und werden heute noch Hunde, die nachweislich mit dieser Krankheit behaftet sind in die Zucht eingebracht."

Seinem Fazit daraus kann ich mich nur anschließen, allerdings mit dem Zusatz, dass es für alle Hirtenhunderassen gilt. Es lautet:

"Die Rasse benötigt dringend ein paar Idealisten, die nicht nur vermehren sondern weder Geld, Zeit noch Mühen scheuen um die Zucht dieser Hunde wieder nach vorne zu bringen.",

wobei ich meine, dass es zwar eine ganze Reihe durchaus vernünftiger Züchter/innen gibt, aber die Vermehrer und "Ahnungslosen" nehmen leider zu.

Foto: Herbert Jahn

Die größte Population des Owczarek Podhalanski findet man außerhalb von Polen in den Niederlanden. Wenige Exemplare und Züchter in Österreich, Finnland, Belgien und Frankreich, sowie in den USA.

Rassebetreuender Verein in Deutschland ist der APH, der allgemeine Club für polnische Hunderassen e.V. Er ist Mitglied im VdH.

Derzeit sind im Verein 14 eingetragene Züchter, wovon 6 aktiv sind. 

Sicher interessant sind die Zuchthinweise, die der APH in seiner Informationsbroschüre veröffentlicht. Zeigen sie doch, dass man im Club versucht, in Abstimmung mit anderen Clubs vor allem im Ursprungsland einheitliche Zuchtbestimmungen zu bekommen und diese international als Standard durchzusetzen. Diese will ich gesondert anführen. 

 

Foto: Rita Paeper

Zuchthinweise

"Der Zwiazek Kynologisznyw Polsce, Klub Owczarka Podhalanskiego hat im Juni 1996 zu diesem Standard eine Interpretation veröffentlicht und gefordert, diese Festlegungen international auf allen Zuchtveranstaltungen und Ausstellungen anzuwenden. Die Zuchtrichtertagung des APH e. V. im Dezember 1996 hat diese Anregungen beraten und für den APH e. V. als verbindlich erklärt.

1. Züchterische Festlegungen:

Zur Zucht sollen nur Rüden und Hündinnen zugelassen werden mit vollzahnigem Scherengebiss (42 Zähne lt. Zahnformel). Zangengebiss ist erlaubt. Bedingt kann man Tiere zur Zucht zulassen, die einen fehlenden P 1 haben. Der Zuchtpartner muss dann über ein vollzähliges Gebiss (s.o.) verfügen. Die Incicivi müssen stark entwickelt sein, in einer Reihe und gerade stehen. Die Paarung von zwei Tieren mit Zangengebiss ist untersagt. Doppelt angelegte P 1 spielen keine Rolle.

2. Zur Zucht sind auch solche Tiere zugelassen, die das Standardmaß in der Widerristhöhe um bis zu 5 % überschreiten. Dabei ist Bedingung, daß die Proportionen dieser Tiere mit dem Standard übereinstimmen (starker Knochenbau, zum Gebäude passender Kopf, Brustkorb tief -reicht bis zum Ellenbogen)

Disqualifizierende und zuchtausschließende Fehler:

1. Widerristhöhe unterhalb des Standardmaßes.

2. Jeglicher Zahnverlust im Incivi-Canini, Prämolaren und Molarbereich.

3. Rute ständig über dem Rücken getragen, eingerollt, deutlich verkürzt (3 cm und mehr) oberhalb des Sprunggelenkes.

4. Aggressive und ängstliche Tiere müssen ausnahmslos von der Zucht ausgeschlossen werden.

Hinweise für Zuchtrichter:

1. Vorzüglich ohne Anwartschaften auf Titel oder Siegervergabe kann ein Hund erhalten, dem 1 P 1 fehlt.

2. Festgestellte andere als oben erwähnte Zahnfehler machen die Vergabe der Formwertnoten Vorzüglich und Sehr gut unmöglich.

Die vorgenannten Festlegungen sind verbindlich auf allen FCI Ausstellungen und Zuchttauglichkeitsprüfungen anzuwenden. (Krakow, 10. Juni 1996, gez. Ewa Buklad)

Zakopane 1978
Foto: Dorette Knobbe

Zuchtordnung im APH e. V.

Die Zucht -und Körordnung des APH e. V beinhaltet die Grundlagen der Zucht der Rasse Owczarek Podhalanski in Deutschland. Diese Ordnung wurde am 1. Mai 1994 beschlossen und auf den Klub-Hauptversammlungen am 10. September 1994 in Hattingen und am 16.09.95 in Garbsen ergänzt. Grundlage der Ordnung ist das internationale Zuchtreglement der Federation Cynologique Internationale (FCI) und die Rahmenzuchtordnung des Verbandes für das Deutsche Hundewesen (VDH).

Diese Zuchtordnung legt für die Rasse Owczarek Podhalanski eine Reihe von Bedingungen fest, die zur Zuchtaufnahme unbedingt eingehalten werden müssen. Gezüchtet werden darf nur mit Tieren, die über FClNDH zugelassene Ahnentafeln verfügen und die in das Zuchtbuch des APH e. V.: aufgenommen wurden.

Jedes Zuchttier muss auf einer Zuchttauglichkeitsprüfung vorgestellt und beurteilt werden. Dazu ist eine Gesundheitsbescheinigung vorzulegen, aus der ersichtlich ist, dass das Tier von einem Tierarzt untersucht wurde. Der Tierarzt bescheinigt, dass aus vet. med. Sicht gegen eine Zuchtverwendung keine Bedenken bestehen. Gleichzeitig bestätigt der Tierarzt, dass bei dem Tier in Bezug auf die Kniescheibenluxation keine Erkrankung festgestellt wurde. Das Tier ist röntgenologisch auf HD Hüftgelenkdysplasie zu untersuchen. Die Röntgenaufnahme ist durch einen festgelegten Gutachter auszuwerten. Das für die die Zucht noch zulässige Ergebnis lautet HD C (leichte HD). Tiere mit HD D und E (mittlere und schwere HD) werden von vornherein von der Zuchtverwendung ausgeschlossen. Vorgelegt werden muss weiterhin ein Impfausweis, aus dem ersichtlich ist, dass das Tier regelmäßig geimpft wurde.

Es wird die Vorlage von mindestens 2 Ausstellungsergebnissen erwartet, von denen ein Ergebnis in der Jugendklasse erworben worden sein kann. Ein Ergebnis muss in der offenen Klasse erworben werden. Die erreichte Mindestformwertnote lautet in der Jugendklasse gut, in der offenen Klasse sehr gut. Das Mindestalter zur Vorstellung auf einer Zuchttauglichkeitsprüfung beträgt 18 Monate. Das Mindestzuchtalter für Rüden liegt bei 18 Monaten, für Hündinnen bei 24 Monaten. Ein Zuchthöchstalter für Rüden wurde nicht festgelegt, das Zuchthöchstalter für Hündinnen beträgt 8 Jahre.

Eine Hündin darf nicht mehr als einen Wurf pro Kalenderjahr aufziehen. Zwischen den Würfen muss ein zeitlicher Mindestabstand von 9 Monaten eingehalten werden. Die Zeitspanne zählt von Decktag zu Decktag. Behält eine Hündin mehr als 8 Welpen, so muss der Hündin bis zum nächsten Wurf eine Schonfrist von 18 Monaten eingeräumt werden.

Ergibt die Kontrolle der Nachzucht, dass gehäuft Fehler oder Mängel festgestellt werden, so kann für ein Zuchttier eine ausgesprochene Zuchtzulassung widerrufen werden. In Vorbereitung ist eine Wesensprüfung um sicherzustellen, dass keine Tiere zur Zucht eingesetzt werden, die entweder aggressiv oder charakterschwach und ängstlich sind. Es wird nie ganz ausgeschlossen werden können, dass Tiere mit bestimmten Mängeln geboren werden. Mit Zahnfehlern oder Gebissanomalien kann ein Tier durchaus leben. Das Leiden HD kann, wenn erkannt und dem Tier Hilfe angeboten wird, es nicht zur Leistungsarbeit eingesetzt wird und richtige Fütterung erfolgt, gemildert werden. Hunde sind keine Nutztiere, die bei erkannten Mängeln in den Kochtopf wandern. Es gibt in den meisten Fällen keinen Grund, ein Tier wegen einem Mangel zu töten. Eine weitere Zuchtverwendung muss aber auf jeden Fall ausgeschlossen werden. Die Zuchtordnung verpflichtet den Verein zur methodischen Bekämpfung erblicher Defekte. Ganz ausschließen kann man aber ein Auftreten gewisser Fehler nicht. Das sollten auch manche Kritiker bedenken."

Soweit die Auszüge aus den Zuchtbestimmungen. Sinnvoll ist es natürlich, besonders auf die Gesundheit der Hunde zu achten, denn wie geschrieben, mit kleineren Fehlern kann Hund und Mensch leben, geht es an die Gesundheit, sieht das Leben eines so "geplagten" Hundes anders aus.

Foto: Rita Paeper

Der Standard

Standart FCI Nr. 252b FCI Gruppe 1

Ursprung

Polen

Verwendung

Hirtenhund und Wachhund. Sein stattliches Auftreten und sein schönes Aussehen machen ihn zu einem guten Begleithund.

Allgemeines Erscheinungsbild

Sein kompakter und starker Körperbau lassen auf große Kraft und Beweglichkeit schließen.

Wichtige Proportionen

Format rechteckig. Die Rumpflänge des Rüden etwas kürzer als die der Hündinnen. 

Verhalten/Charakter (Wesen)

Von ruhiger Wesensart, gelehrig und wachsam

Kopf

Der Kopf ist trocken und in gutem Verhältnis zur Körpergröße; sowohl in der Bewegung als auch im Stand wird er mittelhoch getragen.

Oberkopf

Foto: Rita Paeper 

Schädel Von der Seite gesehen ist der Schädel leicht konvex; die Stirnfurche ist wenig ausgeprägt.

Stop Deutlich ausgeprägt, aber ohne scharfen Absatz.

Gesichtsschädel

Nasenschwamm Von schwarzer Farbe, von mittlerer Größe, mit gut geöffneten Nasenlöchern.

Fang Stark, sich allmählich verjüngend; er ist etwas länger oder gleich lang wie der Schädel. Der Nasenrücken ist breit.

Lefzen Gut anliegend, straffe Lippen sind erwünscht, der Lippensaum ist von dunkler Farbe.

Zähne Stark, regelmäßig eingesetzt; Scheren, Zangengebiss zulässig.

Augen Mittelgroß, etwas schräg gestellt, ausdrucksvoll; Iris dunkelbraun; Lidränder von dunkler Farbe.

Ohren Auf Höhe des äußeren Augenwinkels oder etwas höher angesetzt, mittellang, ziemlich dick, dreieckig, dicht behaart; der Vorderrand des Ohres berührt den Kopf; Ohrmuschel beweglich.

Hals

Mittellang bemuskelt, ohne Wamme. Reichlich Halskrause. Die Nackenlinie erhebt sich über der Rückenlinie.

Körper:

Lang und massiv.

Widerrist Ausdrücklich betont, breit

Rücken Gerade, breit

Lenden Breit, gut angesetzt.

Kruppe Leicht schräg abfallend.

Brust Tief

Rippen Schräg gestellt, etwas flach

Bauch Sehr wenig aufgezogen.

Rute

Nicht zu hoch angesetzt, unterhalb der Rückenlinie getragen; in Erregung über der Rückenlinie erhoben, jedoch nicht aufgebogen; nach unten hängend reicht bis zum Sprunggelenk; sie kann am Ende eine leichte Biegung aufweisen.

Typvoller, 16 Monate alter Rüde
Foto: Rita Paeper

Gliedmaßen

Vorderhand Vorderläufe gut bemuskelt, mit starkem, nicht zu schweren Knochengerüst; von vorne gesehen gerade und senkrecht.

Schulterblatt Leicht schräg gestellt, gut am Körper anliegend.

Vordermittelfuß Etwas schräg nach vorn gerichtet

Pfoten Die dicht anliegenden Zehen bilden ovale, faustähnliche, ziemlich große Pfoten. Die Zehenzwischenräume sind behaart. Die Ballen sind stark, derb und dunkel pigmentiert. Krallen stark, stumpf, von dunkler Farbe.

Hinterhand Hinterläufe von hinten betrachtet senkrecht; von der Seite gesehen etwas rückwärts gestellt, mäßig gewinkelt.

Hintermittelfuß Senkrecht

Pfoten wie die Vorderpfoten

Haarkleid

Haar An Kopf und Fang, an der Vorderseite der Vorderläufe und an den Hinterläufen von Sprunggelenk nach unten ist das Haar kurz und dicht. An Hals und Rumpf ist das Haar lang, dicht, gerade oder leicht gewellt, zum Anfassen hart. Unterwolle reichlich. Am Hals eine ausgiebig entwickelte Krause; Oberschenkel mit reichlichem langen Haar, das lange Haar an der Rute bildet eine Fahne.

Farbe Einheitlich weiß, kleine cremefarbige Flecken sind unerwünscht.

Rüde, 5 Jahre alt
Foto: Rita Paeper

Größe

Widerristhöhe für Rüden:

65 - 70 cm

für Hündinnen:

60 - 65 cm

Fehler

Jede Abweichung von den vorstehenden Punkten muss als Fehler angesehen werden, dessen Bewertung in genauem Verhältnis zum Grad der Abweichung stehen sollte.

  • stark ausgeprägte Stirnfurche,
  • Nasenschwamm, Lefzenrand und Lidränder ungenügend pigmentiert,
  • helles Auge (sog. Bärenauge),
  • Entropium,
  • Ohren hoch angesetzt, nach hinten gerichtet oder kupiert ,
  • Hals waagerecht getragen,
  • überbaute Hinterhand,
  • Rute ständig über der Rückenlinie getragen,
  • Afterkrallen,
  • Haar in den Zwischenzehenräumen fehlend,
  • Halskrause und Fransen an den Gliedmassen ungenügend ausgebildet.
Ausschließende Fehler
  • schwach betonter Stirnabsatz,
  • spitzer Fang,
  • mehrere fehlende Zähne,
  • Vorbiss und Rückbiss ,
  • Ektropium,
  • Haarkleid kraushaarig oder seidig,
  • fehlende Unterwolle,
  • geflecktes Haarkleid,
  • Nervosität,
  • Hund scheu oder ausgesprochen aggressiv.

N.B. Rüden müssen zwei offensichtlich normal entwickelte Hoden, welche sich vollständig im Hodensack befinden, aufweisen.

Was nicht im Standard steht

"Arbeitshund"
Foto: Wolfgang Siegel

Das Wesen oder der Charakter

Auf wundersame Weise sind die drei weißen Rassen auch sehr unterschiedlich im Charakter. Allerdings werden dies Unterschiede immer den anderen Rassen angehängt, wenn es um negative Eigenschaften geht.

So schreibt Roswita Hirsch-Reiter über den Podhalanski:

"Charakter: Ausgeglichen, ruhig, grundsätzlich friedlich, zurückhaltend gegenüber Fremden, manche Exemplare neigen zu Scheu. Anhänglich, treu und liebevoll mit den eigenen Leuten.

Und über den Slovensky Cuvac:

"Charakter: Lebhaft, gelehrig, arbeitsfreudig, anhänglich und treu in der Familie, vorsichtig gegenüber Fremden. Gutmütige Grundstimmung.

Beachtet man die feinen Unterschiede, so wäre der Slovensky den anderen Rassen vorzuziehen. Dies wird sicher der Grund gewesen sein, warum die Zuchtleiterin des Slovensky Cuvac Clubs dieses Buch derart positiv beschrieben hat. Diese unterschwelligen Unterstellungen sind aber wenig hilfreich, denn sie sind keineswegs rassetypisch. Im übrigen findet man etwas oder gelegentlich scheue Hunde bei allen Rassen und dies hat immer einen Grund.

Hilfreicher ist da schon die Beschreibung des Podhalanskis von Herbert Jahn, er schreibt nämlich:

"Doch nicht nur das äußere Erscheinungsbild lag den Anhängern der Rasse am Herzen, sie wollten auch den Charakter der Tiere verbessern, galten doch die Owczarki als sehr scharf. Durch Veränderung der Haltungsbedingungen und züchterische Maßnahmen erreichte man ein freundlicheres Wesen der Hunde.

Als besonders hilfreich bei diesen Bemühungen erwiesen sich die Deckrüden Dunay (Züchter Jozef Ustupski aus Poronin), Bacus (Edward Szkaradka) sowie Harnas und Bartus z Liptokow (Wladyslaw Gasienica-Staszeczek aus Zakopane)."

Foto: Wolfgang Siegel

Mit dieser Beschreibung wird ein Problem aufgegriffen, dass es bei allen Hirtenhunden in allen Ursprungsländern gibt. Der Grund hierfür ist ein ganz simpler. Es wurden im Lauf der letzten Jahrzehnte unterschiedliche Ansprüche an die Hunde gestellt. Als Beispiel kann ich anführen, dass der Sarplaninac Züchter Dragan Drndarski auch immer wieder Hunde an Hirten verkauft. Die haben natürlich lieber einen etwas wachsameren Hund, als der Käufer eines Hundes, der mit vielen Nachbarn lebt, die auf das Gebelle eines Hundes verzichten können. Solche Verhaltensmuster sind aber nicht rassetypisch, sie müssen während der Sozialisierung erlernt und trainiert werden.

Auch der Podhalanski hat die typischen Eigenschaften eines Hirtenhundes und die sind: Ein gewisser Eigensinn und eine große Selbstständigkeit. Damit ist dann gemeint, dass man dien Hund nicht für alles einsetzen kann, was so manchem Hundehalter wichtig ist. Ein Beispiel beschreibt Wolfgang Siegel:

"In den Kriegen wurden diese Hunde auch als Grenzgänger beim Militär eingesetzt, allerdings ist er hierfür nicht unbedingt geeignet, da er sehr selbstständig arbeitet, deshalb wurde dies auch nicht weiter forciert."

"Vielleicht macht Agility ja doch Spaß?!"
Foto: Rita Paeper

Er meint daher:

"Man sollte sich immer darüber im Klaren sein, dass der Hund seine Selbstständigkeit bewahrt hat und niemals mit den Gebrauchhunderassen unserer Breitengrade zu vergleichen ist. Wer hier nicht umdenken will, sollte z. B. beim Deutschen Schäferhund bleiben."

Mit seiner sehr hohen Reizschwelle ist der Podhalanski eher für andere Aufgaben und Beschäftigungen geeignet. Dazu fand ich bei Herbert Jahn einen interessanten Hinweis:

"Mittlerweile werden O. P.'s in Polen zu Blindenführhunden geschult und gehen erfolgreich dieser Tätigkeit nach. Außerdem werden sie als Therapiehunde bei geistig und körperlich behinderten Kindern eingesetzt."

Abgesehen davon, dass mir persönlich solche Aufgaben für Hirtenhunde viel besser gefallen, als alberne Übungen auf "Hundeplätzen" und in Hundeschulen, kann ich mir eine derartige Verwendung sehr gut vorstellen, weil sie dem Naturell der Hirtenhunde entspricht. Unsere Kaukasen-Hündin könnte ich eigentlich auch morgens im Kindergarten abliefern und am Abend wieder abholen. Sie hätte Kinder in kürzester Zeit zu Hundefans gemacht, nur wegen ihrer ruhigen und besonnenen Art.

Hirtenhunde und Kinder
Foto: Rita Paeper

Immer wieder kann man beobachten, dass sich Hirtenhunde und natürlich auch der Podhalanski nicht gerne von Fremden anfassen lassen. Daher meine ich, dass das schon zum Charakter der Rasse gehört. Von einigen wird das als Scheu ausgelegt, was allerdings falsch ist. Richtiger kann man derartiges Verhalten als "angeborene Zurückhaltung" bezeichnen.

Bevor ich nun wiederhole, was ich bereits in anderen Rassebeschreibungen über den Charakter eines Hirtenhundes geschrieben habe, verweise ich lieber auf die Portraits des Kuvasz und Komondor, sowie des Slovensky Cuvac. Wichtig ist mir aber schon, dass auch der Podhalanski aufgrund seiner sehr hohen Reizschwelle ein sehr guter Familienhund ist. Sein Umgang mit allen Bewohnern ist immer geprägt durch seine Souveränität. Allerdings gilt auch bei ihm, dass er sorgfältig sozialisiert werden muss. Aber das gilt auch wieder für alle Hunderassen, egal ob Hirtenhund oder nicht.

Auch der Podhalanski ist wie seine beiden sehr engen Verwandten Slovensky und Kuvasz nicht der große Held, als der er oft dargestellt wird. Begriffe wie grenzenlos ergeben und tapfer und ähnliches stimmen einfach nicht und sind sinnlose Übertreibungen. Auch das oft beschriebene imposante Erscheinungsbild ist übertrieben, denn jede Rasse hat etwas imposantes und je größer diese dann ist, umso mehr wirkt sie auf viele Menschen so. Bei unserem ersten Kaukasen haben wir auch gesagt, ist der groß. Nach wenigen Wochen empfanden wir ihn schon als normal und damit war es mit der Imposanz vorbei.

Bei fast allen Beschreibungen von Hirtenhunden habe ich die Behauptung gefunden, man müsse ihre Eigenheiten und Bedürfnisse kennen, um ihren Charakter verstehen zu können. Diejenigen, die so etwas behaupten, sollten sich mal überlegen, ob man das nicht über alle Hunderassen schreiben kann. Denn ein Jagdhund, ein Schutzhund und selbst der verwöhnteste Schoßhund hat sie.

Foto: Polnisches Fremdenverkehrsamt in Deutschland

Wie alle Hirtenhunde ist auch der Podhalanski ein ausgesprochener "Spätentwickler". Zwar hat er mit etwa einem Jahr meistens seine endgültige Höhe schon erreicht, aber er kann bis zum 4. Lebensjahr sich noch verändern, sowohl körperlich, wie auch geistig.

Während dieser Zeit wirken die Hunde manchmal übertrieben zurückhaltend oder gar etwas ängstlich. Das sind aber nur momentane Phasen, die sich sehr schnell wieder ändern. Und sie haben mit dem endgültigen Charakter eines Hirtenhundes nichts zu tun. Allerdings sollte man auf diese Phasen nicht mit besonderer Rücksicht oder noch schlimmer, mit Druck in der Erziehung reagieren.

Haltung

Durch die geänderten Bedingungen im Ursprungsland verändern sich natürlich auch die Haltungsbedingungen. So schreibt Wolfgang Siegel über die Haltung in Polen:

"Heute wird der Owczarek Podhalanski überwiegend als Hof- und Wachhund gehalten, da aufgrund, dass die Hohe Tatra zum Nationalpark erklärt wurde, kaum noch Schafherden vorhanden sind. Leider leidet die Zucht dadurch auch in Polen, da man sich hier mehr und mehr anderen Hunderassen widmet und man kann nur hoffen, dass sich die Polen wieder auf ihren "Nationalhund" besinnen."

Meinen tut er mit andere Rassen hauptsächlich Kaukasen, die in Polen seit Anfang der 80er Jahre gehalten und gezüchtet werden. Diese Hunde stammen zum größten Teil aus der ehemaligen DDR.

Über die Haltung in Deutschland streiten sich wie bei anderen Rassen auch die sogenannten Experten seit Jahren.

Meiner Meinung nach kann man keinen Hirtenhund und damit auch den Podhalanski nicht ausschließlich im Haus halten. Eine derartige Haltung ist zu "reizarm" und wer hat schon ein so großes Haus, dass ein Hund immer genügend Rückzugsmöglichkeit hat? Außerdem beobachte ich immer, dass im Haus gehaltene Hunde zwar Haare haben, aber leider kein Fell.

Der schon in einer ganzen Reihe von anderen Rassebeschreibungen gegebene Rat, ein Hirtenhund solle selbst entscheiden, wo er sich aufhält, kann auch beim Podhalanski nur wiederholt werden. Aber dazu gehört auch, dass man entweder für bestimmte Situationen oder für bestimmte Tageszeiten einen sehr großen Zwinger oder ein großes Gehege hat, indem der Hund eine Zeit des Tages verbringt. Wir können an dieser Haltung nichts verwerfliches finden und unsere Hunde sind der lebende Beweis dafür, dass eine solche Haltung sehr wohl möglich ist, aber die Hunde trotzdem ein sehr gutes Verhalten zeigen und sehr menschenbezogen sind. Außerdem können draußen gehaltene Hunde ihrem Bedürfnis, wachsam zu sein, wesentlich besser nachkommen. Eine Kettenhaltung lehnen auch wir natürlich ab.

Bacus, Granja, Istra
Foto: Wolfgang Siegel

Zur Haltung gehört auch das "Gassigehen". Wie bei den anderen Rassen schon beschrieben, es muss nicht eine "Siebenmeilentour" sein, herunter gerannt in einer bestimmten Zeit. Auch der Podhalanski möchte gerne und in aller Ruhe erforschen, was es seit gestern neues gibt und daher sollte er die zeitliche Länge seines Spazierganges selber bestimmen können. Daraus ergibt sich zwar, dass man ihn gelegentlich auch zum Joggen mitnehmen kann, aber die Regel darf das nicht werden.

Foto: Rita Paeper

Weil unterdessen auch von zahlreichen Hundehaltern propagiert wird, Hunde gehörten immer an die Leine, will ich hier ganz klar dagegen schreiben. Alle Hunde, Rassehunde oder Mischlinge, brauchen Freiräume und damit natürlich auch ein Hirtenhund. Wer also keine Möglichkeit hat, seinem Hund diesen Freilauf zu gewähren, sollte es mal mit einem dieser wunderschönen Stoffhunde von Steiff probieren, oder etwas exklusiver, einen Keramik- oder Porzellanhund halten. Von lebendigen und eigene Bedürfnisse habenden "richtigen Hunden" sollte man dann lieber die Finger lassen. Dies schreibe ich nicht nur im Interesse der Hunde, sondern auch in dem der Menschen, denn ein derartig eingeschränkter Hirtenhund wird kein gutes Familienmitglied werden. Auswirken kann sich das in vieler Hinsicht. Unangenehm wird es dann, wenn z. B. Kangal Besitzer auf Mailinglisten fragen, wie sie ihren Hund wieder einfangen können, der einmal ohne Leine, längst das Weite gesucht hat und evtl. nach Stunden wieder auftaucht. Oder aber gar nicht mehr kommt, wie ich mal auf einer Do-khyi-Seite gelesen habe.

Wir brauchen keine Leine
Foto: Wolfgang Siegel

In einigen Seiten las ich, dass die ersten Hunde, die aus den ländlichen Gegenden in die Städte kamen, elendig zu Grunde gegangen wären, da sie die beengten Verhältnisse nicht ertragen konnten. In gewisser Weise ist vielleicht immer ein wenig Wahrheit an Legenden, denn noch heute sind Hirtenhunde selbstständig und benötigt Platz. Daher sind sie für die Stadt überhaupt nicht geeignet.

Falls übrigens die so oft gequälte und falsche Behauptung, Hirtenhunde seien nachtaktiv, tatsächlich stimmen sollte, ist eine Haltung in dicht besiedelten Gebieten sowieso kritisch, denn der Ärger mit bellenden Hunden füllt in deutschen Gerichten wahre Aktenberge. Um dies zu unterbinden, müsste dann mal wieder der Hund auch bei Nacht im Hause leben. Unsere Hunde wollten das nicht, denn die letzten "Gassigeher" so gegen Mitternacht darf und kann man einfach nicht verpassen.

"Kommt noch wer?"
Foto: Wolfgang Siegel

Pflege

Auch für den Podhalanski gilt, trotz seiner weißen Farbe ist er nicht empfindlicher, als andere Hirtenhunderassen. Denn auch er hat einen sehr hohen Fettgehalt seines Felles und daher ist er wie andere Rassen auch sozusagen selbstreinigend. Das heißt dann, während des Haarwechsels oft bürsten, ansonsten sehr wenig während dem Rest des Jahres. Auch baden ist völlig überflüssig, es sei denn, er war in besonders guten Hinterlassenschaften zum Wälzen. Dann hilft eben nichts anderes. 

Arbeitshund, auch der wird wieder "weiß"
Foto: Wolfgang Siegel 

Wichtig ist allerdings eine regelmäßige Kontrolle der Ohren. Wie bei allen schlappohrigen Rassen richtet sich diese Kontrolle nach der Dichte und Menge der Haare auf den Ohren. Je mehr Haare, umso schwerer sind diese und liegen stärker an. Dann wird das Innere des Ohres schlechter durchlüftet. Ein Hirtenhund mit dem richtigen Haarbesatz auf den Ohren hat beim Rennen "fliegende Ohren". 

Eigentlich ist eine Pflege oder Kontrolle der Krallen nicht notwendig, wenn ein Hund regelmäßig auch auf festem Untergrund läuft. Bewegt er sich aber hauptsächlich auf sehr weichem Grund oder tritt durch, sollte man auch diese gelegentlich kontrollieren und bei Bedarf kürzen. 

Foto: Wolfgang Siegel 

Eine gelegentliche Kontrolle auf Ungeziefer sollte natürlich selbstverständlich sein, aber der Genauigkeit halber will ich es erwähnen. Ebenso übrigens immer eine Kontrolle des Gebisses, denn je nach Futter wird früher oder später Zahnstein auftreten. Rechtzeitig erkannt, ist es kein großer "Akt", ihn vom Tierarzt entfernen zu lassen. Wie auch bei Menschen hilft hier regelmäßiges "Zähneputzen". Unsere Hunde tun dies jeden Abend mit einem steinharten Hundekuchen. 

Zakopane 1978
Foto: Dorette Knobbe

Erziehung 

Vor einiger Zeit bekam ich zwei Videos aus Yugoslawien, auf ihnen waren eine ganze Reihe von Zuchtstätten zu sehen. Mit Erstaunen habe ich gesehen, wie sozial die Hunde untereinander und im Umgang mit Menschen waren. Daher denke ich, an erster Stelle in der Erziehung sollte dieses Sozialverhalten stehen. 

Hier trennt sich bei vielen Züchtern bereits die Spreu vom Weizen, denn gerade dort werden die Voraussetzungen geschaffen, wie ich sie auf dem Video gesehen habe. Züchter, die ihre Welpen, junge und erwachsene Hunde bereits beim Füttern trennen, sie isoliert unter Wärmelampen aufziehen und ähnliches, sind "schlechte" Züchter, auch wenn sie Mitglied in einem Rassehundezuchtverein und dem VdH sind. 

Gemeinsam leben ...
Foto: Wolfgang Siegel 

Gerade im Moment wieder, ausgelöst durch Beißunfälle, stellt sich die Frage, sind Hirtenhunde auch für Kinder geeignet. Die Antwort kann nur lauten, wenn Kind und Hund immer unter Aufsicht der Erwachsenen stehen, sind diese Hunde und damit auch der Podhalanski prima Kumpel. Allerdings sollten dann wir Erwachsene beide mit der nötigen Konsequenz anleiten. 

Nico + Fadr
Foto: Rita Paeper 

Wer im Rahmen seiner Hundeerziehung glaubt, sein Hund müsse auf irgendeine andere Art außerhalb der täglichen Spaziergänge und der Beschäftigung zuhause noch eine andere Betätigung haben, hat sicher auch bei einem Hirtenhund einige Möglichkeiten. 

Einige Dinge aber sollte man bleiben lassen: Schutzdienst auf einem Hundeplatz. Oder so etwas entwürdigendes, wie Dog-dancing. Oder Agility nur sehr eingeschränkt, denn dazu sind die Hunde zu groß und diese Art des Hundesportes ist eher für "Schaffer" geeignet. 

Mit einem Hirtenhund an einer Begleithundeausbildung teilzunehmen, ist sicher für Hund und Halter/in interessant. Allerdings bin ich nicht dafür, dass man das erlernte "Fußgehen" dann auf jedem Spaziergang zur Pflicht macht. Sehr interessant für einen Podhalanski ist sicher die Ausbildung zum Fährtenhund, denn aufgrund seiner natürlichen Neugier suchen diese Hunde sehr ausdauernd. Wer anschließend noch Lust, Laune und Zeit hat, könnte sich überlegen, aus seinem "Weißen" einen Rettungshund zu machen. Damit wäre er übrigens nicht der erste. 

Alle diese "Zusätze" sind allerdings nur dann empfehlenswert, wenn man den richtigen Hundeplatz oder Trainer/in gefunden hat. Da mangelt es für Hirtenhunde in Deutschland gewaltig. 

Zusammengefasst kann man dann sagen, bei allen zusätzlichen Ausbildungen sollte man eines immer berücksichtigen, die Würde und die Eigenheiten der Hirtenhunde. Wer diese außer Acht lässt, sollte allerdings auch die Finger von allen Hunden lassen, denn sie sind keine Maschinen, Olympiasieger und auch keine Sportgeräte. Berücksichtigt man diese Überlegungen, kommt man vielleicht von alleine drauf, Spaß haben und auch Gehorsam lernen kann man auch ohne teure und oft überflüssige Trainer/inen und Hundeplätze. Denn jede Wiese ist im Grunde genommen ein Übungsgelände.

In einer Informationsbroschüre des APH fand ich den Hinweis, man solle den jungen Hund von Anfang an einen "Kotplatz" gewöhnen. Dies ist in meinen Augen nicht richtig. Zwar bin ich auch dafür, dass der neue Hausbewohner schnell "stubenrein" wird, aber immer ein und denselben Ort für die "Geschäfte" zu benützen muss aus verschiedenen Gründen nicht sein.

Nicht nur unsere Hirtenhunde, auch die anderen Rassen, haben sich ihre Plätze selber gesucht und die waren je nach Veranlagung mal versteckt, z. B. unter Büschen, oder einfach direkt am Weg. Unsere Kaukasin wechselt immer wieder die Stellen und ich denke mir, sie tut dies unter anderem auch aus hygienischen Gründen. 

"Toben ist schöner als Training!"
Foto: Rita Paeper 

Auch die Idee, einem gerade eingezogenen Hund seinen Schlaf- oder Ruheplatz zuzuweisen, halte ich für falsch. Unsere Hunde sind keine Kinder, die ihr festes "Kinderzimmer" oder eine Spielecke haben. Daher suchen sie sich ihre Plätze selber, die können im Winter auf dem angenehm warmen Teppich sein und im Sommer im Keller. Will dann ein Hund unbedingt seinen Tag draußen verbringen, wird er einen zugewiesenen Platz auch nicht akzeptieren. 

Für eine gute Idee halte ich das Kapitel "Vorstellung beim Tierarzt". Gut deshalb, weil es im Rahmen einer "umweltgerechten" Erziehung gut ist, wenn ein Hund seinen Tierarzt nicht nur als Spritzen gebendes "Monster" kennenlernt, das ihm immer weh tut, sondern als normalen Menschen, der streichelt, untersucht und immer ein Leckerli parat hat. Unsere Hunde mögen unsere beiden Tierärzte sehr, denn die Begegnung mit denen ist immer positiv. Im übrigen sollte der Tierarzt den Hund so gut kennen, dass er z. B. die Besitzer an Impftermine erinnert und die Besitzer über gesetzliche Neuigkeiten rechtzeitig informiert. 

 

Nicht das ganze Leben ist so behütet
Foto: Rita Paeper 

Natürlich gehört zur Erziehung auch das Gewöhnen an die neue Umwelt. Allerdings sollte man dabei ein gesundes Mittelmaß finden, in welcher "Menge" man einem jungen Hund diese Eindrücke vermittelt. Christiane Rohn schreibt zu Recht in ihrem Buch, sehr viele Hunde werden durch "Reizüberflutungen" ängstlich (Christiane Rohn: "Man nennt mich Hundeflüsterin", siehe auch Buchbesprechung im "Kaukasen-Blättle" Nr. 04/2005). 

Sollte ein Hundebesitzer, oder einer, der es gerade geworden ist, vorhaben, mit seinem Hund Ausstellungen zu besuchen, gehört es natürlich zu der Erziehung eines Hundes, diesen darauf vorzubereiten. Für einen Podhalanski ist es keine Selbstverständlichkeit, sich von Fremden in den Mund schauen zu lassen, oder die Hoden kontrollieren zu lassen. Auch sollte man den richtigen "Benimm" im Ring üben. Dazu gehört z.B., dass nicht unnötig "rumgemault" wird. 

Arek v. Gora
Foto: Rita Paeper

Wegen mangelnden Wissens will ich auf das Kapitel "Ernährung" nicht eingehen. Lediglich im Rahmen der Erziehung hätte ich ein paar Tipps parat. So sollte ein Podhalanski, wie die anderen Hirtenhunde auch, zweimal am Tag gefüttert werden. Dies führt zu einer regelmäßigeren und besseren Verdauung und beugt damit eventuell einer Magendrehung vor, die mit "vollem Kessel" eher auftreten kann. 

Außerdem kann man bei der Gelegenheit dem Hund gleich beibringen, dass der Futternapf leer gefressen wird. Vor allem Nassfutter sollte nicht solange stehen bleiben, da es sonst verdirbt. Unsere Hunde bekommen daher ihren Napf von uns gehalten. Da sie sehr gute "Esser" sind, ist er schnell leer und anschließend gibt es während unserer Spiele noch Leckerlis aus der Hand. Diese Art "Handfütterung" macht so etwa ein Viertel der gesamten Futtermenge aus. 

Welpenkauf 

Viele Wege führen nach Rom und so kann man auf vielerlei Arten einen Podhalanski kaufen. Die schlechteste ist sicher der Hundehandel. Eigentlich ist Handel nichts schlechtes, aber beim Kauf von Lebewesen sollte man ihn großräumig umgehen. Hundehändler sind am Profit interessiert und meistens nicht an gesunden, guten und charakterfesten Hunden.

Die zweitschlechteste Möglichkeit ist nach meinem Eindruck aus Gesprächen mit Haltern, Züchtern und Funktionären des Rassehundeclubs der Kauf eines Hundes im Ursprungsland, also in Polen. Dies deswegen, wie mir gesagt wurde, eine ganze Reihe von Hunden kämen nach Deutschland mit einem Röntgenergebnis von HD-A und wenn man hier nachröntgt, haben sie eine alles andere als saubere Hüfte. Da kann dann natürlich vermutet werden, dass mit so geröntgten Hunden auch gezüchtet wird. 

Akascha v. Gora, 10 Wochen alt
Foto: Rita Paeper 

Bliebe als nächstes der Kauf eines Hundes bei einem Liebhaber der Rasse, der einfach aus purem "Spaß an der Freud" mit seiner Hündin einen Wurf gemacht hat und die Welpen sehr gut und liebevoll aufzieht. Auf diesem Wege kann man immer zu einem guten Hund kommen, der vielleicht nicht gerade der schönste Hund wird, aber einen guten Charakter hat. 

Zu guter Letzt bliebe der Kauf beim Züchter. Diese splitten sich auf in diejenigen, die über einen Verein züchten, der dem VdH angehört und solche, die außerhalb des VdH züchten. Fragt man einen Züchter jeder "Fakultät", wer besser ist, kann man sich die Antwort selber ausrechnen. 

In anderen Rassebeschreibungen habe ich sehr unterschiedliche Standpunkte vertreten. So würde ich einen Kaukasen und auch Centralasiaten auf keinen Fall bei einem Züchter kaufen, der Mitglied im "Kaukasischen Owtscharka Club" ist, sondern bei Züchtern, die außerhalb des VdH züchten. Einen Sarplaninac würde ich noch nicht einmal in Deutschland kaufen, so schlecht sind die Hunde. So gesehen ist der JHK ein absolut abschreckendes Beispiel und es ist nicht zu verstehen, dass hier der VdH nicht eingreift. 

Nach meinem Eindruck sollte man einen Podhalanski bei einem Züchter kaufen, der Mitglied im rassebetreuenden APH ist. Allerdings ist diese Empfehlung mit dem Zusatz versehen, sich diesen Züchter und seine Bedingungen sehr genau anzuschauen. Die Beschreibungen, die ich in der Infobroschüre des Vereines, geschrieben von Heinrich Schmidt, fand, haben bei einigen Sätzen schon Unwohlsein bei mir ausgelöst. 

Einige Beispiele: 

Wenn ein Züchter die schon beschriebenen Geschichten mit dem angelernten Kotplatz und dem zugewiesenen Schlafplatz erzählt, meine ich, dass er von seiner Rasse nicht viel versteht. 

Aufzucht sozusagen in Watte eingepackt ist keine gute Aufzucht. Wärmelampen und Heizungen in der Wurfkiste, relativ frühes Trennen der Mutter zu deren Entlastung von den Welpen stundenweise und ähnliches schadet den Welpen. 

Fütterung getrennt voneinander, d. h., jeder hat seinen eigenen Napf, schadet mehr, als es angeblich nützt und fördert nicht gerade den sozialen Kontakt untereinander.

 

Wenn Hund und Katz beim Züchter zusammenleben,
dann klappts auch im zukünftigen Leben
Foto: Rita Paeper 

Zu einem Züchter gehört immer auch ein Rassehundezuchtverein. Die Erfahrungen mit diesen lassen mich in den letzten Jahren zu einem immer negativeren Bild kommen. Über den Kaukasenverein habe ich schon geschrieben und auch der Jugoslawische Hirtenhunde Club ist seit einigen Jahren ein "wahres Schmuckstück" geworden. 

Inwieweit der allgemeine Club für polnische Hunderassen ein anderes Verständnis von Clubarbeit hat, kann ich schwer beurteilen. Positiv fiel der Club auf der Rassenhundeausstellung in Hannover 2004 auf. Dort war er mit einem Infostand vertreten und Dorette Knobbe empfand die Informationen als kompetent und ausführlich (siehe auch Beitrag im "Kaukasen-Blättle" Nr. 01/2005). 

In der clubeigenen Infobroschüre schreibt dazu Heinrich Schmidt:

"Überzeugen Sie sich von der ehrlichen Arbeit dieses Clubs und scheuen Sie sich nicht, Mitglied zu werden. Die Rassehundeclubs im VDH betreuen nicht nur Züchter, sondern stehen allen Rassehundeliebhabern zur Verfügung.

Auf Mitgliederversammlungen werden Fachvorträge von Tierärzten, Kynologen und Versicherungsvertretern angeboten, die sich großer Beliebtheit erfreuen. Auf gemeinsamen Ausflügen und Hundespaziergängen treffen sich Gleichgesinnte und tauschen ihre Erfahrungen mit den geliebten Vierbeinern aus. Um für die Hunde zu werben und um an die Öffentlichkeit zu treten, werden Rassehundeausstellungen organisiert."

Die "Geschichte" mit den Hundespaziergängen kann ich bestätigen und auch, wie wichtig diese für Hund und Halter sind.

Spaziergang
Foto: Rita Paeper

Zusammengefasst kann man also schreiben, einen Podhalanski sollte man in Deutschland bei einem Züchter kaufen, der Mitglied im APH ist. Wer ganz gute Beziehungen in das Ursprungsland hat und dortige Züchter wirklich gut kennt, bekommt auch dort einen guten Hund. Denn ich möchte natürlich nicht die polnischen Züchter alle über einen Kamm scheren.

In einer anderen Rassebeschreibung habe ich geschrieben, man solle bei Züchtern auch darauf achten, ab welchem Alter sie ihre Zuchthunde einsetzen. Daher will ich nicht alles wiederholen, aber man sollte darauf sehen, dass einem Züchter das Wohlergehen seiner Hunde wichtiger ist, als ein früher Einsatz in der Zucht. Hirtenhunde und damit auch der Podhalanski sind "Spätentwickler. Dies gilt sowohl für den Charakter, wie auch für die körperliche Entwicklung. Daher würde ich einen Welpen nur von Elterntieren kaufen, die mindestens so um die 2 Jahre alt sind.

Auf zu neuen Ufern!
Foto: Wolfgang Siegel

Wer sorgfältig sucht und einem Züchter zuhört, erfährt eine ganze Menge über dessen Zucht. Während ich dieses Portrait schreibe, telefonierte ich mit einer Kaukasen-Züchterin. Sie erzählte mir am Telefon, ihre Hündin habe um halb drei den ersten Welpen bekommen und vor 17.00 Uhr sei alles vorbei gewesen und die Welpen bestens versorgt und ruhig. Das wäre ein Wurf ganz nach meinem Geschmack, zumal die Züchterin nie eingreifen, oder gar einen Tierarzt zuziehen musste.

Heinrich Schmidt schreibt über Züchter und ihre Qualifikation übrigens noch:

"Der Züchter muss sich durch Literaturstudium und Rücksprache mit dem betreuenden Zuchtwart sowie durch Teilnahme an Züchtertreffen über alle mit der Zucht im Zusammenhang stehenden Probleme informieren."

Und damit hat er recht. Auch das kann man in Gesprächen mit dem Züchter hinterfragen, denn wer an solchen "Veranstaltungen" teilnimmt, baut das zu Recht in seine Werbung ein. Denn Bildung hat noch keinem geschadet.

Wenn dann ein Welpe oder auch ein erwachsener Hund einzieht, meint der APH, gehöre auch zur Anschaffung der Abschluss einer Haftpflichtversicherung. Dem kann man nur zustimmen, denn es gibt immer Ärger, wenn der eigene Hund einen "Schaden" anrichtet: wird er gar in einen Unfall verwickelt, kann es richtig teuer werden. Daneben gibt es eine ganze Reihe von Versicherungen, die mehr oder weniger sinnvoll sind, z.B. "Tierlebensversicherungen, Unfallversicherungen bei Teilnahme an Sportveranstaltungen, Tier-, Reise- und Transportversicherungen für Fahrten zu Ausstellungen", so der APH.

"...und wann fahren wir wieder heim?"
Foto: Rita Paeper

Ausstellungen

An Ausstellungen teilzunehmen, ist Ansichtssache. Einerseits ist es für die meisten Züchter notwendig, sich dort zu zeigen, denn erst nach einer Bewertung dort können sie ihre Hunde zur Zucht zulassen, andererseits aber ist es ein Markt der Eitelkeiten. Seit wir Hirtenhunde haben, waren wir auf einer einzigen Ausstellung. Diese fand im Freien statt und war für unseren Hund angenehm im Gegensatz zu denen in der Halle. Gebracht hat sie uns nicht viel, denn wir waren mit dem Urteil des Richters (Heinrich Schmidt) absolut nicht einverstanden. Warum das so war, will ich nicht näher erklären, denn richten und beurteilen ist ein schwieriges "Unterfangen" und u. a. spielt auch der Geschmack und die Einstellung des Richters eine gewisse Rolle.

Dazu kommt, dass eben eine Ausstellung nur die Optik und den Pflegezustand eines Hunde berücksichtigt, wie der Charakter eines Hundes ist, spielt keine Rolle, solange er nicht durch Aggressivität und andere "Ausfälle" auffällt. Daher sparen wir uns derartige Veranstaltungen. Vielleicht würde sich unsere Einstellung ändern, wenn es auf diesen Veranstaltungen nicht derart stressig für Hund und Halter wäre und die Örtlichkeiten mehr nach den Bedürfnissen der Hunde gewählt würden.

Ein Kapitel in der Broschüre des APH ist mir noch wichtig, denn da bin ich aufgrund unserer eigenen Erfahrungen völlig anderer Meinung. Es heißt:

"Ein ausgewachsener Hund wechselt den Besitzer "

Dieses Kapitel will ich hier ungekürzt wiedergeben:

"Natürlich wechseln auch ältere Owczarek Podhalanski den Besitzer. Auch diese Tiere können neu eingewöhnt werden, dazu gehört aber noch mehr Geduld als zur Erziehung eines Junghundes. Einen ausgewachsenen Owczarek Podhalanski zu erwerben, möchte ich Anfängern in der Hundehaltung nicht empfehlen. Es muss Ihnen erst gelingen, das absolute Vertrauen des Tieres zu erringen. Der Hund muss Sie akzeptieren und Sie als "Rudelführer" anerkennen. Erst dann dürfen Sie mit der Erziehung beginnen. Es ist notwendig, behutsam den Charakter des Hundes zu studieren. Das ist nur möglich, wenn Sie Gelegenheit haben, ausführlich mit dem Vorbesitzer zu sprechen oder wenn Sie den Hund in seiner alten Umgebung erlebt haben. 

In den meisten Fällen trauern die Hunde den alten Besitzern nach, fressen schlecht, bellen und heulen viel und können zeitweise unansprechbar sein. Einige können auch eine vorher nicht gekannte Aggressivität entwickeln. Je mehr Zeit Sie für das Tier aufwenden, mit ihm spazieren gehen, versuchen das Tier zum Spielen zu animieren, ihm immer wieder beruhigend zureden, umso schneller wird sich das Tier Ihnen zuwenden." 

8 Jahre alt, aber immer noch topfit
Foto: Rita Paeper 

Bis auf einen unserer Hirtenhunde stammen alle aus dem Tierschutz, sie waren, als sie bei uns einzogen, 4,5 Jahre, 7 Monate und 1,5 Jahre alt. Bei unserem ersten Kaukasen, erklärten uns eine ganze Reihe der so genannten Kenner für verrückt, das könne nur schief gehen. Es ging nicht, ebenso mit den Nachfolgern. Daher meinen wir, alle Rassen und Mischlinge haben Schwierigkeiten bei einer neuen Umgebung, die sind aber nicht typisch für Hirtenhunde. Wer also z. B. einen etwas älteren Jagdhund aufnehmen kann, schafft das auch mit einem Hirtenhund, selbst wenn er ein "Herdenschutzhund" ist. 

Wir und zahlreiche "Zweitbesitzer" haben gute Erfahrungen gemacht und das sollte andere animieren, Hirtenhunde aus Tierheimen oder von Vorbesitzern zu übernehmen. Zwar gehört sicher dazu, am Anfang mit viel "Geduld und Spucke" einen Hund einzugewöhnen. Aber ist das bei einem Welpen so wesentlich anders?

HD

Der Trend zum Röntgen nimmt immer mehr ab, so wenigstens mein Eindruck, wenn ich gelegentlich Zahlen aus den Vereinszeitungen lesen kann. Dies ist eigentlich bedauerlich, denn wie sollen Züchter gesunde Hunde züchten, wenn sie über die Genetik ihrer Hunde immer weniger wissen. Daher sollten Welpenkäufer von vorne herein einplanen, auch ihren Podhalanski im Alter von mindestens 18 Monaten röntgen zu lassen. Vorteil und Anreiz für den Käufer wäre dabei sicher, dass es doch in dessen Interesse liegen muss, zu wissen, ob er einen gesunden Hund hat, oder nicht.

Auch der APH lässt Hunde noch zur Zucht zu, die den Status HD-C , also leichte HD haben. Solange angenommen werden kann, dass HD auch vererblich ist, bin ich dagegen, mit C-Hunden zu züchten. Es ist mir aber bewusst, dass auch andere Faktoren für das Auftreten von HD verantwortlich sind. Das kann man nachlesen im Portrait der Slovensky Cuvac.

"An Röntgen denken wir noch nicht!"
Foto: Wolfgang Siegel

Nicht nur beim Podhalanski tritt immer wieder auch Ellenbogen-HD auf. Dazu schreibt der Club in seiner Broschüre:

"Da bei einer Reihe von großen Rassen in letzter Zeit das Auftauchen der Ellbogendysplasie beobachtet wurde, erscheint es uns notwendig, auch bei der Rasse Owczarek Podhalanski festzustellen, inwieweit hier diese Erkrankung vorkommt, um möglichst frühzeitig Gegenmaßnahmen einleiten zu können. Auf freiwilliger Basis bitten wir daher alle Halter und Züchter der Rasse zwecks Abklärung des Vorkommens um Röntgenaufnahme der Ellbogengelenke der Tiere. Diese Untersuchung kann frühestens im Alter ab 5 bis 6 Monaten oder bei der HD-Untersuchung ab dem 18. Lebensmonat spätestens mit angefertigt werden. Für die Röntgenuntersuchung der Ellbogen ist keine Narkotisierung erforderlich." Hier sollten Halter und Züchter das Ansinnen des Clubs unterstützen, denn der beste Hund ist immer ein gesunder Hund.

Auch beim folgenden Appell sollten die Beteiligten "mitspielen", Heinrich Schmidt schreibt:

"Für die Zuchtleitung ist es interessant zu erfahren, ob Fälle von OCD (Osteochondrovis dissecans) Störung des Knorpel/Knochen Stoffwechsels an den Knochenenden, Ablösung von Knorpelteilen - besonders häufig am Schultergelenk - festgestellt wurden. Es wurde dazu ein Fragebogen entwickelt, den wir zwecks Auswertung des Vorkommens an alle Halter und Züchter der Rasse über die Klubzeitschrift des APH e. V. GAZETA Ausgabe 3/96 geschickt haben. Es ist uns wichtig, etwas über das Vorkommen zu erfahren, so dass wir bereit sind, auch anonyme wahrheitsgetreue Beantwortungen auszuwerten. Leider war die Resonanz auf diesen Aufruf sehr gering. Wenn wir daraus schließen können, dass die Ellbogendysplasie ED und die OCD bei der Rasse keine Bedeutung spielt, so würde das ein sehr positives Ergebnis der Befragung sein. Bisher hat auch die bei jedem Zuchttier geforderte Untersuchung auf Kniescheibenluxation noch zu keinem bekanntem Vorkommen geführt. Die entsprechenden Untersuchungen werden fortgesetzt, dafür brauchen wir die Hilfe aller Tierhalter."

Bliebe folgendes anzumerken: Um eine höhere Akzeptanz der Hundebesitzer zu erreichen, wenn es darum geht, ihre Hunde zu gewünschten Untersuchungen zu bringen, wäre die Kostenfrage mal zu überdenken. Es ist schon eine Unverschämtheit, wenn einige Hirtenhundeclubs für derartige Auswertungen und Eintragungen in die Ahnentafel die doppelte bis dreifache Gebühr für Nichtmitglieder verlangen. Zumal die Gebühren für Vereinsmitglieder gerade in diesem Bereich nach meiner Ansicht auch zu hoch sind. Eine Hand wäscht die andere, wenn also Zuchtleitung und Züchter von Haltern etwas wollen, müssen sie diesen entgegen kommen. Das hat dann nichts mit dem gerade modernen Schlagwort "Geiz ist geil!" zu tun, sondern es ist eine Frage der guten Zusammenarbeit aller Beteiligten.

Auch die gehören zum Leben eines Hirtenhundes
Foto: Polnisches Fremdenverkehrsamt in Deutschland

Hirtenhund - Herdenschutzhund

Bedenkt man die Verwandtschaft des Owczarek Podhalanski, dann ist auch er kein "Herdenschutzhund", sondern durch die Einkreuzung aller möglichen anderen "Rassen und Schläge" ein Hund, in dessen Adern das Blut von Hirten- und Hütehunden fließt. Da ich diese Unterscheidung und meine Abneigung gegen den Begriff "Herdenschutzhund" in den anderen Portraits der "Weißen" schon beschrieben habe, möchte ich mir hier eine Wiederholung ersparen.

Einen Satz aus der Beschreibung des Slovensky möchte ich aber einfügen, denn sicher sind alle Podhalanski-Freunde wie ich der Meinung, dass man ihre Hunde nicht degradieren sollte, wenn sie viel mehr können, als dieser Begriff hergibt. Der Satz lautet:

"Wenn dann aber auch noch in zahlreichen Veröffentlichungen darauf hingewiesen wird, dass neben der Verwandtschaft der drei Rassen Podhalaner, Cuvac und Kuvasz auch an der Entstehung dieser Rassen pommersche und Siebenbürger Hütehunde beteiligt waren, frage ich mich schon, woher auf einmal die Berechtigung herkommen soll, aus solch "universellen" Hunden einen Herdenschutzhund zu machen. Denn das wäre eine Degradierung."

Wie engstirnig das Denken ist, wenn man so streng trennt zwischen Hirten -und Hütehunden, wie das diese "Experten" der Herdenschutzhunde tun, zeigt das folgende Zitat:

"Begleitet wurden die Hirten von großen weißen Hunden, die die Herde vor Wölfen und Bären schützten. Sie arbeiteten allerdings weder früher noch heute als Hüte- oder Treibhunde, wie beispielsweise der Border-Collie. Sie sind aber in der Lage, einzelne verloren gegangene Schafe selbständig zur Herde zurückzugeleiten und treiben sie auch in einen Pferch, in dem das Melken stattfindet. Die klugen und umsichtigen Owczarki bewahren auch durch Unwetter in Panik geratene Schafe davor, sich in reißende Gebirgsbäche zu stürzen."

Derartige Schilderungen sind aber kein Einzelfall. So wird z. B. der aus Slowenien stammende Kraski Ovcar ebenfalls beschrieben als Hirtenhund, der also "Herdenschutz" verrichtet, aber gleichzeitig auch in eingeschränktem Maße als Hütehund arbeitet. Dies hat sicher damit zu tun, dass im Norden des ehemaligen Yugoslawiens die Herden kleiner und die Bauern und Hirten ärmer waren. Daher lohnte die Anschaffung eines Hütehundes nicht und der eigentliche "Wächter der Herden" musste zusätzliche Aufgaben übernehmen. Somit ist die Bezeichnung "Herdenschutzhund" eben falsch.

Die Verwandtschaft

Die Einen behaupten, Podhalanski, Slovensky und Kuvasz seien eine Rasse, die Anderen glauben an drei verschiedenen Rassen. Wahrscheinlich liegt wohl irgendwo in der Mitte die Wahrheit und deswegen will ich auch über die Verwandtschaft des Podhalanskis schreiben.

Erschwert wird die "Erforschung" der Geschichte der Hirtenhunde aus der Tatra dadurch, dass es im Grunde keine Aufzeichnungen der "Betroffenen", also der Hirten und Schäfer gibt. Genauso, wie übrigens die der Nomaden. Alles wurde jahrhundertelang nur mündlich überliefert und von Generation zu Generation weitergegeben. Dazu kommt, dass Hirten und ihre Hunde absolut unwichtig waren im "großen Weltgeschehen".

Foto: Polnisches Fremdenverkehrsamt in Deutschland

Im Kapitel "Geschichte" habe ich schon den walachischen Ursprung des Podhalanskis beschrieben. Ebenfalls die Vermutung, dass die Goralen erst viel später, als die Walachen das "Geschehen" in der Tatra mit bestimmt haben. Bedenkt man, dass es früher mindestens für diese Volksgruppen keine Grenzen gab und die Tradition der Almwirtschaft sich um die "hohe Politik" nicht weiter scherte, werden wohl alle Hund der Tatra miteinander verwandt sein.

Allerdings sollte man bedenken, dass in vielen Quellen zwar zu finden ist, dass die Hunde untereinander gekreuzt wurden, aber je nach Ursprungsland waren dabei auch unterschiedliche "Rassen" oder "Schläge" beteiligt. So spricht Erna Mohr davon, dass in Ungarn Komondor, Kuvasz oder Puli und die anderen Hütehunde nie rein gezüchtet wurden, aber in den Bergen sind andere Vermischungen vorgekommen. Als Beispiel sei genannt, dass Siebenbürger- und Pommersche Hütehunde den Hirtenhunden der Tatra eine "Blutauffrischung verpasst" haben. Auch das wurde bereits beschrieben in den Portraits der anderen beiden weißen Rassen.

Gerade beim Podhalanski kommt noch ein interessanter Aspekt dazu, nämlich die unterschiedlichen Standpunkte von Haltern und Züchtern dieser Rasse, wie der Hund auszusehen hat. Das ist so gemeint, dass wir mal Bilder von Hunden aus den siebziger Jahren zeigten und ein Züchter dazu meinte, das seien genau die Hunde, die er unter einem Tatra versteht, gedrungen und massiver, als die heutigen Hunde. Ähnliche Typen sieht man auf historischen Fotos der "Goralenhunde". Dieser Züchter war der Ansicht, die heutigen Podhalanskis sind zu hoch und zu schmal. Aber genau diesen Typ sah ich wieder in dem Eingangs erwähnten Fernsehfilm über die Hirten in der Tatra.

Genau wie bei anderen Rassen gab und gibt es eben auch hier unterschiedliches Aussehen und das beruht nur auf den Erfahrungen der Hirten, die dann als Arbeitshunde mal den höheren oder den gedrungeren Hund bevorzugen. Einheitlicher werden die Hunde erst dann, wenn sie durch eine systematische Erfassung und Zucht der Rassehundeclubs erfasst werden. So ist sicher auch das leicht unterschiedliche Erscheinungsbild der beiden Rassen aus der Tatra zu erklären. Im übrigen würde ich Wetten eingehen, dass kaum jemand es merken würde, wenn wir in das Rasseportrait der "Tatras" einen kräftigen Abruzzese einfügen würden. Womit sich wieder mal die Erkenntnis von Erna Mohr bestätigen würde, gleiche Bedingungen erzeugen gleichen Typ. Sie schreibt z. B.:

"Unter den Liptaki sind zwei Typen ganz unverkennbar. Auf den Almen sah ich am häufigsten einen etwas leichteren, höheren Schlag mit langen Läufen und verhältnismäßig kurzem, wenn auch dichtem Fell, der dem Maremmer- oder Abruzzenhund recht ähnlich sieht. Einen gedrungeneren Typ mit kürzeren Läufen und meist längerem, gewelltem Haar sah ich häufiger in den tiefer gelegenen Dörfern. Dieser derbere, schwerere Hund erinnert im Gebäude also abgesehen von der Färbung - ganz auffallend an den Dürrbächler oder Berner Sennenhund. Es sollen zum mindesten früher etliche "Liptaki" aus Siebenbürgen gekommen sein. Ich halte es für möglich, dass in dem leichteren Liptak-Schlag Blut Siebenbürgischer Hirtenhunde fließt, und zwar von einem kurz- aber nicht stockhaarigen Schlag, wenigstens nicht in ihrer Mehrzahl."

Auf der "Alm"
Foto: Polnisches Fremdenverkehrsamt in Deutschland

In Bezug auf den Standpunkt, Leistung geht vor Aussehen schreibt sie:

"Es ist verständlich, dass die Hirten noch mehr Wert auf Leistung legten und den Partner für ihre bewährte Gebrauchshündin mehr nach dem besonderen Ruf als nach dem Äußeren des Rüden wählten. Form und Leistung gleicherweise zu berücksichtigen, ist bereits eine höhere Stufe, zu der allerdings die gefestigte Form schon geschaffen sein muss. In einem schienen mir die Liptaki schon weiter durchgezüchtet zu sein; so kann ich mich auf keinen dieser weißen Hunde besinnen, der nicht vorzügliches Pigment gehabt hätte. Schon die Welpen zeigten es, dass auch in der kalten Jahreszeit keine Neigung zum Abblassen bestand." 

Allerdings vertritt Erna Mohr wie andere auch, die Meinung, der Kuvasz sei an der Entstehung der heutigen Rassen aus der Tatra beteiligt, sie schreibt:

"Ebenso sicher wie siebenbürgischer Einschlag ist solcher von Kuvasz und Komondor in den Tatrahunden, namentlich von ersteren, während der Komondor wohl mehr an der Ausgestaltung des Tatra-Pudels beteiligt war." 

Bis in die letzten Jahre des vergangenen Jahrhunderts waren sich Vertreter der drei Rassen nicht endgültig einig, ob es bei der Trennung bleiben sollte, oder ob nicht doch eine Rasse sinnvoller wäre. Heinrich Schmidt schreibt dazu:

"Mehrmals trafen sich auf Veranlassung der FCI-Standardkommission Vertreter der nationalen Zuchtverbände aus Polen, Ungarn und der damaligen Tschechoslowakei, um verbindlich die Rassenunterschiede der oben genannten Rassen festzulegen. Diese Zusammenkünfte fanden 1980 zwischen dem polnischen und dem ungarischem Verband (Problem Owczarek Podhalanski - Kuvasz) und 1981 zwischen dem polnischem Verband und Vertretern der Tschechoslowakei in Zakopane statt. Ich hatte an beiden Konferenzen die Gelegenheit teilzunehmen. Man einigte sich nach intensiven Diskussionen und legte fest, nach Absprache mit den nationalen Verbänden auf einer nächsten Zusammenkunft zu einer Vertragsunterzeichnung zu kommen. Dieses Treffen fand am 10. Juli 1982 in Brno (Brünn, die Redaktion) statt. Grundsätzlich war man sich darüber einig, dass die drei Rassen einen gemeinsamen Ursprung hatten. Nun war die Frage, sollte man diese drei Rassen als eine Rasse anerkennen, was vom biologischem Standpunkt aus durchaus zu vertreten gewesen wäre. Sollte man durch Selektion und gezielte Zuchtauswahl, in den zum Glück ausreichend großen Populationen, die bestehenden und auch im Standardtext angeführten Unterschiede herausarbeiten, um so zu drei klar zu definierenden unterschiedlichen Rassen zu kommen? Man hat sich, für den zweiten sehr schweren Weg, entschlossen, der über einen langen Zeitraum eine sehr sorgfältige Auslese und Zuchtarbeit erfordert. Die Zuchtrichter und die Zuchtkommissionen der anwesenden Länder wurden aufgefordert, die ausgearbeiteten Merkmale korrekt zu beachten. Ich hatte die Ehre, das Vereinbarungsprotokoll als Vertreter der deutschen (DDR) Delegation mit zu unterzeichnen." 

"Also, meine Rasse ist mir eigentlich egal!"
Foto: Rita Paeper

Auch die "Autorin" Petra Krivy hat sich ihre Gedanken über die Verwandtschaft des Podhalanskis gemacht. Sie schreibt:

"Im Tatra-Grenzgebiet Polen - Slowakei treffen wir auf den als Liptak (Liptauer, Goralenhund) bezeichneten Herdenschutzhund der Goralen. Die Goralen sind slawische Bergbauern, die in den Karpaten lebten. Der Liptak ist nicht als eigenständige FCI-Rasse anerkannt und findet auch in der Literatur nur selten Erwähnung. Es liegt die Vermutung nahe, dass es sich beim Liptak und Goralenhund lediglich um eine regionale Bezeichnung eines Schlags von Cuvac und/oder Podhalaner handelt, wobei allerdings auch festgehalten werden muss, dass beim Liptak Hunde mit angeborenem, so genanntem "angewölftem", Stummelschwanz vorkommen!"

Diese Überlegungen kann man unkommentiert zur Kenntnis nehmen, außer der Behauptung, die Goralen sind slawische Bergbauern, die in den Karpaten lebten. So mussten bei ihr Hunde, die es als Rasse nie gab, als Herdenschutzhunde herhalten und die "armen" Goralen sollen auch noch umgezogen sein aus der Tatra in die Karpaten.

Einen Absatz aus der Rassebeschreibung des Kuvasz möchte ich abschließend zum Thema der Verwandtschaft einfügen, denn er fasst alle Überlegungen dazu zusammen. Auch Dr. Z. BaIlssy aus Budapest ist von dieser Verwandtschaft überzeugt, denn er schreibt 1967:

"Der Tchouvach Slovaque und der polnische Owczarek podhalanski (Schäferhund aus den Bergen) unterscheiden sich vom Kuvasz auch heutzutage nicht. Aber in der polnischen Tatra gibt es schon eine Mutation des Kuvasz mit rostbrauner Pigmentation (also ohne Pigmentfehler) mit Neufundländer ähnlichem Schädel und schwerem Körperbau, der schon eine neue Rasse sein könnte. Die Population soll heute noch schwach sein."

Über diese Verwandtschaft um "tausend Ecken" schreibt Erna Mohr:

"WieIand meint, die von ihm abgebildeten kurzhaarigen Tatrahunde könnte man für abgehaarte pommersche Hütehunde halten. Letzten Endes sind nachweislich Kuvasz, Liptak, Siebenbürger und Pommer derart oft hin und her eingekreuzt, daß man bei einheitlichem Zuchtziel alle unter einen Hut bringen könnte. Kuvasz und Liptak kamen nach Pommern, Pommern in die Tatra, desgleichen Siebenbürger; ja erst nach dem 2. Weltkrieg ist der Liptak (Gorale) "Poprad" als vollgültiges Mitglied im deutschen Kuvaszzuchtbuch eingetragen worden."

Abendstimmung, "Na dann ade!"
Foto: Rita Paeper

Ausblick

Der "Tatra" ist vielleicht in seiner Existenz gefährdet. Daher sollten Züchter im In- und Ausland und die Clubs umdenken und "ihren" Käufern in Zukunft nur einen gesunden und charakterfesten Hund anbieten. Qualität ist immer ein gutes Verkaufsargument. Dazu gehört aber auch, Ausstellungen und Körungen weniger zu bewerten und dafür Gesundheit und "Sozialverhalten" in den Vordergrund zu stellen.

Vorstellen könnte ich mir das so, dass man eine Art "Zuchtwertziffer" einführt, die punktemäßig die einzelnen Kriterien bewertet. Gäbe es dann z. B. für eine gewonnene Ausstellung 1 Punkt, sollte ein Wesenstest das Doppelte oder noch mehr erbringen, oder ein absolut gesunder Hund mit einer sehr hohen Punktzahl bewertet werden. Eine derartige Bewertung ist auch einem Käufer gut zu vermitteln, denn er schlägt sich anschließend mit dem "Champion" oder gar Weltsieger rum, der den Nachbarn angreift oder den Geldbeutel des Tierarztes füllt.

Vielleicht aber wird man auch überlegen müssen, ob die genetische Basis ausreicht, um die drei "Weißen" zu erhalten. Dann wären wir wieder bei Erna Mohr und den anderen Autoren, die beschrieben haben, wie eng die Rassen verwandt sind und wie oft sie in der Vergangenheit ohne Rassehundeclubs und Körungen miteinander gemischt wurden. Getreu dem schon oft erwähnten Motto, Leistung geht vor Schönheit.

Sind auch Züchter an gesunden Hunden interessiert, kann der Polski Owczarek Podhalanski, wie auch die anderen Hirtenhunde ein hohes Alter erreichen. Hoch, heißt dann, deutlich über 10 Jahre.

Hartmut Deckert

Quellen:

Herbert Jahn, Berlin
Dr. Erna Mohr "Ungarische Hirtenhunde"
Christiane Rohn "Man nennt mich Hundeflüsterin"
Wolfgang Siegel
Infobroschüre des APH (Heinrich Schmidt)

Danksagung

Wir bedanken uns natürlich bei allen Helfern und "edlen" Spendern von Bildern. Als da sind: Rita Paeper und Dorette Knobbe und natürlich Wolfgang Siegel.

Ein besonderes Dankeschön geht an Frau Konsulin für Kultur, Barbara Czernik vom polnischen Kulturzentrum in München und an Herrn Robert Badowski vom Polnischen Fremdenverkehrsamt in Deutschland. Mit solchen Nachbarn macht es Spaß, zu arbeiten. Wer mehr über unseren Nachbarn Polen wissen will, dem sei die Seite www.polen-info.de empfohlen.

"Do widzenia w Polsce,
auf Wiedersehen in Polen!"


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