Cao de Castro Laboreiro …

Der „Arbeiter“ aus dem Norden

Foto: Michael Pommerenke

Einleitung.

Mit diesem Portrait wird die Hirtenhundewelt etwas unter hundert neue Besucher bekommen. Denn irgendwo in dieser Größenordnung wird die Anzahl der Hunde dieser Rasse in Deutschland geschätzt.

Vielleicht aber werden eine ganze Reihe anderer Menschen sich ebenfalls für die Hunde aus der „Arbeiterstadt“ interessieren und dann hat es sich ja gelohnt.

Und noch etwas gehört in diese Einleitung. Von dieser Rasse habe ich im Grunde genommen gewusst, bevor ich dieses Portrait schrieb, dass es sie gibt und das war’s. Daher verlasse ich mich auf diejenigen, die einen Castro haben und die sich mit ihm auskennen.

Mit dieser Einleitung wollte ich ausdrücken, dass diese Rasse in Deutschland nahezu unbekannt ist und das es in unserer Sprache wenig Informationen gibt.

Abstammung

Über die möglicherweise früheste Erwähnung des Castro schreibt Michael Pommerenke:

„ ... Natürlich darf der reinrassige, sanfte und stolze berühmte Castro Laboreiro ... bei der Erwähnung nicht fehlen. Es gibt vage Hinweise auf diesen Hund aus dem achten Jahrhundert und die Bewohner sind stolz auf die Rasse dieser großartigen Bergregion, Geschichte und Landschaft.“

In seiner heutigen Form, das heißt als anerkannte Rasse stammt der Castro aus der Stadt Castro Laboreiro, der „Arbeiterstadt“, so ist es in der mehr als sparsamen Literatur zu diesen Hunden zu lesen. So ganz stimmt das nicht und warum, kommt in einem extra Kapitel.

In seiner Heimat, dem so genannten „Solar“ trifft man auf viele Spuren, die mit seiner Abstammung etwas zu tun haben könnten. Als da wären Spuren der Kelten, der Römer oder ein paar hundert Jahre später Spuren der Tempelritter.

Spuren der alten Festungsanlage von Castro Laboreiro

Foto: Michael Pommerenke

 

Und um noch mehr „Spuren“ zu legen, sei der Satz zitiert:

„ ... Nur sehr schwer kann man sich des Eindruckes erwehren, dass die Seele der Landschaft und die der Menschen hin und hergerissen zu sein scheint zwischen Portugal und dem angrenzenden Galizien.“

Im Solar war die Viehzucht und die Landwirtschaft schon immer ein wichtiger Wirtschaftszweig und die Wanderungen mit den Herden von Ziegen, Schafen und auch Kühen zu den Sommer – und Winterweiden eine alte Tradition. Diese Wirtschaftform war aber nur möglich mit den Hunden, denn zwei – und vierbeinige Viehdiebe gab es schon immer und die abgelegenen Dörfer oder Höfe mussten bewacht werden, also alles Aufgaben für die Hunde.

Woher aber kamen sie, denn vom Himmel ist noch nirgendwo auf der Welt ein Hirtenhund gefallen und hat sich mit „Vergnügen“ in seine Aufgabe als „Wächter der Herde“ gestürzt?

Nach meiner Meinung sind alle Hirtenhunde Portugals miteinander verwandt, aber da ernte ich Widerspruch.

Eine Forschung der Uni Porto erklärt wie die Rassen mit neuem Blut erneuert wurden:

„ ... Wenn man die verschiedenen portugiesischen Hirtenhunde beobachtet, bemerkt man Unterschiede im Aussehen und Charakter. Aber wenn man nach dem genetischen Ursprung all der Hunde forscht, findet man seltsamerweise fast überall die gleiche Quelle. Das heißt, es gibt keine eigenen genetischen Merkmale bei den verschiedenen Rassen. Alle Theorien über die Zuchtarbeit erweisen sich in der Praxis als falsch. Zu diesem Ergebnis kommt die Uni Porto, vom Institut für Pathologie u Imonologie (ipatimup), die seit 2003 Studien über die portugiesischen Hunderassen führt.“

Bis hierhin würde also meine Vermutung stimmen, alle portugiesischen Hirtenhunde haben einen gemeinsamen Ursprung. Man kann sogar noch weiter gehen und die Hütehunde mit einbeziehen, denn auch in diesem Land wurden offensichtlich in Hütehunde Hirtenhunde eingekreuzt, um deren „Mut“ oder „Durchsetzungsvermögen“ gegenüber Großvieh tu steigern.

Ähnlichkeit mit einem Estrela

Foto: Michael Pommerenke

Aber jetzt kommt es, in der Studie schreibt man:

„ ... Hierzu hat man die Blutlinien von Hündinnen aus 5 der 10 vom c.p.c. (portugiesischer Hundehüteverein) anerkannten Rassen untersucht, und festgestellt, dass außer dem CCL alle Rassen die gleiche Quelle haben. Bei den CCLs kommen 95% aller Hündinnen aus der gleichen Blutlinie, was diese Rasse sehr besonders macht.“

Natürlch schließt sich hier die Frage an, woher kommen diese Hündinnen, oder anders ausgedrückt, würde diese Studie stimmen, muss es eine andere Abstammung geben? Die Nähe zum spanischen Galizien wird immer wieder erwähnt, aber das kann es auch nicht sein, denn die spanischen Rassen lebten und leben in einer anderen Umwelt. Und es wird immer wieder darauf hingewiesen, dass die Region des Solar eine sehr abgeschiedene Region war.

Es ist also mit diesen Ergebnissen noch keinesfalls bewiesen, dass der Castro nicht mit dem Estrela verwandt ist, oder den gleichen Ursprung hat. Denn es heißt weiter::

„ ... Der Forschungsleiter, António Amorim, wollte die genetische Reinheit der Rassen untersuchen und anhand von Entwicklungsmodellen diese enge Varietät durch ADN bewiesen. Das Ergebnis spricht gegen alle Theorien von Züchtung und  Auswahlarbeit der Rassen.“

So ganz scheint man dem Braten nicht zu trauen und so schreibt man:

„ ... Barbara van Asch, die andere Forschungsleiterin, meint, dass alle diese Theorien umgestellt werden müssen. Jetzt wird eine weitere Studie mit der neuen Rasse “Cão de Gado Transmontano“ begonnen.“

Ob man hier weiter kommt, ist beileibe nicht sicher, denn bei Windhunden wurden ähnliche Untersuchungen gemacht und hier stellte man eine Übereinstimmung vieler Gene mit denen des Dackels fest, wenn ich das richtig in Erinnerung habe.

  Foto: Karl-Heinz Hirsch

Versucht man aber, über den Transmontanto an neue Ergebnisse oder Erkenntnisse zu kommen, stößt man auf den Alentejo, denn von diesem soll er abstammen und damit automatisch wieder einmal auf den Estrela.

Daher liege ich wahrscheinlich mit meiner Vermutung, alle Hirtenhunderassen Portugals sind miteinander verwandt, gar nicht so falsch.

Immer wieder wird betont, der Castro sei eine ganz außergewöhnliche Rasse und das stimmt in Teilen, aber vergleicht man ihn mit kurzhaarigen Estrelas, ist natürlich eine beachtliche Ähnlichkeit vorhanden, übrigens auch in den Farben.


 

Kurzhaarige Estrela

Foto: Suzette Preiswerk da Mota Veiga

Und nimmt man an, dass auch diese Rasse aus dem ehemaligen „Zweistromland“ stammt, dann komme ich auch hier wieder auf die Phönizier, die als Handelsnation den gesamten Mittelmeerraum und die iberische Halbinsel bereisten. Darum und um Wiederholungen zu vermeiden, möchte ich auf das Kapitel „Abstammung“ beim Estrela verweisen.

Diese legendäre Rasse, also der Castro, ist ohne Zweifel eine der alten Rassen Europas und bis heute eine der ursprünglichsten geblieben. Das Renommee diese Hundes hatte seinen Ursprung vor einigen Jahrhunderten: es gibt Hinweise aus dem 8ten Jahrhundert, n denen die Stämme der Gegend ihrem Landherren als alleinigen Tribut fünf Hunde zu zahlen hatten. Alte Dokumente beziehen sich auf das Eindringen der Gallizier, um Frauen und Hunde der Region zu stehlen. Das heißt dann aber, sie haben wohl keine mitgebracht.

Wenn man daher annimmt, die Hirtenhunde Portugals hätten einen Ursprung, darf man aber nicht vergessen, dass in allen Ländern, in denen es solche Hunde gab oder gibt, natürlich keine dieser Rassen mit den heutigen „Rassevertretern“ identisch ist.

Im Laufe der Jahrhunderte wurden die Hunde immer wieder angepasst, oder passten sich selber an und zwar immer an die Gegebenheiten der jeweiligen Länder oder Regionen und die konnten auch so eng begrenzt sein wie in Portugal.

Das scheint mir wichtig zu sein nicht nur in Bezug auf die „Optik“ der Hunde sondern auch im besonderen auf den Charakter. Das zu betonen ist sicher bei den portugiesischen Hirtenhunden nötig.

Geschichte

„... Der Cao de Castro gilt heutzutage als Wahrzeichen des Gebirgsdorfes Castro Laboreiro. Dort wurde er von einem Pastor das erste mal gezüchtet, indem er die existierenden Hirtenhunde der nordportugiesischen Gebirge miteinander kreuzte.“

So konnte ich es in einer Beschreibung lesen.

Im Jahre 1935 wird der Castro da Laboreiro als nationale Rasse vom portugiesischen Verein Português de Canicultura - C.P.C. (www.cpc.pt ), dem Verein für Hütehunde, anerkannt. Die FCI führt diese Rasse unter dem Standard 2.2/170.

Der CPC ist vergleichbar mit dem deutschen Verein für das Hundewesen (VdH). Er stellt die Ahnentafeln aus, organisiert und reguliert Ausstellungen und ist Mitglied der FCI. 

Der CPC ist zuständig für alles, was Rassenhunde aller Rassen betrifft, die verschiedenen Hundeklubs der verschiedenen Rassen müssen vom CPC anerkannt werden, um Gültigkeit zu haben.

Der CPC wurde 1897 gegründet, zuerst mit dem Namen Clube dos Caçadores Portugues, dann mit einer Sektion Canicultura und ab 1993 mit dem Namen Clueb Portugues de Canicultura.

Landschaft im Solar

Foto: Michael Pommerenke

Seine Heimat, die Gegend um Laboreiro, oder besser dem Solar, ist eine isolierte Region im Norden Portugals und wurde erst in den 40ern durch den Bau einer Straße zugänglich.

Dadurch wurde diese Hirtenhunderasse sehr lange von Einflüssen anderer Rassen „verschont“ und nur nach den Bedürfnissen der Region gezüchtet. Als endlich auch in diese Region der so genannte Fortschritt kam, war der Castro bereits eine „gefestigte“ Rasse. Was allerdings keineswegs heißt, dass ein Überleben dieser Hunde gesichert ist und das die Züchter im Lande an einem Strang ziehen. Dazu im Kapitel über die Zucht in Portugal und außerhalb des Landes mehr.

Solar, die Heimat des Castro

Ganz sicher kann man die Region um die Stadt Castro Laboreiro als auch heute noch sehr ursprüngliche Landschaft beschreiben, obwohl auch dort der „Fortschritt“ Einzug gehalten hat. Schützenswert ist die Region allemal, vor allem, wenn man bedenkt, dass auf der gesamten iberischen Halbinsel auf Kosten der Natur viel „Landschaft“ verschwindet oder durch Baumaßnahmen geteilt, oder zerteilt wird.

Michael Pommerenke beschreibt das sehr einfühlsam so:

„ ... Jedes Jahr findet am 15. August ein traditioneller Wettbewerb statt. Dann treffen sich im „Solar“ die „Castrejos“. Sie kommen in traditioneller Kleidung ganz stolz mit ihren Hunden, die das ganze Jahr ihre zuverlässigsten Gefährten sind, aus allen Teilen des „Solar“ und zeigen an diesem Tag eine Welt, die langsam verschwindet....

Angefangen von den traditionellen Lebensgewohnheiten bis zur genetischen Reinheit der Ziegen, Kühe, Pferde u des CCL! Aus vielerlei Gründen ist es wichtig, diese außergewöhnliche Welt des Solar zu lieben und zu schützen.“

Sucht man auf der Landkarte die Stadt Castro Laboreiro, so wird man nahe der spanischen Grenze im portugiesischen Norden fündig. Und aus der soll, wie schon geschrieben, der Castro stammen.  - der Hund aus der Stadt Laboreiro, oder aus der Stadt der Arbeiter - so könnte man den Namen übersetzen.

In der Regel ist zu lesen, dass diese Rasse eben aus dieser Stadt stammt. Aber so stimmt das nicht, denn Castro Laboreiro ist ein Gebiet, dass rund vierzig Dörfer umfasst. Und dieses Gebiet hat seinen eigenen Namen - „Solar“. Übersetzt: „Platz wo die Sonne strahlt“.

Ben

Foto: Michael Pommerenke

Castro Laboreiro soll angeblich von St. Rosendo, Enkel von Hermenegildo gegründet worden sein. Es handelt sich wahrscheinlich um Adelige, genauere Quellen habe ich nicht gefunden.

Die Bevölkerung siedelte um das Schloß, das auf einem steilen, fast unzugänglichen Hügel errichtet wurde und so entstand eben diese Gemeinde.

Bis heute noch die typische Tracht oder Kleidung der Region: Holzsohlesandalen, die ohne Strümpfe getragen werden, Gamaschen aus grobem wollenem Tuch, sowie einen typischen Hut mit Umhang.

Über die Gemeinde und ihre Lage und Historie schreibt Michael Pommerenke

„ ... Das Dorf Castro Laboreiro befindet sich auf dem Plateau mit dem gleichen Namen, in den Bergen, eine große Fläche innerhalb des Peneda Geres Nationalparks des Verde Minho.

Im Norden und Osten grenzt es an Galicien, im Süden an Gavieira (Valença) und im Westen an Lamas de Mouro.  Der Name kommt von zwei Wörtern Castrum, Castro - befestigte Siedlung der Castro Menschen, eines keltischen Stammes ... Er lebte von der Jagd und Fischerei, und hat sich auf den Hügeln dort niedergelassen ... Die Menschen wehrten sich vor der Invasion der Stämme, die von Norden ins Land drängten. Dieser Kampf ums Land tobte von fünfhundert Jahre vor Christus bis zum sechsten Jahrhundert der christlichen Zeitrechnung...

Foto: Michael Pommerenke

... Im Bereich der monumentalen Gebäude verdient der Pranger, erbaut 1560, besondere Beachtung. Es ist ein nationales Monument und die  im romanischen Stil erbaute Kirche, die ursprünglich im zwölften Jahrhundert entstand.. Der Chor, der Turm und die Kanzel datieren von 1775 erbaut von Johannine oder D. Maria Pia. Sie besitzt ein wunderschönes Taufbecken aus dem zwölften Jahrhundert und wertvolle Bilder, aus dem Zeitraum vom vierzehnten bis zum siebzehnten Jahrhundert...

... Es gibt viele archäologische Stätten in der Umgebung von Castro Laboreiro, die sehr frühe Besiedlungen durch Menschen belegen. Cascata do Laboreiro, einen Wasserfall des Homem, kann man von den Wänden des Castilo von Castro Laboreiro, das weit über der Stadt trohnt, sehen...

...Römische und mittelalterliche Brücken sind in der Nähe über die verschiedenen Flüsse gebaut worden; beispielsweise über den Laboreiro und den Mire.

Über Jahrhunderte hinweg wurde die Region zwischen christlichen und muslimischen Herrschern aufgeteilt oder erobert. Im Jahr 1141 übernahm D. Afonso Henriques (1112-1185) die Kontrolle über die Burg.

Im Jahre 1944 wurde die Burg von der portugiesischen Regierung als nationales Monument eingestuft. Das Dorf hat auch eine vorromanische Kirche, Santa Maria da VISITAÇÃO, erbaut im 9. Jahrhundert.

Das Fest der Santa Maria da VISITAÇÃO findet jedes Jahr am 6. Juli statt Interessante Punkte: Burg von Castro Laboreiro Kirche von Santa Maria da VISITAÇÃO  Pelourinho de Castro Laboreiro  Ponte de Varziela  Ponte das Cainheiras  Ponte de Assureira, Capela de S. Brás e Moinho de Água  Ponte de Dorna  Ponte Nova da Cava da Velha”

Es ist das raue Hochland Nordportugals, dass diese Hunde hervorgebracht hat. Die Bevölkerung brauchte einen Hund, der alles bewachte, die Häuser und die Tiere. Man trifft sie hauptsächlich in einer Zone, die durch die Berge von Peneda und von Suajo und den Flüssen Minho und Lima, begrenzt wird. Einige Castros findet man vereinzelt neben dem Minho und in der Provinz Douro.

Im übrigen Portugal findet man die Hunde selten, sie führen eher ein Schattendasein.

Foto: Michael Pommerenke

Michael Pommerenke schreibt übrigens über das Solar:

„ … Es ist eine sehr karge und unwirtliche Berglandschaft, die Unglaubliches hervorbringt. In dieser Hochebene, in der es viele und ungewöhnlich verschiedene Steinsorten gibt, strahlt die Sonne sehr stark.

Es ist eine ganz besondere Ecke Portugals. Bewegt man sich durch das „Solar“ kommt sofort die Erinnerung und Geschichte zum Tragen. Man fühlt sich in den Norden Englands versetzt, nach Irland oder Galizien. Man findet dort Spuren der Kelten, entdeckt außergewöhnliche Friedhöfe aus dem Mittelalter, das Schloss der Tempelritter und Brücken, die schon die Römer erbauten.

In so einer Gegend trifft man überall auf die Spuren der Vergangenheit, die hier ein sehr beeindruckendes Gefühl vermitteln. Die starke Mischung und lange gelebte Tradition prägt nicht nur die Landschaft sondern färbt auch auf die Menschen ab, die hier wohnen.“

In Teilen des Solar ist die Landschaft auch heute noch sehr öde, wenigstens nach unseren Verständnis, und die Vegetation erlaubt kaum mehr als ein paar Sträucher und wenige Bäume.

Foto: Michael Pommerenke

Die Region des Solar ist von hohen, granitartigen Bergen umgeben. Eine mechanisierte Landwirtschaft ist damit praktisch unmöglich.  Mit von Tieren gezogenem Pflug kann Getreide angebaut werden und auch Weinanbau ist beschränkt möglich.

Wichtigster Bestandteil und rentabel aber ist die Viehwirtschaft.

Wie die Beweidung funktioniert, liest sich so:

“ ... In der Region um Castro Laboreiro gibt es eine lokale Eigenheit: der Besitz von zwei Häusern, den "Brandas" und "Inverneiras". "Brandas" sind Plätze, die von den Hirten vom Frühling bis zum Ende des Herbstes benutzt werden. Sie sind die höheren Orte der Sierra, die im Sommer der Sonne und während des Winters Schnee und eiskalten Winden sehr ausgesetzt sind. Nur von den Hunden begleitet läuft hier das Vieh frei herum. Die "Brandas" findet man in den zwei Seitenrändern des Flusses Laboreiro...
... Es gab saisonale Wanderungen zwischen den sog. "Veranden" oder "Brandas" und dem "Inverneiras". Die Bevölkerung bewegte das Vieh zwischen einer Winterweide und einer Sommerweide. Diese zyklischen Wanderungen, zu immer den gleichen Plätzen, waren durch die Landschaft, insbesondere durch die Berge beschränkt. Die Viehweiden lagen zwischen 6 und 30 km auseinander.

Zu einer anderen einzigartigen Eigenschaft des Castro Laboreiro führte "Vezeiras", das Weidesystem, in dem das Vieh in Gruppen ohne Hirten auf Weiden bewegt wurde.“

Während der Jahreszeiten beschränkt sich das Leben also auf die saisonalen Wanderungen mit den Ziegen- und Kuhherden zwischen den Sommer- und Winterquartieren. Der Grund liegt in den extremen Temperaturunterschieden. Dort bewegt sich das Thermometer zwischen +40º und -15ºGrad.

Im Solar kann man auch heute noch Wildpferde und Wölfe, Luchse und verschiedene Greifvögel beobachten. Sie im Schach zu halten zum Schutze der Herden, gehört zu den Aufgaben der Hunde.

Foto: Michael Pommerenke

Über diese Arbeit des Castro schreibt Michael Pommerenke:

„ ... Nur wer zur rechten Zeit am rechten Ort ist, kann die Hunde bei der Arbeit entdecken. Senkt sich die Sonne über den Horizont, hört man die Herden aus Schaf und Rindvieh schon von Weitem. Die Herden werden von großen Arbeitshunden auf dem Plateau begleitet, die alles neugierig in Augenschein nehmen. Begegnet man einem solchen Verbund, sollte man ganz ruhig stehen bleiben. Man macht den Weg frei für die Tiere und hat somit nichts zu befürchten. Sollte man sich jedoch dazu hinreißen lassen, sich an die Herden zu wagen ...... ich habe es nicht ausprobiert und halte respektvollen Abstand.“

Wie die Landschaft ... so die Hunde

Verblüffend ...

Foto: Michael Pommerenke

Auf so eine Idee muss man erst mal kommen. Da behauptet Michael Pommerenke, alle Farben dieser nicht gerade unifarben ausfallenden Hirtenhunderasse findet man im Solar wieder. Ausgenommen lediglich grün.

Und er hat recht. Bei ihm liest sich dass dann so:

„ ... Die Farben im Solar auch die Farben der Hunde, die hier arbeiten müssen. Jede Farbe hat ihre Entsprechung auch in der Landschaft.“

Foto: Michael Pommerenke

Nachdem ich diese interessante These gelesen habe, versuchte ich mal, wie das mit anderen Hirtenhunden klappt und es funktioniert. Wenn z.B. im Hochsommer die vorher üppig grünen Hochalmen im Osten Anatoliens immer gelber oder sandfarbener werden, sind die Kangale nahezu unsichtbar.

Auch in der felsigen Landschaft des Balkan tut man sich schwer, die Hunde an den Herden sofort zu sehen.

Daher vermute ich, dass die Behauptung, man habe sehr oft die Farben der Hunde an die Farben der Herden angepasst, nicht stimmt. Aber besser an der Landschaft orientiert, macht das durchaus einen Sinn.

Dafür ist der Castro ein sehr schönes Beispiel, wie die Bilder zeigen. Wieder was gelernt.

Foto: Michael Pommerenke

Der Standard

Übersetzung : Dr. J.-M.Paschoud und Frau R.Binder.

Ursprung Portugal.

Datum der Publikation des gültigen Original -  Standards: 12. 06. 1967.

Verwendung: Wach - und Hütehund.

Klassifikation FCI: Gruppe 2 Pinscher und Schnauzer –  Molossoide – Schweizer Sennenhund und andere Rassen. Sektion 2.2 Molossoide, Berghunde. Ohne Arbeitsprüfung.

Kurzer geschichtlicher Abriss:

Die Rasse stammt aus dem portugiesischen Dorf Castro Laboreiro und trägt dessen Namen. Sie war seit altersher in diesem Dorfe ansässig und ist heute noch dort zahlreich vertreten. Obschon eindeutige Beweise fehlen, gehört diese Rasse, genau wie der Berghund der Sierra Estrela, zu den ältesten Rassen auf der iberischen Halbinsel. Ihre Verbreitung ist durch die Bergketten Peneda und Suajo sowie durch die Flüsse Minho und Lima umgrenzt, wo sie in verschiedenen Höhenlagen bis zu 1400 m über Meer anzutreffen ist. An anderen Orten am Minho und in der Provinz Duro können weitere Exemplare angetroffen werden.

Der Castro Laboreiro Hund dringt jedoch selten in das Zentrum und in den Süden Portugals vor, wo er unbeachtet bleibt.

Allgemeines Erscheinungsbild:

Der Castro Laboreiro Hund ist ein lupoïder Hund vom Typ Mastiff von nahezu rechteckigen Umrisslinien. Er ist kräftig, sein äußeres Erscheinungsbild ist gefällig und sein Haarkleid manchmal recht auffallend. Die Bewegung ist frei, flink und energisch. Sein Bellen ist ziemlich charakteristisch und laut: es beginnt in verschiedenen, normalerweise tiefen Tonlagen und endet in Form von anhaltenden hohen Tönen, welche eher einem Heulen entsprechen.

Verhalten/Charakter (Wesen):

Treuer und gehorsamer Gefährte für seine familiäre Umgebung, unentbehrlicher Verteidiger der Herde gegen den Wolf, der in der Umgebung heute noch häufig vorkommt.  Er ist ein idealer Wachhund, der das ihm anvertraute Gebiet anhaltend beschützt. Seine Haltung ist würdig, sein Ausdruck ist streng und hart, derb wie ein Bergbewohner. Er kann sich eindeutig feindlich verhalten, ist aber nicht streitsüchtig.

Foto: Michael Pommerenke

Kopf:

Von mittlerer Größe, eher leicht als schwerfällig; trocken ohne hager zu sein; Haut reichlich entwickelt, aber ohne Falten; Kopf länglich, nahezu rechteckig; gut aufgesetzt.

Oberkopf

Schädel

Ziemlich gut entwickelt, von vorne gesehen leicht vorstehend. Im Profil fast flach. Stirnfurche kaum wahrnehmbar. Hinterhauptskamm wenig abgezeichnet.

Stop: Nicht sehr ausgeprägt, näher bei der Nasenspitze als beim Scheitelpunkt des Schädels.

Gesichtsschädel

Nasenschwamm

Gut entwickelt, breit, gerade; Nasenlöcher gut geöffnet; Farbe immer schwarz.

Fang

Nasenrücken lang, kräftig, in seiner ganzen Länge geradlinig; Fang sich gegen die Nasenspitze zu verjüngend, aber ohne schmal oder spitz zu scheinen. Mundspalte gut umrissen.

Lippen

Eng anliegend, von normaler Größe, weder hängend noch fleischig. Mundwinkel kaum sichtbar. Mundschleimhäute, Gaumendach und Lippenrand eindeutig schwarz pigmentiert.

Kiefer / Zähne

Kiefer gut entwickelt, mit gutem Gebissschluss. Vollständiges, kräftiges Gebiss mit gutem Zahnschluss; weiße, in den muskelstarken Kiefern gut eingesetzte Zähne.

Foto: Michael Pommerenke

Augen

Schräg, weder vorstehend noch eingesunken, in Form einer Tonsille, von mittlerer Größe, beide Augen gleich groß und gut geöffnet. Ausdruck streng und hart. Verschiedene Abstufungen von braun, von haselnussbraun bei Hunden mit hellem Haarkleid bis tief dunkelbraun, fast schwarz, bei Hunden mit dunklerem Haarkleid.

Ohren

Von mittlerer Größe (12 auf 12 cm), mäßig dick, fast dreieckig mit abgerundeter Spitze; mäßig hoch angesetzt, hängend; sie fallen natürlich flach und eng am Kopf anliegend und sind parallel zueinander. Wenn der Hund aufmerksam ist, sind sie nach vorne gewendet, wobei die Außenfläche nach vorne gedreht bleibt.

Hals

Gerade, gut geformt, kurz, an Kopf und Rumpf gut eingesetzt, in seiner Dicke wohl proportioniert. Stolz getragen. Keine Wamme.

Körper

Rücken

Gerade und von mittlerer Länge.

Lenden

Kräftig, breit, kurz und gut bemuskelt, harmonisch in die Kruppe übergehend.

Kruppe

Leicht schräg gestellt.

Brust

In Form eines Spitzbogens, hoch, breit und ziemlich tief.

Untere Profillinie und Bauch

Bauch eher flach, sogar etwas eingezogen, mit großem Unterschied im Abstand zum Boden zwischen Brustbein und Leistengegend, was zu einer bemerkenswert gegen hinten ansteigenden Linie führt.

Foto: Michael Pommerenke

Rute

Ganz, nicht kupiert. In Ruhestellung sollte die Rute bis zum Sprunggelenk reichen. Elegante Säbelrute, am Ansatz breit, lang, auf der Unterseite stark behaart; am Rumpf gut, etwas höher als üblich angesetzt. Sie fällt natürlich in eleganter Linie über die reichlich behaarten Oberschenkel, aber nicht dazwischen. Bei Aufmerksamkeit wird sie höher als die Rückenlinie in einem Bogen nach oben, vorne und etwas nach der Seite getragen, aber nie in  Form eines Jagdhorns nach unten gerichtet.

Gliedmassen

Vorder- und Hinterhand

Von vorne und von hinten besehen sind Vorder- und Hinterhand perfekt gerade und senkrecht gestellt; von der Seite gesehen sind die Vordergliedmassen ebenfalls gerade und senkrecht, während bei den Hintergliedmassen die Linie unterhalb des Sprunggelenkes zum Boden von der Senkrechten abweichend leicht von oben nach vorne geneigt ist (Hund leicht unter sich gestellt). Gut entwickelte Knochen,  von kräftigen Muskeln bedeckt, an den Oberarmen und besonders an den Oberschenkeln, welche von hinten gut sichtbare Muskelpakete aufweisen. Die Unterarme sind eher zylindrisch, gerade und verjüngen sich allmählich von oben nach unten bis zum Vordermittelfuß, der weder zu lang noch zu stark geneigt sein soll (nicht durchgetreten). Gelenke und Winkelungen gut entwickelt. Winkel normal geöffnet (Schulter -Oberarmgelenk fast gerade, Tibiotarsalgelenk mäßig stumpf gewinkelt).

Pfoten

Zur Größe passend, eher rund als lang, fast eine Katzenpfote. Zehen stark, natürlich aufgeknöchelt, weder nach außen (Senkfuss) noch nach innen (Hohlfuß) geneigt und eng aneinander liegend. Fußballen dick und zäh. Gut entwickelt Krallen, von schwarzer oder dunkelgrauer Farbe, kräftig, glatt, regelmäßig abgenützt. Einfache oder doppelte Afterkrallen zulässig.

Foto: Michael Pommerenke

Gangwerk

Bewegungsablauf leicht und rhythmisch; die Gliedmassen bewegen sich parallel zur Medianfläche des Körpers. Normalerweise bewegt sich dieser Hund im Schritt oder in einem natürlichen ungezwungenen Passgang, außer wenn bestimmte Vorkommnisse ihn dazu zwingen, zu traben oder zu galoppieren.

Haarkleid

Haar

Dick, widerstandsfähig, bei Berührung etwas rau, eher matt, glatt, fast am ganzen Körper eng anliegend und sehr dicht. Das Haar ist kurz (ungefähr 2 cm); längeres oder kürzeres Haar wird selten angetroffen. In der Regel ist das Haar dichter und kürzer an Kopf und Ohren, wo es, wie an den unteren Teilen der Extremitäten, weicher und feiner ist. An der Rute ist das Haar dicker und länger, ganz besonders an der Unterseite, wodurch die Rute in ihrem mittleren Abschnitt dicker erscheint. Oberschenkel stark behaart. Keine Unterwolle.

Farbe

Wolfsgrau in allen Abstufungen, von hellen über mittlere zu dunklen Tönungen, wobei die letzteren am häufigsten vorkommen. Ausnahmsweise können alle 3 Farbnuancen an verschiedenen Stellen desselben Tieres vorkommen: dunkelwolfsgrau an Kopf, Schultern und Gesäß, mittlere Tönung an Brust, Rumpf und Oberschenkeln, helle Tönung am Bauch und im unteren Bereich der Gliedmassen. Die beliebteste Farbe, lokal „Bergfarbe“ genannt, welche von den Züchtern in Castro Laboreiro als die charakteristische Urfarbe angesehen wird, ist ein zusammengesetztes gräuliches Wolfsgrau mit sehr oder weniger dunklen Farbabstufungen, nicht schwarz, wobei braune (Farbe der Piniennuss) oder rötliche Haare (Mahagonifarbe) teilweise oder über den ganzen Körper eingestreut sind.

Größe

Widerristhöhe

Rüden 55 bis 60 cm, Hündinnen 52 bis 57 cm.

Foto: Michael Pommerenke

Maße und Gewichte eines mittleren Hundes

Kopf.

Länge des Schädels 13,5 cm.
Breite des Schädels 13 cm.
Länge des Fangs 11 cm.

Brust

Umfang 72 cm.
Breite 20 cm.
Höhe 27 cm.

Oberlinie

Länge des Rumpfes 62 cm.
Breite 14 cm.

Länge

Länge des Körpers 68 cm.
Länge der Rute 38 cm.

Höhe

Am Widerrist 60 cm.
Länge eines Vorderlaufes 33 cm.
Höhe an der Kruppe 60 cm.
Gewicht 40 kg.

Fehler

Jede Abweichung von den vorgenannten Punkten muss als Fehler angesehen werden, dessen Bewertung in genauem Verhältnis zum Grad der Abweichung stehen sollte.

Kopf : Zu groß, zu hager oder zu fleischig. Zu schmal, zu lang, zu  spitz.

Nasenschwamm : Jede andere Farbe als schwarz.


Kiefer:
Vor - oder Rückbiss.

Augen: Glasauge, zwei Augen verschiedener Größe.

Ohren: Ansatz atypisch, sehr groß, fleischig, rundlich. Taubheit vererbt oder erworben.

Rute: Jagdhornrute,  kupierte   Rute,  Stummelrute, angeborene Schwanzlosigkeit.

Haarkleid: Gefleckt oder von den für die Rasse typischen Farben stark abweichen. Albinismus.

Größe: Ausgesprochene Über- oder Untergröße, (Gigantismus / Nanismus).

Hunde, die deutlich physische Abnormalitäten oder Verhaltensstörungen aufweisen, müssen disqualifiziert werden.

N.B. : Rüden müssen zwei offensichtlich normal entwickelte Hoden aufweisen, die sich vollständig im Hodensack befinden.

noch so ein „Steinhaufen“ ...

Foto: Michael Pommerenke

Zucht in Portugal

Heute gibt es im Lande noch ca. 400 reinrassige Castros. Aber diese sind keineswegs homogen. Wobei unter Homogenität in erster Linie die Arbeitsfähigkeit der Rasse zu verstehen ist.

Kenner dieser Hunde sprechen bereits von eine „Apokalypse“ und meinen damit phänotypische Defekte wie z. B. zu große Augen, den sehr dreieckigen Kopf, die topaz – gelbe Farbe und die, Zitat: „lächerliche Größe einige dieser Hunde“. Meinen tun sie damit, die Hunde der so genannten Show – Linien sind wesentlich kleiner, als Arbeitshunde. Ein Phänomen, dass man bei anderen Rassen eigentlich nur in umgekehrter Reihenfolge beobachten kann.

Aber auch die schon erwähnten äußerlichen Einflüsse haben die Rasse verändert, damit meine ich z. B. den Tourismus der andere Rassen auch in diese Region brachte wie den Podengo, der vermehrt zur Jagd auf Niederwild benützt wird und der bestimmt die eine oder andere Castro – Hündin „beglückt“ hat, oder auch der „Kampf“ gegen Beutegreifer der Nutztiere. Es wurden Giftköder ausgelegt, denen nicht nur Wölfe und andere Wildtiere zum Opfer fielen, sondern auch so mancher gute Arbeitshund.

An anderer Stelle wird diese Entwicklung so beschrieben:

„ ... Die Viehzahl in der Region gab den Hunden entsprechende Arbeit und verhinderte andere Hunde-Rassen. Doch das hat sich in den letzten Jahren verändert. Immer mehr ausländische Hunde drängen nach Portugal. Dies sind nur einige Gründe, die in Portugal zur Aufgabe dieses portugiesischen Schatzes führen. Es gibt schlicht und einfach keine Verwendung mehr für diesen Hund. Mit Zunahme von Kriminalität und Gewalttätigkeit in Portugal begann man Hunde wie den deutschen Schäferhund, den Boxer, Dobermann und, vor kurzem, Rottweiler wie Schutzmaschinen auszubilden. Diese importierten Rassen sind immer öfter (oder die meisten von ihnen) von geringer Qualität zu einem horrenden Preis.“

Heute kann man in Portugal in Bezug auf den Castro drei verschiedene Typen einteilen:

Der reine Show – Dog von den „Zuchtfarmen“

Der sehr selten gewordenen „Arbeitshund“ aus den Bergen

Foto: Michael Pommerenke

Der Misch- oder degenerierte Castro. Dieser unterscheidet sich nicht nur im Aussehen, auch sein Verhalten ist, insbesondere bei den Kreuzungen und degenerierten Hunden eindeutig unterschiedlich.

Zur Unterscheidung zwischen den so genannten Show – Dogs und den Arbeitshunden in der Optik ist festzustellen, das die ersteren überraschenderweise wesentlich kleiner sind, also auf „Wohnzimmerformat“ gestrickt wurden. Denn sie erreichen eine Schulterhöhe von max. 60 cm., während Arbeitshunde 65 cm. bei Hündinnen und bei Rüden bis zu 75 cm. erreichen.

Ein weiteres Unterscheidungsmerkmal sind die Augen. Diese sind mandelförmig (nur bei O-Hunden!) und bernsteinfarben. Andere Farben sind genetische Defekte und daher findet man eine andere Augenform bei den Hunden in den Bergen in der Regel nicht.

Die Fronten zwischen den Züchtergruppen sind dermaßen verhärtet, dass sich nach meinen Informationen Funktionäre des Clubs bei den Züchtern der Arbeitshunde in den Bergen nicht mehr blicken lassen dürfen.

In der Gemeinde Castro Laboreiro und in der Umgebung aber versucht man, den alten Schlag des Arbeitshundes zu erhalten. Dazu das folgende Zitat

“ ... Vor diesem Hintergrund gibt es in Portugal einen Wettbewerb, der vom Priester Aníbal Rodrigues der Gemeinde Castro Laboreiro gefördert wird. Er hat das Ziel die ausgezeichneten Eigenschaften der Rasse Castro Laboreiro zu bewahren, zu verbessern und zu verbreiten. Dieser lokale Wettbewerb findet seit 1954 alljährlich am 15 August statt.“

Die Hoffnung stirbt also zuletzt und vielleicht besinnt man sich auf die uralten Qualitäten des Castro.

Michael Pommerenke beschreibt das so:

„ ... Das Herbe der Gegend und karge Leben in dieser öden Landschaft, wo sich Gesträuch an Steine drückt und die Vegetation kaum über einen Busch erhebt, ist heute noch zu spüren und wird doch immer mehr von der Zivilisation bedrängt. Dort oben, wo Sonne  heißer zu brennen scheint, findet sich kein schattenspendender Baum für die arbeitenden Hunde und auch kaum Wasser.“

Foto: Michael Pommerenke

Zucht in Deutschland

Nach dem Kapitel über die Zucht in Portugal ist klar, außerhalb des Landes, oder besser der Region, gibt es diese Rasse praktisch nicht.

Stimmt nicht ganz, denn eine kleine „Gemeinde“ in Deutschland hält diese Rasse und unterdessen gibt es mindestens zwei Würfe.

Unter der „Anleitung“ von Michael Pommerenke kommen Hunde aus dem Ursprungsland, die mit den Hunden nichts zu tun haben, über die Michael Pommerenke schreibt:

„ ... Der Cao de Castro Laboreiro ist eine der ältesten Rassen Europas - und eine der unbekanntesten.

Kein Wunder wenn ich sehe, was über diese Hunde im Netz zu finden ist und was für schreckliche Bilder da kursieren. Ich wäre auch nie auf diesen Hund gekommen. Bei der FCI ist diese Population schon gar nicht mehr zuchtaktiv. Es sind keine Welpen auf dem deutschen Markt und auch in Portugal ist es ebenso schwierig, einen - guten - Hund aufzutreiben. Insbesondere wenn man weiß, das es erhebliche Unterschiede gibt, aus welcher der drei Zuchtlinien der Hund jetzt kommt.“

Foto: Michael Pommerenke

Charakter

Gemeinsamkeiten mit den anderen Hirtenhunden hat er viele und da wäre an erster Stelle seine Selbstständigkeit zu nennen. Denn bei seiner Arbeit entscheidet auch er selbstständig, wann er „seine Herde“ verteidigen muss und wie das vonstatten geht. Und wie bei anderen Rassen greifen auch hier die Hirten ein, bevor es zu aggressiv werden kann.

Diese Selbstständigkeit sorgt allerdings dafür, dass ein Castro anders erzogen werden muss, als z.B. die in Deutschland bekannten Rassen, das kommt dann aber noch.

Michael Pommerenke beschreibt ihn so:

„ ...Ein CCL ist nicht nur ein guter Wachhund, er ist ein hervorragender Spielkamerad, Begleiter in der Stadt und auf dem Land. Du kannst mit ihm joggen, reiten oder radeln! Er ist ein auffallender Hund, ein Rohdiamant, den Du Dir formst!“

Unter dem Titel; „ Nerven wie Drahtseile“ beschreibt ein Besitzer seinen Hund folgendermaßen:

„ .. Während der 5-Stündigen Fahrt von Seeheim nach Hause hat der kleine Kerl auf meinem Schoss geschlafen und sich dabei in mein Herz geschlichen und ich mich in seins.

Das ist bis heute so und wird so bleiben. Was mir innert Kürze klar wurde, war die Tatsache, dass dieser Hund Nerven wie Drahtseil hatte. Nach all der Aufregung weg von der Mutter, Flug, dann noch weg von seiner Schwester und eine 5 stündige Autofahrt, das alles hat er locker weggesteckt.

Das zeigte sich dann auch in der Welpenstunde. Es gab nichts, was ihn verunsicherte; weder Tunnels noch Gitterroste oder Lärm und flatternde Gegenstände. Er ist aber auch nicht kopflos auf die Sachen zugestürmt, sondern immer sehr überlegt und ruhig. Auch andere Hunde haben ihn nicht abgeschreckt. Es hat ihn weder beeindruckt noch abgeschreckt, wenn ihn ein anderer Welpe abgewiesen hat. Im Gegenteil, er hat sich so lange eingeschmeichelt bis dem anderen fast nichts mehr übrig blieb als mit ihm zu spielen.“

Noch mal betont, dieses Selbstbewusstsein findet man bei allen Hirtenhunderassen, die aus genetisch guten Linien stammen und eine diesen Rassen angemessene und sehr sorgfältige „Sozialisierung“ oder Erziehung haben. Verhält sich ein Welpe oder Junghund total anders, als hier beschrieben, heißt es Finger weg von solchen Hunden. Sie stammen von Vermehrern, denen an einem stabilen und sicheren Hund nichts gelegen ist.

Foto: Michael Pommerenke

In Beschreibungen dieser Rasse habe ich gelesen, er sei:

... „ Ein One-Man-Dog ! Seinem Herrn oder seiner Herrin ist er ein treuer Begleiter, auf den man sich 100% verlassen kann. Die anderen Familienmitglieder werden geduldet - geliebt wird nur einer - wenn er es verdient!“

Das stimmt so nicht und es würde zu einem Arbeitshund auch nicht passen. Denn ein solcher arbeitet unter Umständen sein Leben lang, während die Hirten an den Herden durchaus wechseln. Weiter sind bei großen Herden mehrere Hirten und die müssen alle etwa zu sagen haben. Im übrigen wäre der Castro der einzige Hirtenhund, auf den diese Beschreibung zutrifft.

Zum Charakter dieser Rasse gehört natürlich auch sein ruhiges und souveränes Wesen, ein Kläffer ist er also keineswegs. Bellt er, hat er auch einen Grund. Dieses Bellen und nicht sofort angreifen zeigt, die Rasse gehört wie alle Hirtenhunde zu den „defensiven“ Hunden, die im Gegensatz zu den meisten „Schutzhunderassen“ eine sehr, sehr hohe Reizschwelle haben, daher auch seine Eignung als Familienhund.

Foto: Michael Pommerenke

Daher kann man den Satz von Novak Radulovic : „Man hat zwar im Standard erwähnt, dass der Sarplaninac ein mutiger und tapferer Hund ist, dass er aber ein gutmütiges und ruhiges Temperament besitzt“ nicht oft genug wiederholen. Hinzu kommt: „ist von Natur aus ein verteidigungsbereiter Wachhund“, also kein angriffslustiger, aggressiver oder zu „unvermuteten Reaktionen“ neigender HundHund.

Und Dr. Matlas schrieb im Zusammenhang mit dem Sarplaninac:

„ ... Trotz seiner hohen Verteidigungsbereitschaft ist er kein Raufer, er mag keine Stänkereien. Ist es aber nötig einzugreifen, so wird er nicht zurückweichen oder vertrieben werden. Sehr angenehm ist sein kaum bestehender Jagdtrieb … Zu alledem was ich bisher gesagt habe, muss ich noch bemerken, dass der Sarplaninac ein außerordentlich gutes und langfristiges Gedächtnis besitzt. Aus diesem Grund …kann ich behaupten, dass alles, was der Sarplaninac einmal gelernt hat, bei ihm auch sicher und dauerhaft in Erinnerung bleibt.“

Ersetzt man Sarplaninac mit Castro, stimmt es wieder.

Wie aber funktioniert dieses „defensive Verhalten? Das habe ich einmal so beschrieben:

„ ... Denn fast ausschlißlich besteht die „Taktik“ darin, mit Getöse und Radau, also einem richtigen Theaterdonner seine Wachsamkeit zu zeigen und fremdes oder Fremde einzuschüchtern. Da Hirtenhunde nicht gerade klein sind und einen richtigen Resonanzraum haben, klingt dieses Gebell sehr beeindruckend. Ein Do-khyi Halter bezeichnete es als „Nebelhorn“, schaurigschön.“

Hirtenhunde seien territorial und damit auch der Castro. Das kann einfach nicht sein. Diese Hunderassen bewachen kein Territorium, sondern alles was ihnen „gehört“, Gegenstände, Häuser, Menschen oder Tiere, alles eben.

ohne seine „Schutzbefohlenen“ läuft ein Castro in dieser Landschaft
völlig gleichgültig herum
Foto: Michael Pommerenke

Würden sie aber nur ein Territorium bewachen, wären sie für alle Hirten, die wandern, unbrauchbar, denn außerhalb ihres Territoriums wäre es mit der Wachsamkeit vorbei. Daher ist bei allen Hirtenhunderassen genetisch die „Fixierung“ auf Gegenstände verankert, also charakterlich bestimmt.

Auch den Castro kann man nicht in die Kategorie „Schmusehund“ einordnen. Aber sie sind trotzdem sehr anhänglich und brauchen natürlich auch ihre „Schmuserunden und Streicheleinheiten“, nur eben Schmeichler sind sie nicht. Auch eine Charaktereigenschaft. Noch lange nicht die schlechteste, wenn man sich erinnert an die Hunde anderer Rassen, die einem „den ganzen Tag auf den Wecker gehen“.

Zum Charakter und zur Genetik des Castro gehört, dass er zwar in weniger als zwei Jahren seine volle Körpergröße erreicht hat, dass er aber seine volle geistige Reife erst zwischen dem 3. und 4. Lebensjahr erreicht. Viel Zeit also, ihn sorgfältig zu erziehen.

Zusammenfassend und als Schluss dieses Kapitels möchte ich einen Absatz wiederholen, den ich auf der Seite „wir sind pro Hirtenhunde“ im Kapitel Charakter schrieb:

„ ... Ein ruhiger und ausgeglichener Hund mit einer hohen Reizschwelle, defensivem Verhalten und „seiner“ Umwelt „sehr zugetan“. Daher ist er entgegen aller Behauptungen nach einer guten Sozialisierung als Familienhund sehr wohl geeignet. Voraussetzung ist allerdings, dass man einen Hund bekommt, der aus einer verantwortungsvollen Zucht stammt, der also die richtigen Gene hat. Daher sollte man die Finger von Züchtern lassen ,die mit Ausstellungsergebnissen prahlen.“


Foto: Michael Pommerenke

Erziehung

Wenn eine Castro Besitzerin ihren Hund als „starke Persönlichkeit“ bezeichnet, der vor Selbstbewusstsein nur so strotzt, dann hat sie natürlich erkannt, hier ist eine gute Erziehung gefragt. So mancher Hirtenhund hat mit solchen Veranlagungen schon das „Regiment“ in einem Haushalt übernommen und die Folgen kann man durchaus in der Zeitung lesen.

Und diese Besitzerin hat in der Schilderung ihres Hundes auch erkannt, hier hilft nur Logik und Verstand, gepaart mit Konsequenz, mit Emotionen kommt man da nicht weiter.

Wenn diese Besitzerin schreibt:

„ ... Bestechung mit Leckerlis kann ich vergessen! Etwas Feines ist für ihn kein Grund mir einen Gefallen zu tun.“

Dann hat sie einen Nachteil, der aber keineswegs rassetypisch ist. Ein Hund bleibt ein Hund und daher sind die meisten Hirtenhunde durchaus für „Leckerli“ empfänglich. Was die Arbeit einer Erziehung wesentlich vereinfachen kann. Aber Ausnahmen bestätigen eben die Regel und dann hilft wieder mal, siehe oben, Logik, ... usw.

Auch der Castro hat einen sehr ausgeprägten Wach - und Beschützerinstinkt. Den gilt es zu kanalisieren. Mit viel Geduld und Spucke und eben wieder mal der Logik lernen auch diese Hunde sehr schnell, dass etwas nur dann beschützt und bewacht wird, wenn es die Besitzer wünschen.

Einer der in Deutschland lebenden Castros ist auf einem Pferdehof und das erinnert mich an einen Hirtenhund, der auf eben solchem Hof tagsüber alles Besucher rein und raus ließ, weil von den Besitzern gewünscht. Nach Einbruch der Dunkelheit und nach dem Schließen des Hoftores durfte niemand mehr den Hof betreten. Die Besitzer haben es so gewünscht und der Hirtenhund hat diese anerzogenen Wünsche ausgeführt.

Die wichtigste Übung, um so ein Verhalten zu erreichen, ist daher, den Hund immer wieder mit Menschen und Situationen zu verschiedenen Tageszeiten zu konfrontieren und selber vorzuleben, was man erreichen will. Also, Hund loben, wenn er wie gewünscht anschlägt, oder Hund beruhigen, wenn Wachsamkeit und Schutz in diesem Moment unerwünscht sind. Klingt schwierig, ist aber einfach, denn sonst wären Hirtenhunde und damit auch der Castro, für die Arbeit an der Herde nicht geeignet.

Foto: Michael Pommerenke

 
Hundebesitzer mit schauspielerischem Talent beeinflussen ihre Hunde derart, dass  diese ganz schnelle begreifen, was gewünscht wird. „Murmelt“ aber ein Halter nur so vor sich hin, ist der Erfolg ziemlich spärlich.

Hirtenhunde, neudeutsch „Herdenschutzhunde“ sind Caniden der besonderen Art und für Familien nicht geeignet“ , schreibt der „große Hundekenner“ Günter Bloch und da irrt er gewaltig, sie sind es natürlich und sie sind besser geeignet, als so manche Rasse, der das Schild „Familienhund“ und den Hals hängt und die zwar sehr selten dann in der Familie „zulangt“.

Hirtenhunde als Familienhunde, aber eben nur mit der richtigen Erziehung. Und die gilt für Mensch und Tier. Denn gerade Kinder müssen lernen, die Rechte und Bedürfnisse eines Castro zu akzeptieren, z. B. den „Mittagsschlaf“ oder die „Erledigung“ seiner Arbeit.

Hunde dieser Größe haben nicht nur ein beachtliches Gebiss, sondern auch auf ihren Kiefern einen Druck, dem ein „menschliches Weichteil“ nicht besonders gut stand hält. Also trainieren und trainieren, gebissen wird nicht, vor allem nicht im Spiel und in überhaupt keiner Situation. Was bei einem Welpen noch niedlich ist, wird bei einem erwachsenen Hund ganz schnell schmerzhaft.

Was für Menschen gilt, muss auch bei anderen Hunde beachtet werden. Kommt also solch ein hübscher und niedlicher Welpe ins Haus, heißt es, Vorstellung in der Nachbarschaft und unbedingt Kontakte mit den Hunden in dieser. Es hat schon böse Streitigkeiten gegeben, wenn der Spruch, der tut doch nichts, der will nur spielen, in einen Besuch beim Haus – oder Tierarzt ausgeufert ist.

Übrigens, bei der Gelegenheit habe ich immer meine Stimme und meine Körpersprache benützt und nicht den in meinen Augen „doofen“ Klicker. Denn nicht nur eine Familienmitglied sondern die ganze Familie muss sich an der Erziehung beteiligen und der Hund muss natürlich lernen, dass auch jeder Mensch einen anderen Charakter und ein anderes Temperament hat. Das lernt er nicht, wenn alles und jeder nur klickt und klickt.

Michael Pommerenke schreibt über die „Familientauglichkeit“ seines Castro:

„ ... ist Kindern gegenüber sehr geduldig. Wir haben Kinder im Alter von 2, 5 und 10 Jahren im Haus. Dazu kommt, dass zwei meiner Kinder nur ab und zu im Jahr in den Ferien bei uns sind. Auch dies klappt hervorragend.“

Eigentlich fängt die Erziehung beim Züchter an, denn dieser sollte Welpen mitsamt ihrer Eltern, mindestens aber mit der Mutter an alle möglichen Situationen gewöhnen, z. B. Verkehrslärm und fremde Menschen.

Beim Maremmano Abruzzese sieht das dann so aus …

Foto: Woltemade

Als wir noch züchteten, musste unsere Tochter immer ihren gesamten Freundeskreis mitbringen, damit die Hunde den Umgang mit Kindern lernen konnten. Außerdem haben wir die ganze Bande an’s Auto fahren gewöhnt.

Aber Vorsicht, denn gerade Hirtenhunde kann man im Welpenalter total überfordern und das Ergebnis sind dann ängstliche oder unsichere Hunde. Daher ist ein für mich ganz wichtiger Rat, immer einen großen Bogen um die selbsternannten Gurus, Tierpsychologen, Tierschützer oder Hundeschulen zu machen, denn sie haben um des lieben Geldes wegen neue und „revolutionäre“ Ideen. Und die gilt es für viel Geld umzusetzen.

Welpenspielgruppen sind zwar empfehlenswert, aber man sollte sich vorher genau anschauen, was dort geboten wird. Zur Not kann man so etwas auch selber organisieren, denn noch ist Deutschland kein „hundefreies“ Land.

In vielen „Hilfen für den Hundehalter wird zum Hundeführerschein geraten. Auch hier hat der „Veranstalter“ das meiste davon, nämlich das Geld des Hundehalters. Die Frage nämlich ist, was braucht ein Hirtenhund an Erziehung, wenn er in der richtigen Umgebung lebt, also richtig gehalten wird?

Am Anfang meiner „Karriere“ als Hundebesitzer war ich auch mal auf Hundeplätzen und habe  die ganze Palette mitgemacht. Heute staune ich, mit wie wenigen Kommandos wir auskommen im täglichen Umgang mit unseren beiden Hunden.

Foto: Michael Pommerenke

Rein rhetorisch muss nämlich die Frage gestellt sein dürfen, warum muss ein Hirtenhund all das lernen, was z. B. der Hundeführerschein beinhaltet, wenn er auf dem Land lebt und diese ganzen Situationen nie kennen lernt.

Zusammengefasst heißt das, jeder Käufer eines Hirtenhundes macht sich Gedanken über seine Umwelt und dann legt er fest, was sein Hund beherrschen muss, wenn er erwachsen ist. Wie schon geschrieben, es ist erstaunlich, wie wenig das dann sein muss. Getrost vergessen kann man dann die gesamten Ausbildungsschritte des Hundesportes. Es konnten mir noch niemand erklären, warum mein Hund sauber „Fuß“ laufen muss, warum er korrekt im richtigen Winkel sitzen muss und ähnliches.

Und zum Hundesport sind diese Rassen und damit auch der Castro nun wirklich nicht geeignet. Am schädlichsten dabei der so genannte Schutzdienst. Wer sich zu diesem überreden lässt, weckt im wahrsten Sinnes des Wortes schlafende Hunde und die sind bekanntlich gefährlich. Also Finger weg.

Agility ist auch eine Modererscheinung und so ganz möchte ich sie nicht ablehnen. Denn sehr lebhafte und aktive Hunderassen (z. B. Hütehunde) haben dabei die Möglichkeit, sich auszutoben. Nur Hirtenhunde sind auch dort fehl am Platz, wenigstens nach meiner Meinung.

Wie Hirtenhunde auf so etwas reagieren, kann man im Kaukasen – Blättle Ausgabe 06/2005 nachlesen  unter dem Titel „Langeweile, oder wie man „Herdenschutzhunde“ – Besitzern das Geld aus der Tasche ziehen kann“.

der hat den Blick in die Berge

Foto: Karl-Heinz Hirsch

Um bei der eigenen Umwelt zu bleiben, Hunde und auch der Castro haben auf Kinderspielplätzen nichts zu suchen, das muss also so früh wie möglich und so schnell wie möglich geübt werden und zwar auch wieder mal ohne Gewalt, aber mit Geduld.

Hirtenhunde sind doch Familienhunde und daher muss die Erziehung auch von der ganzen Familie geleistet werden. Oder: Alle ziehen am gleichen Strang, logisch. Oder? Ein Tierpsychologe gehört nach meinem Wissen aber nicht zur Familie und wenn doch, dann gnade dem Hund.

Übrigens, wenn man mal vom Training der Gehorsamsübungen genug hat, empfehle ich, eine Fährte zu legen, so richtig mit Wurst oder anderen Leckerlis. Hirtenhunde finden das fast alle toll.

Anschließend gehen meine Frau und ich Essen und da muss ein Hirtenhund auch nicht unbedingt mit, Langeweile, Hitze und die ganze Zeit unter dem Tisch liegen ist nicht das Ding dieser Rasse. Wir essen und unsere Hunde passen zuhause auf. Arbeitsteilung und es geht.

Mit Arbeitsteilung können Hirtenhundehalter auch die Arbeit des Tierarztes erleichtern. Unsere Hunde sind es gewohnt, dass man ihnen in die Ohren schaut oder im Mund „rumfuhrwerkt“, also kann der Tierarzt das dann auch. Nur eine Frage der Gewohnheit oder der Erziehung und bei der Größe und der Kraft sicher notwendig.

Das wichtigste an der ganzen Erziehung eines Castros aber ist, man sollte die Würde und die Eigenheiten dieser Rasse nie vergessen. Die Hunde sind keine Maschinen oder Hochleistungssportler sie sind Hunde und damit automatisch keine Menschen.

Vergessen sollte ein Besitzer/in dieser Rasse nie, der Castro ist ein Minimalist, er/sie sollte es auch sein.

keine Zäune im Solar ...

Foto: Jörg Rieder

Haltung

Dem Pyrenäenberghund sagt man nach, er habe immer seine Berge vor seinen geistigen Auge und das müsse man bei seiner Haltung beachten. Will heißen, er ist öfter mal alleine unterwegs und E. v. Buchwaldt schreibt über den Kangal:

„ ... Sie werden in ihrer Heimat recht achtlos behandelt, kennen weder menschliche Zuwendung noch Ausbildung. Sie werden ausschließlich als Arbeitstiere genützt. Kangale sind wehrhafte, selbstbewusste Hunde. Sie sind intelligent und anpassungsfähig. Die Anforderungen, die solche Lebensumstände an die Tiere stellen, haben über Jahrhunderte hinweg eine Rasse entstehen lassen, die sich durch Härte, Selbständigkeit und Mut auszeichnet.

In den Dörfern Anatoliens, lebt der Kangal ohne Zwinger und Zäune . Hunde die sich übermäßig aggressiv Menschen ( vor allem Kinder) oder andere Nutztiere ( Geflügel, Pferde, Rinder Schafe) gegenüber verhalten, werden nicht toleriert und getötet. . Die Reviergrenzen sind unsichtbar, und kein Hund kommt den Anderen in die Quere. Sie sind sehr Instinktsicher in Ihren Sozialverhalten .“

Solche Beschreibungen gehen natürlich in das Kapitel Haltung ein. Und wo findet man dann den Castro?

In seiner Heimat oft ziemlich ähnlich der Beschreibung E. von Buchwaldts. Hier in Deutschland fast nicht möglich, wie einige Castro Halter erfahren mussten.

Foto: Jörg Rieder

Nach seiner Herkunft liegt der Castro daher wohl irgendwo zwischen Patou und Kangal und wenigstens ein bisschen sollte man das bei seiner Haltung berücksichtigen.

Also ist er absolut ungeeignet für eine Haltung in der Wohnung. Vor allem dann, wenn diese auch noch in einem Mehrfamilienhaus ist. Was oder wie soll ein Castro wachen können, sauber verschlossen hinter einer Wohnungstür und allen Geräuschen in solch einem Haus ausgesetzt?

Auch ein Reihenhaus ist nicht der ideale Ort, denn dort gibt es sehr schnell Ärger mit der dicht an dicht wohnenden Nachbarschaft. Unser erster Sarplaninac stammte aus so einer Haltung und das Ende vom Lied war das Tierheim, eben wegen der Nachbarn und dem Einschreiten des Ordnungsamtes. Bei uns durfte er wachen und bellen und er bellte wenig und immer mit Grund.

Wenn auch der Castro zu den selbstständigen und freiheitsliebenden Hirtenhunden gehört, denke ich mir, auch eine reine Haltung im Haus ist zu einengend und zu reizarm. Vor allem dann, wenn man die dümmlichen Ratschläge von so genannten „Experten“ berücksichtigen, die aus Gründen der Hierarchie meinen, ein Hund müsse im Haus einen Liegeplatz - und vieles andere mehr - zugewiesen bekommen und der liegt dann auch noch am „Arsch der Welt“. Kluge Hunde suchen sich ihren Platz selber, der kann dann im Sommer im Keller sein, oder das ganze Jahr über im Hausflur, denn von da aus bekommt man alles mit.

Hinzu kommt, der Aufenthalt immer im Haus sorgt dafür, dass Hirtenhunde dann zwar Haare haben, aber kein wettertaugliches Fell.

Auch die Gesundheit der Gelenke kann beeinflusst werden. In einem anderen Portrait schrieb ich dazu:

„ ...Zu den gesundheitlichen Problemen, die bei einer Haltung im Haus oder in einer Wohnung auftreten können, gehört auch die HD. So weisen eine ganze Reihe von Züchtern/innen darauf hin, dass HD durch glatte und rutschige Böden gefördert wird, oder gar entstehen kann. Obwohl diese Erfahrungen noch nicht mit letzter Sicherheit wissenschaftlich bewiesen sind, glaube ich ebenfalls, dass hier Artrosen und HD tatsächlich beeinflusst werden.“

Bleibt also nicht mehr viel übrig zu einer vernünftigen Haltung, außer einem Haus mit Grundstück. Und da gibt es erneuten Streit, denn Hirtenhunde benötigen angeblich Tausende von Quadratmetern, damit sie die Grenzen ihres Reviers patrouillierend ablaufen können. Das Revier, oder Territorium ist ein Schmarren und daher kann man auch die Tausende Quadratmeter vergessen, vorausgesetzt, der Castro kann laufen, wenn man unterwegs ist, aber Spaziergänge kommen noch.

ein Stückchen Rasen findet sich auch im kleineren Garten
Foto: Eckhardt Bültermann
„Große Pferde für große Menschen“

Entscheidet der Hund selber, wo er sich aufhält, wird er meistens den Aufenthalt im Freien wählen, wobei der selig auf der Couch schlafende Hirtenhund eben auch vorkommt. Wichtig ist nur, man lasse den Hund selber entscheiden.

Logisch, dann muss das Grundstück ausbruchssicher eingezäunt sein. Das ist dann wie bei unseren Rosen, eine Pflanze kostet 15.- Euro und das nötige Klettergestell rund 100.- Euro. Einen Tod muss man eben sterben.

Hat ein Castro also die Möglichkeit, sich da aufzuhalten, wo er gerade möchte und stimmt die Beziehung zu seiner Familie, wird er sehr schnell zum Beschützer eben dieser. Denn die Bezeichnung „Wachhund“ gefällt mir deswegen nicht, weil sie eben nicht hirtenhundetypisch ist. Sondern die Hunde müssen einen Grund haben. Beim Familienhund ist es die Bindung an diese, bei der Herde die emotionale Bindung an die Tiere. Alles immer freiwillig. Denn mit Zwang geht gar nichts. Daraus geht hervor, kein Hirtenhund braucht zum großen Glück eine Herde, denn was er nicht kennt, oder besitzt, braucht er auch nicht.

Und natürlich gefällt mir der Wachhund auch deswegen nicht, weil viele von ihnen ein Leben an der Kette fristen und an eine solche gehört kein Hirtenhund.

Der Castro gehört auch nicht in einen Zwinger von wegen seiner Freiheitsliebe, sagt man wenigstens. Was aber ist ein Zwinger? Natürlich nicht der teure und fertige aus dem Handel, der ist dann tatsächlich zu klein und zu eng.

Unsere beiden Hunde leben immer draußen und damit sie nicht auf die Wanderschaft gehen und Leute erschrecken oder andere Hunde fressen, haben wir ein großes Gehege, aus dem sie noch nie den Versuch unternommen haben, auszubrechen. Was uns zu der Meinung bringt, dass sie es akzeptieren. Dadurch laufen sie auch nur unter Aufsicht im Garten herum und deswegen geht bei uns auch Ziergarten und Hunde.

Ist aber den ganzen lieben langen Tag jemand zuhause, kann man seinen Castro drinnen und draußen halten, wichtig eben nur die Aufsicht und das gut eingezäunte Grundstück.

Foto: Jörg Rieder

Hirtenhunde sind in ihren Ursprungsländern nie alleine und daher ist eine Haltung von zwei Hunden aus meiner Sicht zu empfehlen, müssen ja nicht unbedingt zwei Hirtenhunde sein.

Kommen wir mal zum Spaziergang. Joggen oder am Fahrrad laufen ist sicher ganz gut für die Kondition, aber stinke langweilig, wenn unterwegs zig „Zeitungen“ rum liegen. Also sollte der Castro seinen „Ausgang“ ohne Leine machen können und wo er Pause macht oder rumschnüffelt, sollte er selber entscheiden. Alle Hirtenhunde sind neugierig, denn das gehört zu ihrem Job oder ihren Genen. Kilometer fressen ist daher nicht im Sinne des Erfinders, aber ein interessanter Spaziergang schon.

Sind Hirtenhunde Tag und Nacht draußen, muss das allerdings auch von den Nachbarn akzeptiert werden, daher ist immer eine Absprache mit diesen notwendig. Gerichte haben genug zu tun und sollten sich auch nicht noch mit solchen Meinungsverschiedenheiten herumschlagen müssen. Geht es gar nicht anders, verschläft der Castro die Nacht im Haus.

Am Ende des Kapitels Haltung ist mir noch etwas wichtig. Zur Würde eines Hirtenhundes gehört eben mal eine gewisse Freiheit und daher sollte man ihm anerziehen, auch ohne Leine zu gehorchen. Dann kann er nämlich seiner Würde entsprechend laufen wie er will.

Allerdings gibt es Menschen, die Angst vor Hunden haben, besonders, wenn diese auch noch groß sind. Daher gilt mein Grundsatz, kommen mir Menschen entgegen, ist der Hund an der Leine. Den tausendfach strapazierten Spruch „der tut doch nichts, der will nur spielen“ benütze ich nicht. Haben andere Menschen aber keine Angst, leine ich meine Hund wieder ab.

Ernährung

interessant, interessant ...
Foto: Eckhardt Bültermann
„Große Pferde für große Menschen“

Als Einleitung dieses Kapitels schreibt Michael Pommerenke:

„ ... Eine weitere Besonderheit der H... hunde ist ihre Anspruchslosigkeit in Bezug auf die Ernährung. Aufgrund des Nahrungsangebotes in ihren Ursprungsländern, das eher als kärglich bezeichnet werden kann, hat sich ein Hundetyp entwickelt, der sich an eine proteinarme Ernährung angepasst hat und aus einem minimalen Nährstoffangebot das Maximum an Energie herauszuholen vermag.

Dies sollte bei der Fütterung berücksichtigt werden, da diese Hunde auf eine Überversorgung an tierischem Protein oft mit allergischen Reaktionen wie Hautproblemen reagieren. Hier ist eine ausgewogene, proteinarme Ernährung für das Wohlbefinden des Hundes unerlässlich.

Nicht wenige H...hunde sind geradezu gierig nach Milchprodukten (Joghurt, Quark, Kefir) und Getreideprodukten (Brot, Nudeln, Reis).“

Und Suzette Preiswerk da Mota Veiga, Estrela – Züchterin und ehemalige Präsidentin des Estrela – Clubs schreibt auf die Frage, wie denn die Hunde bei den Hirten ernährt werden:

„ ... Auch in Portugal bekommen die Estrela - Hunde von den Hirten praktisch nie Fleisch, oder sehr wenig, mehr Schafsmilch und Reste. Der Kontakt ist nicht sehr intensiv mit dem Hirten. Der Hirt kümmert sich praktisch nicht um die Hunde, die sind einfach da, er wirft das Fressen in einen Trog und die Hunde müssen selber auskommen. Früher (oder noch heute, wenn sie unterwegs sind) machten die Hirten mit dem Absatz ein Loch in der Erde und warfen die restliche Schafsmilch in dieses Erdloch, wo sich mit der Zeit eine Fettschicht bildete und so die Milch nicht versickerte. Man kann sich vorstellen, dass die Hirtenhunde nicht gerade satt wurden. Heute sind die Hirten hier nicht mehr so arm, denn der Käse hat einen guten Preis, (er ist auch sehr gut), aber früher schon. Mit dem besseren Wohlstand profitieren auch die Hunde, es hat mehr zu fressen.“

Auch in diesem Portrait will ich darauf hinweisen, dass ich kein Experte für Ernährung bin, also kein Lebensmittelchemiker und das auch ich wie viele andere Hundebesitzer überfordert bin, wenn es um die Zusammensetzung der verschiedenen Hundefutter geht.

Foto: Jörg Rieder

Aber eines habe ich gelernt, Hunde brauchen nicht für jeden Lebensabschnitt ein spezielles Futter, das brauchen nur die Hersteller, für ihren Geldbeutel. Denn siehe oben, Hirtenhunde bekommen und bekamen das in ihren Ursprungsländern auch nicht und sind trotzdem etwas geworden.

Um ein zu schnelles Wachstum und damit eventuelle spätere Schäden am Skelett zu verhindern, sollte ein Futter einen möglichst geringen Protein – und Eiweißgehalt haben. Denn bekommen Hirtenhunde zuviel davon, gehen sie im Wachstum ab „wie die Raketen“. Sämtliche Zusatzstoffe des Handels sind für Hirtenhunde ebenfalls überflüssig, zumal es sich sehr oft um künstlich hergestellte Stoffe handelt. Siehe Pommerenke, diesen Bedarf kann man bei der täglichen Fütterung beachten, indem man Obst und Gemüse der Saison füttert und eben Milchprodukte zufüttert. Auch unsere Hunde fressen diese sehr gerne.

Wenigstens bei uns im Haushalt bleibt immer mal was übrig und die Hunde sorgen dafür, dass es nicht weggeworfen wird. Daraus kann man natürlich auch ableiten, wenn Hirtenhunde so etwas extra als Abwechslung gekocht bekommen, macht man nichts falsch, daher sind Nudeln, Reis oder Kartoffeln, gekochtes Gemüse und Obst eine willkommen Abwechslung. Aber Vorsicht, dies „Extras“ sollten nicht scharf oder stark gewürzt sein. Obwohl ich gelesen habe, ein Castro habe mit Genuss schärfste Gewürze abgeleckt.

Foto: Jörg Rieder

Im übrigen hängt die Menge des täglichen Futters und seiner Qualität natürlich auch davon ab, was ein Hund „leistet“. Nur eines ist ganz sicher, die angegebenen Mengen der Hersteller sind im Falle aller Hirtenhunde zu hoch und damit nicht gesund.

Über die Frage, wie oft ein Hirtenhund am Tage gefüttert werden soll, streitet sich die Gemeinde. Unstrittig ist, Welpen bekommen drei Fütterungen. Nach meiner Meinung kann man mit etwa fünf Monaten auf eine zweimalige Fütterung umstellen, morgens und abends. Wichtig dabei ist, der anschließende Verdauungsschlaf muss sein.

Zwar gibt es entgegen anderer Behauptungen der so genannten „Hirtenhundeszene“ kein speziellen Statistiken aber Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste und daher meine ich eben, Futter auf zweimal verteilt kann schon dazu beitragen, eine Magendrehung zu verhindern. Nicht verkneifen kann ich mir allerdings, dass Hunde Magendrehungen in der Regel immer dann bekommen, wenn die Rasse wächst und wächst, oder wenn sie während des Wachstums zu „üppig“ ernährt wird. Vielleicht denken darüber mal diejenigen nach, die meinen, Hirtenhunderassen müssen immer größer und schwerer und damit hässlicher werden.

Zähneputzen ist auch nicht schlecht, aber bitte nicht mit diesen unsinnigen und völlig überflüssigen „Gerätschaften“. Ein steinharter Hundekuchen oder gut getrocknetes Brot erfüllen den Zweck viel besser.

Auf die Fütterung von Knochen verzichten wir, seit ein solcher mal quer im Darm saß und das für unseren Rüden eine recht schmerzhafte Prozedur war, zumal ältere Hunde Knochen schlechter vertragen. Als Ersatz dafür gibt es alle Arten von Schlund, ein Festessen für unsere Hunde, lecker aber auch die Köpfe von Hasen, sowie eben alles Halsfleisch.

kann man, kann man auch bleiben lassen ...
Foto: Karl-Heinz Hirsch

 

Wer noch einen selbst schlachtenden Metzger hat, frage nach Pansen. Im Freien gefüttert ist diese „stinkende Sauerei“ ein Leckerbissen. Auch Schlachtabfälle sind gut, nur Achtung, fettige Abfälle sind nicht das Wahre, die sollte ein Metzger selber entsorgen und nicht Hundebesitzern „unterjubeln“.

Das tägliche Essen kann auch zur sozialen Bindung zwischen Halter/in und Hund beitragen. Daher füttern wir seit Jahr und Tag einen relativ großen Anteil der täglichen Nahrung aus der Hand und wir haben auf Spaziergängen immer etwas in der Tasche, denn wir sind der Meinung, Über „Leckerlis“ die Erziehung zu vereinfachen ist richtig.

Und letztendlich füttern wir unsere Hunde gemeinsam. Jeder hat seine eigene Schüssel  und erst wenn einer der beiden weggeht, darf der andere nachschauen, ob etwas übrig geblieben ist. Das kommt nie vor! Wichtig für uns, keine Spielchen, denn Mahlzeit ist Mahlzeit und keine Übungsstunde mit Lob (dann Futter) oder Tadel (dann Futter weg) Die so genannten Experten wissen schon, was ich meine.

Ist das „Tagewerk“ vollbracht, bekommen unsere beiden noch etwas zum Kauen, Hauptsache getrocknet und Hauptsache hart, Zähneputzen eben. Schlund, Ochsenziemer (portionsweise) getrockneter Fisch, usw., sind da geeignet.

Pflege

Was soll man bei derartig kurzhaarigen Rassen groß pflegen? Mir fällt dazu eigentlich nur der Glatzkopf ein, der morgens mit einem Waschlappen über seinen Kopf fährt und dann behauptet, er habe eine komplette Kopfwäsche erledigt. Recht hat er und so kann man es auch bei einem Castro handhaben.

Foto: Karl-Heinz Hirsch

Aber es darf durchaus ein bisschen mehr sein. So sollte man wie bei allen schlappohrigen Rassen immer wieder mal die Ohren kontrollieren. Auch kein so großer Aufwand, denn der Castro hat keine „schweren Ohren“ und daher sind sie gut belüftet. Lediglich die Zecken sind bei entsprechendem Wetter der Meinung, diese Ohren bieten einen idealen „Weideplatz“ und da sollte aufgepasst werden.

„Zähneputzen“ ist relativ einfach, man gebe auch diesem Hirtenhund mindestens einmal am Tage etwas hartes, also trockenes Brot, einen steinharten Hundekuchen oder getrocknete „Leckerli“ wie z.B. Pansen und auch Schlunde aller möglichen „Nutztiere“ leisten hervorragende Dienste.

Baden ist völlig überflüssig, oder eigentlich schadhaft, denn die „Badezusätze“ zerstören den natürlichen Fettgehalt eines Hirtenhundes. Apropos Fettgehalt, dieser sorgt für eine fast perfekte Selbstreinigung der Rassen. Richtig verdreckte Hunde sollte man einfach trocknen lassen und zuschauen wie der Dreck von ganz alleine abfällt. Praktisch, oder?

 

statt baden, lieber eine „Knuddelrunde“

Foto: Karl-Heinz Hirsch

Natürlich haart auch diese Rasse nach jedem Winter aus und man kann diese „Haarerei“ beschleunigen, indem man eben gelegentlich mal eine Bürste nimmt. Sehr viel wird dabei nicht herauskommen, denn der Castro hat ein Fell von nicht mehr als 5 cm. Haarlänge und durch die fehlende Unterwolle muss er eben auch nicht viel los werden, um einen geeigneten „Sommerpelz“ zu bekommen.

Und an dieser Stelle wäre eine Korrektur nötig. Denn im Standard steht, der Castro habe keine Unterwolle und da hatte ich meine Zweifel. Aber wenn der Standard meint, kann es ja richtig sein. Ist es aber nicht, und daher ergänze ich, der Castro hat natürlich Unterwolle und die kann man dann auch ausbürsten.

Peinlich, wenn eine Übersetzung falsch ist.

Alles in allem also ein Hund, der bestens geeignet ist für Menschen, die es nicht als Lebensaufgabe sehen, ihren Hund von morgens bis abends zu hätscheln und zu tätscheln und ihn mit nervigen (für den Hund) „Pflegemaßnahmen“ zu drangsalieren.

Diese Pflegeleichtigkeit hat unter anderem auch einen praktischen Sinn. Auch diese Hirtenhunderasse lebte in den vergangenen Jahren immer draußen und es machte sich niemand die Mühe, solche Hunde besonders zu pflegen. Und wenn heute auch Vertreter dieser Rasse in den Häusern wenigstens zeitweise leben, macht sich wenigstens in Portugal  noch immer niemand große Mühe, seinen Hund besonders zu pflegen.

 

Das ist mehr ein gepflegtes Schläfchen

Foto: Karl-Heinz Hirsch

Die Bewohner des Solar, also der Heimat des Castro sind wie die Hunde. Auch sie tragen Kleidung, die sich bei der Arbeit bewährt hat, man trifft auch heute noch „Einheimische“ mit Holzsohlesandalen, die ohne Strümpfe getragen werden, Gamaschen aus grobem wollenem Tuch, sowie einen typischen Hut mit Umhang.

Übrigens, sollte ein Castro die laut Standard zugelassenen „Afterkrallen“ haben, ist es ratsam, diese gelegentlich zu kontrollieren und gegebenenfalls etwas zu kürzen.

Herdenschutzhund ... Hirtenhund?

Auch der Castro ist nun wirklich kein Herdenschutzhund. Dieser neudeutsche Begriff wird nämlich der Arbeit auch dieser Rasse nicht gerecht. Würde er nämlich nur als „Schutzhund“ der Herden eingesetzt, wäre er schon lange ausgestorben.

Michael Pommerrenke, der das Solar nicht nur vom Hörensagen kennt, hat ausführlich beschrieben, für welche Zwecke die Hunde in ihrer Heimat eingesetzt werden und das ist eben mehr, als ein paar Schafen hinter her rennen.

Zur Wiederholung, sie bewachen die Tiere, der Schutz der Häuser gehört zu ihren Aufgaben und immer wieder wird betont, bleiben Frauen und Kinder alleine auf den Höfen zurück, sind die Castros für deren Schutz zuständig. Herdenschutzhunde?

 

Der Blick von der „Felswand“

Foto: Karl-Heinz Hirsch

Zugegeben, der Name Hirtenhunde passt bei dieser Rasse auch nicht so ganz, aber er ist der alte Name der Hirtenhunderassen und eben nicht die Erfindung von Bloch und Co.

Nach einer längeren Unterhaltung mit dem Züchter der großen Schweizer Sennehunde waren wir uns einig, für diese Hunde würde auch die Bezeichnung Bauernhunde passen. Fast bin ich geneigt, den Castro hier einzugliedern. Wie das die Halter oder Züchter der Rasse halten, sei deren Sache.

Nur Herdenschutzhund ist sicher falsch. Ganz am Rande, eine Familie aus Hamburg hat mir erzählt, sie hätten, wenn sie angesprochen wurden, immer gesagt, ihr Hund sei ein Herdenschutzhund, Respekt, Respekt und die Leute sind auf Distanz gegangen. Neuerdings sagen sie, das sei ein Hirtenhund. Seitdem hat niemand mehr Angst. Schutzhunde haben eben in Deutschland nicht den besten Ruf.

Welpenkauf

Nach den schlechten Erfahrungen mit zahlreichen Züchtern in Deutschland und vor allem den benachbarten Ausland (Gruß nach Österreich und Tschechien, nur als Beispiel) sage ich fast immer auf die Frage, wo es einen guten Welpen gibt: Finger weg von dem Züchter oder der Züchterin.

Erfreulich, dass würde ich beim Castro nur dann sagen, wenn er aus dem Ursprungsland kommt und wenn über seine Abstammung nichts oder wenig bekannt ist. Die Begründung dazu findet sich im Kapitel: Zucht in Portugal.

Nachdem ich aber einen Teil der Gruppe der Castro Halter hier in Deutschland wenigstens tel. kennen gelernt habe, meine ich, hier ist man gut beraten. Also meine Empfehlung, über Michael Pommerenke als Vermittler, oder neuerdings auch Züchter kann man einen guten Hund bekommen.

Erfreulich, wenn mal eine Hirtenhunderasse nicht nur abschreckende „Exemplare“ liefert. Mein Wunsch an diese Gruppe, schwenkt nicht um, es wäre schade.

 

Dieses Füchslein kommt sicher nicht wieder

Foto: Karl-Heinz Hirsch

Ausklang

Auch der Castro zählt zu den Rassen, die gefährdet sind. Es wäre erfreulich, wenn er überleben würde als „arbeitsfähiger“ Hund und nicht als Krüppel mit Tausenden von Titeln und sonst zu nichts nütze. Denn auch er ist ein guter Familienhund und richtig gehalten, ernährt und beschäftigt hat er eine hohe Lebenserwartung von deutlich über zehn Jahren.

Danksagung

In den anderen Portraits habe ich mich nett für die vielen und zum Teil sehr ausgefallenen Bilder bedankt, das tue ich hier auch.

Darüber hinaus sage ich aber auch danke für die Gespräche, denn wie am Anfang schon geschrieben, über diese Hunde wusste ich nichts, oder nicht viel und deswegen haben mir diese Gespräche sehr geholfen.

Als Hilfe

Wer sich weitere und allgemeine „Ratschläge“ holen will, dem sei unsere Seite:

http://www.pro-hirtenhunde.de/

empfohlen. Dort gibt es die Kapitel: Charakter, Erziehung und Pflege.

Hartmut Deckert

 

Dann machts mal gut

Foto: Karl-Heinz Hirsch

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