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Quelle: Michaela Richter

Do-khyi ...

der Hirtenhund aus dem Hochland von Tibet

Einleitung

Bisher hatte ich in meiner Internetseite www.hirtenhunde-liptak.de eine Rassebeschreibung des Do-khyi, die mir freundlicherweise Valeria Slembrouck überlassen hatte. Fast ein Jahr war sie zu lesen und es kam nie eine Reaktion.

Das hat sich geändert, denn gleich zwei Einträge im Gästebuch von Liptak beschäftigten sich mit diesem Rasseportrait. Während der erste Eintrag nicht gerade begeistert war über die Behauptung, auch diese Hunde hätten HD, meinte die andere Schreiberin, die Hunde seien zu sehr "verkultet" und viele Angaben über Größe und Aussehen stimmen nicht.

So habe ich beschlossen, dieses Portrait umzuschreiben, bzw. es zu ergänzen. Aus etwa 130 Seiten Informationen aus dem Internet, Telefongesprächen und mails ist der folgende Text entstanden.

Wie der Do-Khyi zu den Menschen kam

Darüber, wie der Do-Khyi zu den Menschen kam, existiert Erzählungen zu Folge eine uralte, fast schon vergessene Legende:

"Es gab eine Zeit, da fristeten die Himalaja-Nomaden ein karges Leben, in denen sie täglichen Angriffen von zwei und vierbeinigen Räubern ausgesetzt waren. Besonders die Angriffe der schwarzen Tibet-Wölfe und die der damals noch häufig anzutreffenden Schneeleoparden dezimierten ihre Herden und viele Nomaden mussten hungern.

Als die Not am größten war, kam eines Tages ein weiser alter Mann vom heiligen Berg der drei Quellen herabgestiegen, gefolgt von zwei riesigen Hunden. Diese Hunde, eine schwarze Hündin und einen goldenen Rüden, übergab er der Bevölkerung der Hochebene mit den Worten: Diese Tiere sollen euer Schicksal sein, sie halten das Gute fest und das Schlechte fern. Seid also gut zu eurem Schicksal, und das Schicksal wird gut zu euch sein!

Seit diesem Zeitpunkt ist der Do-khyi ein fester Bestandteil in der Familie und Gesellschaft. der Tibeter."

Quelle: Michaela Richter


Alter Stich
Foto: Michaela Richter

In der nachfolgenden Beschreibung wird allerdings zu lesen sein, was aus diesen Hunden gemacht wurde.

Der Name

Auch dieser Hirtenhund hat oder hatte im Laufe der Jahre verschiedene Namen. Die kamen zum Teil daher, dass zwar Tibet das Ursprungsland ist, aber der Standard unter dem Patronat der Engländer entstand. Dies wird sich ändern, ein neuer, tibetanischer, Standard ist geplant. So hießen die Hunde bis 1989 nur Tibetan Mastif. Ab 1990/91 galt zwar auch dieser Name, aber es wurde bereits der ursprüngliche Name Do-khyi hinzugefügt. Ab dem Jahre 1992/93 hießen sie bereits Do-khyi mit dem Zusatz Tibetan Mastif und endgültig im Jahre 1994 entschloss sich die FCI, nur noch den Namen Do-khyi zu fördern oder anzuerkennen. Nur blieb aber in verschiedenen Mitgliedsländern immer noch der Name Tibet Mastif erhalten. Eigentlich unverständlich.

Unverständlich deswegen, weil die Hunde immer mit Mastinos auf eine Stufe gestellt wurden und das ist falsch. Aber auch nicht richtig ist meiner Meinung nach die Zuordnung zu den Molossern. Nach heutigen Erkenntnissen sind Hirtenhunde eigenständige Rassen und eben auf keinen Fall den Molossern zuzuordnen, oder stammen von diesen ab. Eher das Gegenteil ist der Fall.

Am gerechtesten wird man daher dieser Rasse, wenn man sie allein als Do-khyi bezeichnet. Dieser Name bedeutet übrigens nichts anderes als Anbindehund und hat natürlich einen Sinn.


Foto: Michaela Richter

Ähnlich wie andere Hirtenhunde Centralasiens war auch der Do-khyi kein reiner Hirtenhund, also der Wächter der Herden. So waren Do-khyi's als Wachhunde in den Dörfern und Klöstern ebenso zu finden, wie als Begleiter der Karawanen. Hunde, die dort ihren Dienst versahen, bewachten nachts, angebunden bei der wertvollen Ladung diese (daher der Name) und tagsüber schleppten auch sie Lasten, (Salzkarawanen). Als Drittes gab es aber auch noch den typischen Nomaden- oder Hirtenhund.

All diese Typen waren in Statur, Größe und Gewicht unterschiedlich. Denn sie hatten es mit unterschiedlichen Ausgangssituationen zu tun. Aber sie haben auch dafür gesorgt, dass heute besonders in Europa sehr oft Geschichten im Umlauf sind, die dafür sorgen, dass ein Hang zum Gigantismus in der Zucht entsteht. Dies ist nicht nur falsch, sondern es hat insoweit fatale Folgen, dass die Hunde einheitlicher werden und leider auch weniger gesund. Daher versuchen eine Reihe von Züchtern in der Schweiz und auch in Deutschland, nicht nur Hunde aus dem Ursprungsland zu bekommen, sondern auch aufzuklären darüber, dass der Do-khyi eben kein Riese mit molosserhaften Zügen ist, sondern ein sehr variabler Hirtenhund, der sich im Lauf vieler Jahrhunderte den Gegebenheiten angepasst hat. Und das heißt eben, er ist unterschiedlich groß, einmal langhaariger, aber auch sehr stockhaarig und die Farben variieren ebenfalls sehr stark. Diese Vielfalt kennen wir z. B. von Kaukasen und Centralasiaten und sie soll und muss erhalten bleiben.


Quelle: Michaela Richter

Herkunft

Wie schon geschrieben, der Do-khyi stammt aus dem Hochland des Himalaja, also aus Tibet. Um seine Abstammung und Herkunft ranken sich eine ganze Reihe Sagen und Mythen und mit denen soll aufgeräumt werden. Diese entstanden u. a. auch deshalb, weil Tibet, ähnlich anderen Ländern Centralasiens aus geographischen und kulturellen Gründen sehr abgelegen oder abgeschottet war.

Do-khyi’s bezeichnet man wie die meisten Hirtenhunderassen als autochon, das heißt, sie haben sich aus eben diesen geographischen Umweltbedingungen selbstständig entwickelt. Was allerdings bedeuten kann, dass "einen Gebirgszug" weiter ein ganz anderer Hund zu sehen ist.

Die zwei eigentlichen Hauptfarben schwarz und gold sollen angeblich aus den schwarzen Tibetwölfen und den indischen Rothunden und indischen Rotwölfen entstanden sein. Diese Behauptung gehört aber wohl eher in den Bereich Märchen und Mythen und ist kynologisch nicht beweisbar.


Gold und schwarz
Foto: Ruth Reheuser

Diese Hunde bezeichnet man fälschlicherweise als den "Urtyp" und da die Geschichte mit der Abstammung nicht stimmt, kann ein "Urtyp" nur der sein, der eben aus diesen beiden Hauptfarben gezüchtet wurde. Dazu gehört unter anderem, dass diese Hunde auch unterschiedliche Haarlängen haben, während in Europa sehr oft die Meinung anzutreffen ist, ein Do-khyi sei langhaarig.

Betrachtet man diesen so genannten "Urtyp", stellt man ziemlich schnell fest, dass eine ganze Reihe der in Europa gezüchteten Hunde von diesem sehr stark abweichen. Die Antwort auf die Frage, warum das so ist, liegt auf der Hand. Denn als man anfing, die ersten Hunde aus Tibet zu importieren, wurden diese sehr oft von Menschen mitgebracht die einerseits nicht das nötige Wissen hatten (Tibetreisende, Diplomaten oder Projekthelfer usw.) und zum anderen Teil eben Hunde in den Dörfern kauften und nicht bei den Nomaden in den Bergen.


Urtyp
Foto: Michaela Richter

Anders sah es in Nepal und Indien aus, dort bekam man durchaus auch bei Nomaden und in den Klöstern Hunde, dann aber den kleineren und leichteren Bhotia, im Typ also Hunde, die dem Do-khyi nicht exakt entsprechen.

Diese Dorf-Hunde aus Tibet aber waren für die Herdenarbeit und als Karawanenbegleiter nicht geeignet und sahen anders aus. Die Gründe für die schlechtere Arbeitsfähigkeit liegen daher in ihrer Anatomie. Denn im Gegensatz zu den Hunden der Nomaden sind sie niederläufiger, bzw. im Verhältnis zur Schulterhöhe zu lang im Rücken, wodurch ihre Beweglichkeit stark eingeschränkt wird. Zudem waren sie meist äußerst steil in der Hinterhand, was zu einer Steifheit im Knie führt und somit die Hüfte extrem belastet. Daraus ergibt sich eine Bewegungsunlust und eine kürzere Lebenserwartung. Solche Hunde bleiben üblicherweise in den Dörfern als "Straßenhunde" hängen. Diese Hunde bezeichnet man heute sehr oft als "Europa-Typ".


Europa Typ
Foto: Michaela Richter

Michaela Richter schreibt dazu: "Es fand also eine so genannte Selektion nach Gebrauchsfähigkeit statt. Der zweite Grund für das europäische Erscheinungsbild war, dass eben jener unbewegliche, ruhige Typ den Züchtern sehr entgegen kam weil er sich gut verkaufen ließ. Über 90 % aller Züchter in Deutschland/Europa arbeiten mit solchen Do-khyi's."

Ein wesentlicher Unterschied, der auch bei anderen Hirtenhunderassen eine Rolle spielt, ist das Fell, bzw. dessen Zustand. Auch dazu sei Michaela Richter zitiert, sie schreibt: "Ein weiteres wesentliches Europa/Dorftyp-Merkmal ist das überlange, stark hygroskopische Fell.

Hygroskopisch bedeutet wasseraufnehmend oder vielmehr wasseranziehend. Hier fehlt der natürliche Schutz vor Feuchtigkeit, weil das Fell eine offene Oberflächenstruktur aufweist Ein solches Fell zieht an Tagen mit erhöhter Luftfeuchtigkeit systematisch Nässe an und es dauert mitunter Tage bis es wieder trocken ist. Das führt natürlich früher oder später zu erheblichen Gesundheitsstörungen wie Erkrankungen der Luftwege, der Nieren und der Blase, bis hin zu schweren rheumatischen Entzündungen des gesamten Knochenapparates.

Einen Do-khyi mit solchem Fell muss man auf jeden Fall vom Wasser fern halten, da er nicht zum Schwimmen geeignet ist."

Andere Quellen beschreiben die Entstehung dieses Felles aber anders, daher dazu ein Zitat: "Das hygroskopische Fell wurde bereits 1870 beschrieben und ist eindeutig von selbst in der Rasse genetisch erschienen. Tibet hat sehr trockene Landstriche mit Steppen/Wüstencharakter, ebenso feuchte, subtropische Regionen, möglich dass da regionale Unterschiede bei den Hunden sind."

Wer über die Herkunft des Do-khyi nachdenkt, muss aber auch mit einbeziehen, dass die Hunde Centralasiens mehr oder weniger eng verwandt sind. Dazu gehört, dass der Do-khyi als Ahn der Hirtenhunde nicht in Frage kommt, denn die Entstehung der Herdentiere fand lange vor der Besiedelung Tibets statt. Damit hier nicht alles wiederholt wird, siehe auch "die Geschichte der Hirtenhunde".


Nomaden in Tibet
Foto: Ruth Reheuser

Meine Theorie oder Geschichte der Hirtenhunde beruht auf zahlreiche Quellen, die eben die Entstehung der Haustierzucht wie beschrieben im Gebiet von Mesopotamien sehen.

Aber es gibt auch eine andere Theorie. So schreibt mir Ruth Reheuser: "Das tibetische Hochland von Tibet war während der letzten Eiszeit komplett eisfrei und somit ein Rückzugsraum für den neolithischen Menschen und sehr viele Tierarten Asiens, das ist wissenschaftlich erwiesen. Wann die Schafe nach Tibet kamen, ist nicht genau datiert, nachdem das Zackelschaf des Iran/Irak dort heute noch zu finden ist, dürfte es seit ca. 6000 v. Chr. besiedelt sein. Deine ganze "Abstammungstheorie" ist falsch. Wie lange der Yak in der Obhut des Menschen ist, ist aufgrund der dürftigen archäologischen Erkenntnisse aus Tibet seit Chinas Annektion nicht bekannt. Ausgrabungen haben seit 1960 nicht mehr stattgefunden und werden auch heute noch nicht erlaubt. Steinzeitliche Grabfelder und Siedlungsreste wurden von Peter Aufschnaiter (sieben Jahre mit Harrer in Tibet) aufgefunden, sowie von Albrecht (Die Nomaden von Tibet = ein komplettes Buch nur über die Nomadenstämme, er lebte 10 Jahre in Tibet bis 1949)." Eine endgültige Sicherheit wird es wohl erst dann geben, wenn keine wissenschaftlichen Behinderungen mehr in diesen Ländern stattfinden.

Da in Aufzeichnungen immer wieder erwähnt wird, die ersten Hinweise auf die tibetanischen Hunde seien sehr alt und gelegentlich würden sie als "indische Hunde" bezeichnet, ist hier vielleicht der Zusammenhang zwischen Centralasiaten und Do-khyi’s zu finden. Denn Centralasiaten wanderten mit den Nomaden bis nach Pakistan, Indien und Südchina. Mit diesen Wanderungen aber mussten sie sich wieder an die neue Umgebung anpassen und so könnte eben auch der Do-khyi entstanden sein.

Auch hier ist Ruth Reheuser anderer Meinung und die wird natürlich auch wiedergegeben: "... der Absatz ist wissenschaftlich nachprüfbar falsch. Nomadenzüge aus jedweder Richtung auch von Pakistan aus gingen immer um das Tibetische Hochplateau herum, nie hinauf, also immer über den tiefliegenden Teil Indiens oder im Osten um Altai und Pamir herum….du beschreibst es schon, über Indien nach Südchina, das sagt alles." Meiner Meinung nach könnte erste These doch stimmen, denn selbst wenn es stimmt, dass Nomadenzüge um das tibetische Hochplateau herumgingen, kamen doch Nomaden von diesem herunter und nahmen vielleicht Haustiere und Hunde mit. Denn ein Handelsaustausch zwischen den Ländern und Völkern fand sicher statt.


Yak-Herde
Foto: Ruth Reheuser

Ein weiteres Indiz sind die gemeinsamen Herdentiere in Centralasien. So kommt z. B. das Marco-Polo Schaf nicht nur in Tibet vor, sondern auch in anderen centralasiatischen Ländern (Kirgistan). Als ziemlich gesichert laut der Haustierforschung kann aber angesehen werden, dass Tibet später als diese Länder besiedelt wurde.

Sagen und Legenden ...

... könnten aber auch heißen geschichtliche Hinweise aus der Antike. So ist in einigen Rassebeschreibungen zu lesen, auf einem babylonischen Grenzstein aus dem Jahre 1000 v. Chr. sei ein großer, stockhaariger und doggenartiger Hund abgebildet, der eine Ringelrute hat und als Beweis für diese Rasse herhalten muss. Dies wird unter anderem von Strebel erwähnt.

Auch ein ca. 80 cm großer Hund mit ausgeprägter Halswamme und starken Knochen dient als Beweis, für die Existenz der tibetanischen Hunde, der in der Tempelruine "Birs i Nimrud" in Niniveh auf einer Ziegelplatte aus dem Jahr 640 v. Chr. gefunden wurde.

In der griechischen Antike findet man sehr oberflächliche und ungenaue schriftliche Beschreibungen, die einen Hinweis auf die Hunde Tibets darstellen sollen. Als Beispiel sei genannt: Aristoteles (384-322 v.Chr.), Megasthenes (327 v.Chr.). Dort wird dann aber von einem "indischen Hund" geschrieben, der als schwer und muskulös gebaut beschrieben wird. Um die Übertreibungen komplett zu machen, sind diese Hunde dann unbezähmbar, wild, mutig und sehr kampfbereit. Allein daran ist für mich erkennbar, dass keine Hirtenhunde beschrieben wurden. Außerdem interessierte sich damals außer den Nomaden und Hirten niemand für deren Hunde oder hatte das geringste Fachwissen.


Foto aus den 70er Jahren
Mit freundlicher Genehmigung des Schweizer Do-khyi Clubs

Während bei den Nomadenvölkern aller Regionen und Länder auf Grund ihrer Lebensweise keine historisch verwertbaren Darstellungen zu erwarten sind, sieht es beim Do-khyi etwas anders aus. Denn diese Hunde wurden auch in den Klöstern gehalten und haben sich dort wohl auch vermehrt, allerdings wurden sie nicht im westlichen Sinn gezüchtet. Buddhistische Mönche züchten keine Tiere – das ist dem Glauben völlig fremd, sie haben ausschließlich geistige und wissenschaftliche, wie philosophische Aufgaben.

Aber die Mönche sorgten für Abbildungen und Beschreibungen auf Klosterwänden, Thankas und anderen Museumsstücken. dazu schreibt Ruth Reheuser: "Do-khyi’s sind auf Bildern und Thankas festgehalten in ihrer Funktion im "Rad des Lebens" – als Leichenhunde, sowie als Bestandteil des Lebens allgemein, so wie auch Berge, Häuser und andere Dinge wie Vögel, Yaks, Schafe, Wölfe usw. dargestellt wurden. Es ist schriftlich nichts über die Hunde in den buddhistischen und Sanskrit-Schriften festgehalten… kann jeder Tibetologe bezeugen, ist erforscht.",


Himmelsbegräbnisstätte
Foto: Ruth Reheuser

So ist der Do-khyi eine Ausnahme bei den Hirtenhunderassen. Ob dies etwas nützt, ist allerdings eine andere Frage, denn seit dieser Zeit ist viel Wasser den Neckar heruntergeflossen und die heutigen Hunde haben sicher nichts mehr, oder sehr wenig mit diesen "Urviechern" zu tun.

Dokumente aus dem Mittelalter

Ebenfalls ein Zeitzeuge, der für die Existenz des Do-khyi herhalten muss, ist der venezianische Reisende Marco Polo (1254-1325). Er soll auf seinen Reisen durch Asien auch die Regionen des Himalaja bereist und dabei die Hunde der Tibeter beschrieben haben.

Nachdem die Wissenschaft in den letzten Jahren am Wahrheitsgehalt dieser Reisen zweifelt und zudem vermutet, dass ganze Passagen auch von diesem Reisenden abgeschrieben wurden, sollte man vorsichtig sein und ihn nicht als Zeugen für das Vorhandensein dieser Hunde anführen. Außerdem sind auch seine Bemerkungen und Beschreibungen äußerst dürftig. Und Hunde, über die er schreibt: "Das Volk von Tibet ... hält Hunde so groß wie Esel, die sich vorzüglich zur Jagd auf wilde Tiere eignen, namentlich den wilden Yak ..." können alles mögliche sein, allerdings vielleicht auch Do-khyi's.

Auch über die Größe sagt diese Beschreibung eher das Gegenteil aus, denn ähnlich einiger Bären in Centralasien sind tibetische Esel eine kleine Rasse und daraus könnte man höchstens schließen, dass diese Hunde eben nicht die gigantisch großen Hunde sind, als die sie oft beschrieben wurden.

Dokumente aus der Neuzeit

Nach dem Bericht von Marco Polo wurde es lange still um Tibet und seine Hunde. Bis zum nächsten uns überlieferten Dokument vergingen immerhin einige hundert Jahre.

Dies ist sicher damit zu verstehen, dass Tibet nicht nur auf Grund seiner Kultur ein isoliertes Land war, sondern auch die Verkehrsmittel der damaligen Zeit nicht gerade einluden, solche Länder ständig zu bereisen, wenn dort nichts oder wenig im Sinne unserer europäischen Wirtschaft zu holen war. Was aus diesen Regionen aber "interessant" war, lieferten Händler über die Seidenstrasse.

Gegen Ende des 18. Jahrhunderts reisten George Bogle, sowie einige Zeit später Samuel Turner im Auftrag der Ostindien-Kompanie nach Tibet, um Handelsbeziehungen mit England anzubahnen. Sie begegneten dort großen tibetischen Hunden, die sie als "oftmals zottelig wie ein Löwe" beschrieben und die als ständige Begleiter der Hirtennomaden die Yak-Herden und Lager der Hirten bewachten. Den gleichen Typ von Hunden fanden sie auch bei den Handelskarawanen, sowie, angekettet als Wachhunde, in den Dörfern und bei den Klöstern vor. Diese und viele nachfolgende Besucher Tibets und Nepals berichten immer wieder außerordentlich beeindruckt von unangenehmen Begegnungen mit diesen Hunden, die oft unvermittelt und lautlos wie aus dem Nichts auftauchten, sobald ein Fremder ihr Territorium betrat, diesen mit wütendem Gebell umringten und stellten und ebenso unbemerkt schemenhaft, wie sie gekommen waren, wieder verschwanden. Praktisch jeder, der diesen Hunden von Angesicht zu Angesicht gegenüberstand, berichtet beeindruckt von ihrer Größe, ihrer stolzen und achtunggebietenden Erscheinung, ihrer Wildheit und ausgeprägten Schärfe gegenüber Fremden, die sich ihrem Territorium bzw. der ihnen anvertrauten Herde näherten.


Ruine bei Mukinat im Grenzgebiet zu Nepal
Foto: Mit freundlicher Genehmigung des Schweizer Do-khyi Clubs

Auch andere Botaniker beschreiben Do-khyi’s als sehr große und mächtige Hunde, so der englische Botaniker Joseph Dalton Hooker. Er bereiste Mitte des 19. Jahrhunderts Sikkim und Bhutan bis in die Gegend von Tibet und beobachtete, dass "die großen, mächtigen, stiernackigen Tibethunde", die mit den Karawanen zogen, nicht nur zur Bewachung der Herden, sondern, auch als Packtiere zum Tragen von Lasten eingesetzt wurden. Und Gabriel Bonvalet beschreibt die Hunde 1891 als "riesige Tiere mit Köpfen wie Bären." Auch für diese Beschreibungen gilt, es wurden nicht alle Varianten des Do-khyi beobachtet, egal aus welchen Gründen und es wurde sicher übertrieben. 

Etwa um Mitte des 19. Jahrhunderts erscheinen die ersten Darstellungen von Tibet-Hunden in englischen Hundebüchern, so u. a. 1850 im Hundebuch von William Youatt. Er schreibt: "Dieser Hund wird auf der Hochebene Tibets am Fuße des Himalaja-Gebirges gezüchtet. Die Bhoteas ziehen diese Hunde sehr sorgfältig auf. Wenn die Männer zu bestimmten Jahreszeiten in die Ebene hinunterziehen, um Borax und Moschus zu verkaufen, bleiben ihre Frauen und die großen Herden alleine zurück, außerordentlich aufmerksam und wirkungsvoll von den großen Hunden beschützt." So waren die Hunde immer ein wirksamer Schutz für jede Hütte in Tibet.

Erste Importe nach Europa und erste Zuchtversuche

So etwa um 1830 gelangten, nachdem der Ruf der Hunde immer legendärer wurde, die ersten Hunde nach Europa, bzw. nach England. Man sah sie dort anfänglich als große Kostbarkeit und ihre Beachtung in der Öffentlichkeit war sehr groß. Allerdings war dieser Transport für die Hunde sehr strapaziös, viele überlebten erst die sehr aufwendige Reise über Indien nicht und dann war die Umstellung auf das europäische Klima oft nicht möglich, denn die Hunde waren die dünne Bergluft ihrer Heimat gewöhnt. Neben gesundheitlichen Problemen kam hinzu, dass die Hunde mit der Zivilisation nicht klar kamen und so landete ein großer Teil von ihnen in Zoos und fristete den Rest seines Lebens hinter Gittern.

So kam es erst im Februar 1898 zum ersten Wurf, und der fiel bei Dr. Heck im zoologischen Garten in Berlin. Andere Versuche scheiterten u. a. auch daran, dass Hündinnen nicht läufig wurden, oder Welpen an diversen Krankheiten starben.


Tibetische Nomaden
Foto: Ruth Reheuser

Die Engländerin Irma Bailey gilt als erste Züchterin ihres Landes. Ihre Zucht wurde später von Philip Bates übernommen und weitergeführt. Nach 1945 verliert sich jedoch leider die Spur dieser Hunde, so dass man davon ausgehen muss, dass dieser alte, auf echten Tibet-Importhunden aufgebaute, Zuchtstamm ausgestorben ist. Inwieweit dies ein Verlust ist, lässt sich wohl heute nicht mehr nachvollziehen, denn es ist zu vermuten, dass mit dem damaligen Wissen, bzw. Nichtwissen, verschiedene Schläge miteinander verpaart wurden.

Auch wenn es von vielen Do-khyi Besitzern bestritten wird, in den letzten Jahrzehnten gab es immer wieder Möglichkeiten, Importhunde zu bekommen. Dies ist deshalb schreibenswert, weil die meisten Zuchtstämme in Europa gesundheitlich stark belastet sind und auf einer starken Inzucht aufgebaut sind. Davon später mehr. Als Beispiel sei genannt der Schweizer Züchter Thomas Wechsler und die Deutsche Michaela Richter. Sie schrieben mir, sie besitzen selber Tibetimporthunde und die geschilderten gesundheitlichen Probleme seien ihnen unbekannt.


kurzhaariger Do-khyi aus einer Importverbindung
Foto: Yvonne Winkler

Mythos und Wahrheit

Um keine Hirtenhunderasse ranken sich so viele Sagen, Märchen und Legenden, wohl bei keiner anderen sind Dichtung und Wahrheit so eng miteinander verwoben wie beim Do-khyi. Auf Grund seiner Lage hinter den mächtigen Gebirgsketten des Himalaja war Tibet von jeher ein abgeschiedenes Land, aus dem nur wenig nach draußen drang. Bedingt durch die geographische Isolation, konnten sich die tibetanischen Hunderassen, die von den Nomadenvölkern oder von den Mönchen in den Klöstern gezüchtet wurden, über viele Jahrhunderte hinweg weitgehend rein - ohne Vermischung mit Schlägen aus anderen Gegenden - erhalten. Hin und wieder gelangten zwar einige Exemplare in die Nachbarländer, z. B. hinunter nach Indien. Aber bis in die 70er Jahre des 20. Jahrhunderts fanden nur ganz wenige Exemplare den Weg in die westliche Hemisphäre. Das Wissen über diese Hunde beschränkte sich daher lange Zeit auf Angaben von Asienforschern und anderen Reisenden, die die Himalaja-Region durchquert hatten und dabei den großen Hirtenhunden begegnet waren. Nahezu übereinstimmend werden in fast allen, oft recht abenteuerlich anmutenden, Berichten Größe, Kraft und Wildheit der tibetanischen Hunde hervorgehoben.

Diese Reisenden haben sicher einen ganzen Teil dazu beigetragen, dass der Do-khyi auch heute noch sehr oft als Exot bezeichnet wird. Aber sie sorgten auch dafür, dass gerade in Europa ein Do-khyi als riesengroßer, nicht ungefährlicher Hund gesehen wird, gepaart mit einer enormen Wildheit.

Beginn der Reinzucht in Europa

Etwas später als in den USA erfolgte Ende der 70er Jahre des vergangenen Jahrhunderts gleichzeitig in Deutschland und den Niederlanden ein Neubeginn. Aus den zwei indischen Import-Hundepaaren GREY KING und DOLMA, TASHI und Nima (Numa, genannt Samdup, ging an Alain Delon nach Frankreich) sowie aus dem amerikanischen Importpaar AUSABLES BOR und RANI MISHKA (Beide Hunde waren von Steven Nash und trugen das 1979/80 entdeckte CIDN-Gen in sich und wurden nur einmal eingesetzt) fielen 1979 die ersten drei Würfe und 1980 nunmehr nur noch im Zwinger von Desäal bei Nol Kraaji aus Grey King, Samdup und Castor (Schweiz) weitere Würfe in den Niederlanden. Dolma und Tashi, sowie Ausables Bor und Mishka wurden nie wieder in der Zucht eingesetzt, aus Dolma nurmehr noch deren Nachwuchs aus dem ersten Wurf.

Von 1980 bis 1982 wurden dort 68 Tibet-Doggen eingetragen, von 1985 bis 1991 jährlich rund 60 bis 70 Hunde neu registriert. Bereits 1983 wurde der "Tibetaanse Mastiff Club" gegründet, der sich als erster europäischer Verein ausschließlich der Förderung dieser Rasse widmete. Do-Khyis aus holländischer Zucht haben in der Folge zum Aufbau der Rasse in anderen europäischen Ländern maßgeblich beigetragen. Man könnte auch sagen, die Europazucht gründet auf NL-Hunden.


Do-khyi Rüde
Foto: Michaela Richter

In Deutschland fiel der 1. Wurf im Jahr 1979 im Zwinger YI-DAM der Familie Boese aus dem nepalesischen Import-Rüden TÜ-BO und einer amerikanischen Hündin (Langtang Shu Ken Chung (Inzestzucht aus Jumla´s Kalu of Jumla x St.Mary´s Kipu of Langtang) aus dem Zwinger von Ann Rohrer. Ein Sohn TÜ-BO's aus diesem ersten Wurf, Yidam Akbar stand in den Niederlanden und wurde massiv eingesetzt und es gibt Hunde, die ihn bis zu 35 mal in der Ahnentafel tragen. Er findet sich auch heute noch in vielen europäischen Ahnentafeln. Von 1979 bis 1984 wurden insgesamt 21 Do-khyi’s im Zuchtbuch des VDH registriert. In den 90er Jahren waren es rund 45 - 50 Welpen jährlich.

In der Schweiz fiel der erste Wurf 1980 im Zwinger GESAR'S von Stefan Dähler. Innerhalb knapp 20 Jahren wurden dort 269 Hunde eingetragen. Mit den größten Eintragungszahlen auf dem Kontinent kann Frankreich aufwarten (1999 allein 427 Welpen mit Tendenz zur Steigerung). Mehrere Großzüchter geben dort den Ton an, was allerdings auf Kosten von Gesundheit und Wesen der Hunde geht.  

Situation in Tibet und den Nachbarländern heute 

Auf dieses Thema soll deswegen extra eingegangen werden, weil verschiedentlich Missverständnisse darüber entstanden, wo und wie der "original" Do-khyi gezüchtet wird.


Foto: Michaela Richter

In seinem Heimatland wurde der Do-khyi nach der Annexion Tibets durch die Chinesen stark dezimiert und regional ausgerottet, wodurch viele alte Blutlinien verloren gingen. Dies hat seine Gründe zum einen darin, dass für Chinesen Hunde "unrein" sind und zum anderen sollte die alte Tradition der tibetanischen Nomaden zerstört werden. Ähnliche Entwicklungen kann man beobachten in den Ländern Centralasiens, die zur ehemaligen Sowjetunion gehörten. Auch dort sind viele der alten Hirtenhundelinien verloren gegangen, weil die Nomaden sesshaft gemacht wurden und dann die Hunde nicht mehr benötigten. Heute finden wir daher in solchen Ländern wie Tibet, aber auch Kirgistan zwar noch immer Hirtenhunde, aber sie werden sehr oft nur noch als Wachhunde eingesetzt. Welche Folgen das Reduzieren auf "reine Dorfbewohner" haben kann, wurde bereits beschrieben. Dazu schreibt Ruth Reheuser: "… die Tibeter wurden bei der "Kulturrevolution gezwungen, Tiere und ihre Hunde zu töten. Hungersnöte nach der Kulturrevolution sorgten dafür, dass ca. 700.000 Tibeter starben (durch erzwungenen anderen Getreideanbau) und die Erosion des Bodens erschreckende Ausmaße annahm durch extensive Viehzucht in den Steppenregionen über 4.500 m. Inzwischen dürfen Tibeter wieder ihre Viehherden treiben und es sind auch wieder genug Do-khyi in Tibet zu finden."

So hat sich ein Teil der Zucht verlagert auf die Himalaja-Südseite: nach Bhutan, Nepal, Sikkim und Indien, wobei es die meisten im westlichen Sinne rein gezogenen Exemplare im äußersten Westen Nepals geben dürfte. Allerdings wäre es falsch, hier von Zuchtzentren zu sprechen, denn nur verstreut findet man noch einzelne gute Exemplare, die nur von und an Nomaden weitergegeben werden, sie zählen dort als Familienmitglied, weil sie vollständige Arbeit verrichten. Einige "Züchter" in Indien haben andere Rassen eingekreuzt und so gestromte Tiere über die Schweiz nach Europa gebracht. Dazu schreibt Ruth Reheuser: "vermutlich – ein einziger Import - bei Dähler (Rüde black & tan ohne Stromung), es muss zur Ausbildung der Stromung das Gen rezessiv auch in der Hündin vorhanden gewesen sein – deshalb vermutlich".

Da in all diesen Ländern keine Zucht im europäischen Sinne betrieben wird, kann natürlich über die Qualität dieser Hunde wenig gesagt werden und nicht jeder Importhund ist daher ein "Klassehund". Oder wie es Ruth Reheuser ausdrückt: "Es wird leider wie du an der Saipal-Zucht aus Nepal siehst im westlichen negativen Sinne gezüchtet."

Traditionelle Funktion und Wertschätzung 

In den Hochgebirgsregionen des Himalaja ist der Do-khyi nach wie vor ein hoch geschätzter Arbeitshund, auch wenn er nicht mehr so häufig vorkommt, oder in vielen Regionen fast ausgestorben ist. Er erfüllt dort noch immer seine jahrhunderte alte traditionelle Funktion, die Herden und seine Familie vor vier- und zweibeinigen Räubern zu beschützen. Er begleitet die Maulesel-, Ziegen- und Schafkarawanen, die in Packtaschen das in Tibet gewonnene Salz über die Gebirgspfade nach Nepal bringen, wo es Mangelware ist und gegen Getreide getauscht wird. Dabei werden auch die Hunde oft als Tragtiere eingesetzt. Für die Nomaden bedeuten sie gleichberechtigte Arbeitskameraden, die gut behandelt und mit Milch und Schlachtabfällen ernährt werden.

Immer wieder zu finden auf Internetseiten ist die Mär vom berühmten, jährlich statt findenden Fest Kukur Tihar, bei dem sich angeblich die Hunde mit ausgesuchten Leckereien satt fressen dürfen, bevor sich die Menschen an die Tafel begeben. Auch dieses Märchen stimmt so nicht, bzw. kommt nicht aus Tibet. Dazu schreibt Ruth Reheuser: "Das Fest Kukur Tihar kommt aus dem Sanskrit und wird nur allein in Nepal praktiziert, es wurde im tibetischen Buddhismus, der stark aus dem Sanskrit beeinflusst ist, nicht übernommen. Also kein Zeichen für hohe Wertschätzung der Hunde, es werden in Nepal alle Straßenhunde gefüttert und mit Blumen geschmückt auch wenn man sie sonst jagt, schlägt und dergleichen.


Nomaden-Hund in Tibet
Foto: Michaela Richter

Dafür werden in Tibet von Tibetern (nicht Chinesen) selbst die Straßenhunde gefüttert wenn man etwas übrig hat, kein Hund wird je geschlagen oder sonstwie verletzt, es ist eine höhere Stufe, als Hund wiedergeboren zu werden im Buddhismus. Dem Hund wird also dauernd im Alltag Respekt entgegengebracht."

Hunde der Nomaden ...

... sind im Ursprungsland selten geworden. Aber es gibt sie noch. Jahrhunderte lang gezüchtet, wegen ihrer Genügsamkeit, ihres Mutes und ihrer Leistungsfähigkeit. Sicher spielten auch die Farben der Hunde, wie schon geschrieben, eine Rolle, aber an erster Stelle stand immer die Alltagstauglichkeit.

Auch immer wieder zu finden die Geschichte von den Nomaden, die gezielt z. B. nur Pärchen halten, oder nicht benötigte Hunde töten. Auch das ist so nicht richtig und Ruth Reheuser schreibt: "Nomaden halten nicht unbedingt Pärchen, häufig sogar nur kastrierte Rüden. Die Nomaden in Tibet züchten nicht "absichtlich". Der Nachwuchs einer Hündin wird nie getötet, als gläubiger und praktizierender Buddhist tötet der Tibeter nicht einfach ein Tier und schon gar nie einen Hund, selbst "schlechte" = verwilderte Hunde, die die Herde bedrohen können werden nicht getötet. Alte Hunde müssen eines natürlichen Todes sterben. Die postzygotische Auswahl erfolgte und erfolgt bis heute über "Vernachlässigung" und "Bevorzugung" der Nachkommen. Die vernachlässigten Tiere sterben oder wildern als "Straßenhunde" aus. Die Ernährung der bevorzugten Tiere ist immer bestens und tibetische Nomaden ziehen diese Hunde sehr sorgfältig auf."

Da im Himalaja auch heute noch der fast ausgerottete Schneeleopard anzutreffen ist, stellen diese Großkatzen immer noch eine (geringer gewordene) Bedrohung für die Herden dar. Als Glücksbringer, aber auch als Zeichen von Dominanz und Stärke tragen die Hunde rote und sehr dicht gewebte Halsbänder aus Yakhaar. Ruth Reheuser schreibt: "Die Hunde tragen tatsächlich ein aus Yakhaar gewebtes Halsband und sind an Ketten oder Yakhaarleinen befestigt. Der Schneeleopard ist inzwischen auch in Tibet vom Aussterben bedroht, genauso wie der Tiger, welcher nur in tieferen Lagen vorkommt. Chinesen setzen alle Teile beider Beutegreifer als medizinische Wundermittel ein. Dennoch sind Schneeleoparden eine Bedrohung der Herde, speziell der Kälber. Den Schutz wie das Treiben übernehmen auch heute noch die Nomaden, zum Teil mit gezielten Steinschleuderwürfen. Jeder Nomade kann auch sehr gut zielen und schießen."


Schneeleoparden aus Kirgistan
Foto: Astrid + Rüdiger Szelest

Bei Nomaden einen Hund kaufen zu wollen, ist ein schier hoffnungsloses Unterfangen. Was soll ein Hirte mit Geld, wenn er dafür auf den Schutz durch seine Hunde verzichten muss. So bekommen höchstens mal Gäste einen Welpen geschenkt, erwachsene Hunde sind unverkäuflich und genießen auch ihren Lebensabend bei den Hirten. Dazu Ruth Reheuser: "Tibeter als strenggläubige Buddhisten (trotz aller chinesischer Bemühungen) - bis heute - verkaufen keine Hunde, das wird ihnen durch den Glauben verboten. Hunde wurden und werden verschenkt oder es wird eines der Tiere welches sowieso keine Chance auf weiteres Überleben hat abgegeben."

In der tibetischen Mythologie hat eine weiße Do-khyi-Hündin (Khyi mo kar mo) einen besonderen Platz. Und bei den Nomaden haben die Hunde aufgrund ihres Ranges immer einen besonderen Schutz. Daher gilt, einen Hund zu schlagen oder ihn mit Steinen zu bewerfen als eine Beleidigung. Wer sich den Zelten nähert, ruft erst die Hirten an, diese nehmen die Hunde in Gewahr und erst dann darf der Fremde näher kommen.

Ein tibetisches Sprichwort sagt: "Einen herbeigerufenen Hund schlägt man nicht (Khyi bos na rdung)." Das bedeutet auch: einen eingeladenen Gast beleidigt man nicht, selbst wenn er schlecht ist.

Größenangaben und Hintergründe 

Leider hält sich bis in die heutige Zeit das alte Märchen, dass man in Tibet sehr große und wuchtige Hunde bevorzugte, worauf auch die Abbildungen der ersten nach Europa gelangten Hunde hindeuten, sowie ein 1893 von Graf Bylandt erstellter Standard, in dem Widerristhöhen von 70 - 90 cm für Rüden und 65 - 80 cm für Hündinnen angegeben werden, bei einem Gewicht von 55 bis 100 kg. 

Die beschriebene Mär von diesen enormen Größen stimmt so aber nicht. So habe ich bereits beschrieben, dass z. B. Vergleiche mit Eseln deswegen hinken, weil sich niemand die Mühe machte, die Größe der Esel zu beschreiben. Zwar ist es durchaus möglich, dass kastrierte Hunde ihre nicht kastrierten Geschlechtsgenossen um ein paar Zentimeter überragten, dieser Größenunterschied sorgte aber nicht dafür, dass man von derartigen Riesen sprechen kann. Daher sind alle Beschreibungen der Hunde mit Vorsicht zu genießen und immer in ein Verhältnis zu setzen mit den Beutegreifern oder anderen Tieren der Hirten.


Yak
Foto: Michaela Richter

Denn kein Hirte oder Nomade dieser Welt hält sich große oder übergroße Hunde, wenn es eine Nummer kleiner genauso gut geht. Größe bedeutet mehr Futter und das war noch nie im Überfluss vorhanden. Lediglich bei Hunden, die in großer Höhe arbeiten, gibt es innerhalb einer Rasse auch Größenunterschiede. Das heißt eben, dass in großen Höhen die Hunde größer waren. Traten aber in Tibet einmal übergroße Hunde auf, wurden sie den Mönchen oder Adeligen geschenkt. Einen Größenunterschied kann man allerdings feststellen bei den Hunden der Hirten und den Hunden in den Dörfern. Hirtenhunde sind immer größer. Das kommt auch daher, dass Nomaden auch in Höhen über 4.000 m leben und nur Yaks weiden. Obwohl diese Tiere sich selber am besten schützen können, hatten auch diese Nomaden Hunde, sie dienten dort immer als Wächter des Zeltes und als Schutz für alle Habe und um Fremdes sofort zu melden und an der Annäherung zu hindern. Bis 1960 gab es in Tibet räuberisch lebende Nomaden, vor diesen musste der Hirte geschützt werden.

Immer wieder ist zu lesen, dass das lange und dichte Fell der Hunde diese Größenangaben beeinflusst. Dieses Fell ist notwendig durch das tibetische Klima. Das natürliche Fell ist glatt, glänzend, stockhaarig und wasserabweisend. Nur deshalb ist es möglich, dass die Fellpflege auch bei den Hirten und Nomaden Tibets vernachlässigt wird.


Do-khyi aus Ost - Tibet 1930
Foto: Michaela Richter

Auch die berühmten Platten und Verfilzungen der Hunde entsprechen nicht den tatsächlichen Gegebenheiten, denn Hunde mit schlechten Haaranlagen verfilzen und haben keine Wärmeisolation mehr. In diesem Klima sterben sie relativ früh, wenn sie nicht gepflegt werden. Der "echte" Do-Khyi lädt sich während der Haarung statisch auf, weswegen seine Haare sich selbstständig vom Körper lösen. So kann man auch getrost das Gerücht abhaken, dieses verfilzte und verplattete Fell bilde einen noch besseren Schutzpanzer im Kampf gegen Raubtiere. Richtig ist dagegen sicher, dass ihr achtunggebietendes Auftreten vermutlich dazu beitrug, dass die Hunde größer erschienen als sie waren.

Angebliche "Wildheit" 

Was die angebliche Wildheit und Schärfe der Tibet-Dogge anbetrifft, bedarf es ebenfalls einiger erläuternder Erklärungen.

Zwar wurden die Hunde in den Dörfern tagsüber von klein auf an Ketten gelegt, obwohl die Tibetaner hundefreundlich sind. Sie betrachten nämlich die fast konstante Anbindehaltung von Hunden nicht als grausam. In den meisten Fällen wurden und werden die Hunde aber nachts frei gelassen, allerdings nur innerhalb des Hofes oder auf den Dächern der Häuser. Ein Teil der Hunde läuft aber generell im Dorf frei herum, so entstand das Märchen von den Rudeln, die Nachts sich zusammenrotten.


Flachdächer, hier sind die Hunde nachts frei
Foto: Ruth Reheuser

Die Hunde, die nachts frei bei den Herden laufen, stellen und warnen unerwünschte Besucher und greifen nur dann an, wenn ihre Warnungen ignoriert werden. Wer sich an den Grundsatz hält: "Achte den Hüter der Herde" und den Rückzug antritt, hat im allgemeinen von den Hunden nichts zu befürchten. Zahlreiche Beobachtungen und auch die Erfahrungen westlicher Halter bestätigen, dass der Do-khyi ein gut kontrollierbarer Hund ist, der sich dem Abrufbefehl seines Meisters fügt und sich oft sogar von kleinen Kindern von seinen Angriffsabsichten abbringen lässt. Die Hirten selber bevorzugen einen Hund, der bei aller Schutzbereitschaft ihren Befehlen Folge leistet, so dass man davon ausgehen kann, dass sogar eine Selektion auf Kontrollierbarkeit erfolgt ist. Diese Selektion ist im übrigen auch wichtig für das Überleben der Dorfbewohner und ihrer Nutztiere. Diese angebliche Wildheit und vor allem Schärfe der Hunde hat nicht nur dafür gesorgt, dass auch der Do-khyi auf der Liste der gefährlichen Rassen in mindestens einem Bundesland stand, sondern er stellt auch seriöse Züchter in die gleiche Ecke, wie unseriöse, die neben kranken Hunden auch Hunde in der Zucht einsetzen, die charakterlich gewaltige Defizite haben. Auch dies will ich noch näher beschreiben. Denn auch für den Do-khyi gilt, er ist ein defensiver Hund, mit einer Reizschwelle, die z. B. deutlich höher ist, als die der so genannten Schutzhunderassen. 

Unterschiedliche Typen 

In den abgelegenen, unzugänglichen Gebirgsregionen Tibets und seiner Nachbarstaaten Nepal, Bhutan und Sikkim haben sich verschiedene regionale Schläge entwickelt, die sich in Größe, Masse, Fellänge, -struktur und -farbe unterscheiden. Die Spielbreite reicht von großen, schweren, massigen bis hin zu kleineren, schlankeren und leichteren Typen sowie von lang- bis kurz-stockhaarig mit allen Zwischenstufen. Auch dies wurde schon beschrieben, denn der Verwendungszweck bestimmt das Aussehen.

In einigen Veröffentlichungen ist zu lesen, es gäbe auch struppige Langhaarhunde mit Schnauzbart (sog. "Do Khyi-Apsos"), die man eigentlich als Zotthaar- oder Rauhhaarvariante bezeichnen muss.

Diese so genannte Rauhaarvariante gibt es nicht. dazu Ruth Reheuser: "Sie sind eher große Tibet Terrier welche die komplette Farbpalette der Tibet Terrier aufweisen (sind ja auch Schafshunde mit starken Hirtenhundeinschlag). In Tibet gibt es jede "Rasse" von groß bis zu ganz klein - die Zotthaarigen wie die Langstockhaarigen. Der Khyi-Apso ist in Amerika als Rasse anerkannt. Glatthaarige Typen fallen - wie beim Lhasa Apso - in manchen Würfen und deuten auf eine Vermischung zwischen Glatt und Zotthaarigen hin, was ja durchaus immer möglich ist."

Die Farbpalette reicht von rein schwarz über black-and-tan bis zu goldfarben. Farben nach Dominanz sind schwarz, rot und schwarzloh (black & tan) sowie die aufgehellten Varianten (durch das blue-Gen) grau, gold und grauloh (grey & tan). Hunde von rein schwarzer Fellfarbe - von den Hirten des Himalaja "Bara-Benghali-Typ" genannt - oder mit Black-and-Tan-Zeichnung (sog. "Bhamouri-Typ") sollen heute vor allem an der nordwestlichen Flanke des Annapurna-Gebirges verbreitet sein. Weiter östlich sollen die creme- bis goldfarbenen Hunde des sog. "Lahauli-Typs" überwiegen.

Die einfarbig grauen waren den Klöstern vorbehalten, weil sie in der Nacht als Wächter fast unsichtbar waren und mit den Mauern des Klosters eine Einheit bildeten. Der weiße Brustfleck dieser Hunde galt als "touch of Buddha", von Buddha berührt und segensreich.


"weisser Brustfleck"
Foto: Ruth Reheuser

Die zweifarbigen (schwarzloh/grauloh) wurden als "Vieräugler" bezeichnet. Man sprach ihnen magische Kräfte zu und glaubte, dass sie mit diesem zweiten Augenpaar auch dann sehen könnten wenn sie schliefen.

Anzumerken wäre noch, dass in einer Religionsform die schwarzen Hunde auch geopfert wurden. Der Brauch stammt aus der Bönreligion, dort wurden die Hunde tatsächlich geopfert, der tibetische Buddhismus hat diesen Brauch abgewandelt und so wird der Hund nur noch symbolisch geopfert.

Auch nach 30 Jahren westlicher Reinzucht stellt der Do-khyi noch keine vollkommen einheitliche, nach europäischen Maßstäben durchgezüchtete Rasse dar. Er ist sehr variabel im Erscheinungsbild, zumal zur Blutauffrischung der europäischen Linien immer wieder einmal Importhunde aus Nepal, Indien und mittlerweile sogar auch aus Tibet eingekreuzt werden.

Neben dem großen, schweren und dunkel gefärbten Do-khyi existierte in Tibet noch ein leichter gebauter, windhundartiger Hundeschlag, "Sha-Khyi" (Fleischhund), der allerdings wesentlich kleiner ist, aber auch in allen Do-khyi-Farben vorkommt, und der als Hüte- und Jagdhund verwendet wurde. Es ist wahrscheinlich, dass die beiden Typen Do-Khyi und Sha-Kyi gelegentlich auch miteinander verkreuzt wurden.

Zu diesem Hund schreibt Ruth Reheuser: "Der Shakyi ist hauptsächlich hell, fast wie weiß und sieht einem Sloughi ziemlich ähnlich es gibt sie auch in der Farbe schwarz, rötlich und black und tan. Die Shakyis werden von den "Zigeunernomaden" gehalten welche oft räuberisch gelebt haben und trotz Buddhismus auch jagen. Die Hunde werden sorgsam gehegt und immer angebunden gehalten. Die Hunde hetzen und stellen das Wild, töten es aber nicht (Jagdgesellschaften und deren Beschreibungen bis 1930, Beobachtungen von heute)."

Bemerkenswert ist jedenfalls der beim Do-khyi auch heute noch vorhandene, für einen Hirtenhund verhältnismäßig stark ausgeprägte, Jagdtrieb, den viele westliche Halter dieser Hunde bestätigen können. Obwohl dem Do-khyi gemeinhin das Image eines klassischen Hirtenhundes anhaftet, wurde er zur Jagd verwendet.


Standardgerecht, dann klappt es auch mit den Pokalen
Foto: Michaela Richter

Exterieur oder der Standard

Körpergröße und -substanz ausgewachsener Do-khyi's sind unverwechselbar und rassetypisch: Rüden erreichen Widerristhöhen bis über 70 cm, gelegentlich auch mehr, wobei das Gros in Europa beim Rüden 65 - 70 cm und Hündinnen zwischen 60 und 65 cm liegt. Der Standard gibt als Minimalwerte 66 cm für Rüden resp. 61 cm für Hündinnen an - ohne Begrenzung nach oben. Das Gewicht ausgewachsener Exemplare liegt bei ca. 45 - 65 kg für Rüden und 35 - 55 kg für Hündinnen. Es gibt natürlich auch etwas größere und schwerere Hunde, meistens sind diese aber völlig verfettet.

Auszüge aus dem Standard:

Ursprungsland Tibet, Patronat England

Allgemeine Erscheinung:

Der Do-khyi gehört zu den großen Hunderassen, in seiner Haltung drücken sich Stolz und Würde aus. Seine Natürlichkeit und sein gelassener Charakter machen ihn zu einem ausgesprochen liebenswerten Begleiter.

Seine gelegentliche Spiellust, die oftmals bis ins hohe Alter bestehen bleibt, hält ihn lange jung. Schon aus diesem Grund eignet er sich hervorragend zum geduldigen Spielkamerad und zum freundlichen Familienhund.

Auf Grund seiner angeborenen Aufmerksamkeit und seinem Misstrauen gegen alles fremde ist er ein außergewöhnlich guter Wächter. Den Wachdienst verrichtet er selbstständig, ohne spezielle Ausbildung.

Niemand kann sich dem ihm anvertrauten Revier unbemerkt nähern.

In seinem Herkunftsland bewacht er schon seit Urzeiten seine Menschen und die ihm anvertraute Herde und beschützt diese, wenn es sein muss, bis zu seinem Tod.

Bei der Bevölkerung Tibets war er wegen seines Mutes und seinem Arbeiteinsatz bei der Herde äußerst beliebt.

Der Do-khyi ist ein kräftiger, mächtiger, imposanter Hund, mit starken Knochen von eindrucksvoller Größe. Der Körper ist wohlproportioniert und darf nicht träge oder plump wirken. Er muss sich kraftvoll und flüssig in allen Gangarten bewegen.


Foto: Michaela Richter

Der Kopf

ist der charakteristischste Teil des Do-khyi. Möglichst breit und schwer wirkend mit breitem, gut gewölbten Oberkopf. Das Hinterhauptbein meist deutlich sichtbar. Die Schnauze eher lang, von mäßiger Breite, aber sehr tief.

Der Eindruck der tiefen Schnauze wird durch eine starke Belefzung verstärkt, die unter der Schnauze in eine deutlich sichtbare Wamme übergeht. Die Nase ist groß, breit und von schwarzer Farbe.

Das Auge

des Do-khyi ist von mittlerer Größe und sehr ausdrucksvoll. Im äußeren Augenwinkel leicht schräg zulaufend, meist dunkel. Im unteren Lid zeigt sich häufig eine kleine Dreiecksfalte ( nicht zu verwechseln mit dem vererbbaren Gendefekt Ektrophium bzw. offenes Auge durch Hängelider. Neben dem Auge eine ausgeprägte Falte die dem Mundwinkel zuläuft.

Gebiss

starker Kiefer mit perfektem und regelmäßigem Scherengebiss, d. h., die oberen Zähne stehen leicht vor den unteren. Die Zahnstellung ist wichtig für die Form der Schnauze.

Die Mundschleimhaut ist dunkel gefleckt bis schwarz.

Die Ohren

sind eher klein, oder von mittlerer Größe. Leicht nach vorne nahe am Kopf hängend sind sie dreieckig und hoch angesetzt. Ohrenknorpel mit kurzem weichem Haar bedeckt.

Hals und Körper

Hals von mäßiger Länge, kräftig entwickelt, stark bemuskelt. Durch die deutlich sichtbare rassetypische Mähne, die vom Oberkopf bis zur Schulter reicht, erscheint der Hals des Do-khyi gedrungen und stierähnlich.

Harmonischer Körper mit geradem, kurzem Rücken. Die Brust mäßig breit mit großer Tiefe. Der Brustkorb ist gut gewölbt ohne tonnenförmig zu wirken. Zur Lendenpartie hin wird der Körper schmaler. Die Haut des Do-khyi ist am ganzen Körper locker und lässt sich gut bewegen.


Tonya
Foto: Michaela Richter

Das Gangwerk

Die Vorderhand ist gerade und von guter Knochenstärke. Wegen der tiefen Brust kann sie etwas gedrungen wirken, sie darf aber nicht zu kurz sein.

Die Vorderpfoten des Do-khyi sind rund und kräftig, gut geschlossen mit guter Polsterung. Die Hinterhand wirkt im Verhältnis zur Vorderhand wesentlich länger. Wie bei allen Gebirgstieren ist sie nur mäßig gewinkelt, ohne jedoch zu steil zu sein.

Die Bemuskelung der Hinterhand ist kräftig, aber flach auf dem Oberschenkel. Die Hinterhand greift in der Bewegung unter den Schwerpunkt des Körpers und ermöglicht so eine raumgreifenden Gang. Die Pfoten sind ebenfalls geschlossen und gepolstert, aber nicht so rund.

Die Rute

Eher kurz, hängend nicht weiter als bis zum Sprunggelenk reichend, mit langer Behaarung. Aufrecht über dem Rücken als Sichel getragen, oder geringelt seitwärts über dem Rücken liegend. In Erregung seitwärts vom Körper abstehend oder über den Oberschenkel gelegt. Bei aufliegend getragener Rute ist teilweise das Deckhaar abgerieben. Der Rutenansatz ist hoch.


Typische Rutenhaltung
Foto: Michaela Richter

Das Haar

Die Unterwolle ist dicht, leicht fettig, von sehr weicher Beschaffenheit und wird in der wärmeren Jahreszeit gänzlich abgestoßen. Das Deckhaar ist gerade, glatt, glänzend und beinahe starr. Am Hals ist es besonders dicht und abstehend, so das es eine deutlich sichtbare Mähne bildet die bis zur Schulter reicht.

Das Haar auf dem Rücken und an den Seiten ist etwas kürzer als das Mähnenhaar. Schnauzen und Kopfpartie nebst Ohren und Beinen sind besonders kurzhaarig. Die Beine sind nur an der Hinterseite gelegentlich länger befedert. Besonders lange Haare bilden sich hingegen nur an der Rückseite der Oberschenkel und an der Rute. Nie darf das Haar seidig, gelockt oder wellig wirken.

Das Fell des Do-khyi ist dem Wolfsfell sehr ähnlich. Die Haarlänge variiert von ca. 3 mm an der Schnauze, über ca. 12 cm an der Mähne, bis zu ca. 20 cm an der Rute. Das Haar am Körper ist deutlich kürzer als die Mähne und erreicht ca. 3 bis 7 cm. Die Haarstruktur ist glatt, gerade und glänzend. Einmal im Jahr wird die im Winter angesetzte Unterwolle abgestoßen. Das Abhaaren im Frühsommer ist ein natürlicher, hormonell gesteuerter Vorgang. Eine weitere Besonderheit ist auch die Erneuerung der obersten Hautschicht, was man an der deutlichen Schuppenbildung erkennen kann. Auch dieser Vorgang ist völlig normal, die Schuppen verschwinden nach dem Abhaaren!

Tibetdoggen, die diesen Vorgang nicht zeigen, sind entweder krank oder medikamentös manipuliert.


Foto: Michaela Richter

Die Fellfarbe

Die Hauptfarben sind einfarbig schwarz und einfarbig helles oder dunkles goldbraun. Weiterhin gibt es schwarze Do-khyi mit goldenen Marken. Einfarbig grau und grau mit goldenen Marken kommen, wenn auch seltener, ebenfalls vor. Weiß sollte nur an der Brust als kleiner Stern vorhanden sein. Bräunliche und goldene Markierungen über den Augen, an unteren Beinpartien und Schwanzende.

Die Größe

Die Schulterhöhe des Do-khyi liegt bei Hündinnen ab 61 cm während die Rüden eine Größe ab 66 cm erreichen. Größere Do-khyi sind selten und gefragt, solange der Typ und die Beweglichkeit ( sprich Arbeitsfähigkeit ) nicht darunter leiden.

Fehler

Jede Abweichung der vorgenannten Punkte gilt als Fehler und die Bedeutsamkeit dieser Fehler muss in seiner Schwere genau abgewogen oder beurteilt werden.

Bemerkung

Rüden müssen zwei normal ausgebildete im Skrotum liegende Hoden aufweisen.

Obwohl sich dieser Standard an der ursprünglichen Form der Hunde in Tibet orientiert, darf, wie bei anderen Hirtenhunderassen auch, der Standard nicht immer so eng gesehen werden. Das deswegen, weil sich in den Ursprungsländern sehr oft niemand daran hält, oder ihn überhaupt nicht kennt. Dazu kommt eben, dass die wichtigsten Kriterien der Zucht durch Hirten und Nomaden die Arbeitsfähigkeit und die Gesundheit waren. Damit hatte aber jeder eigene Erfahrungen gesammelt und daher auch einen immer leicht abweichenden Typ in Größe, Fellbeschaffenheit oder Farbe gehalten.

Allerdings darf mit einer sehr grosszügigen Auslegung nicht angestrebt werden, dass sich auch der Charakter der Hunde verändert. Gemeint ist damit, dass dies eben einher geht, wenn man einen sehr gleichmäßigen Typ züchten will. Auch nicht darunter darf verstanden werden, dass man in Ermangelung ausreichender Zuchttiere eben diesen Standard als engen Vorlage nimmt. Und es muss immer versucht werden, mit einer möglichst großen Population zu züchten, bestand doch die ursprüngliche Zuchtbasis in Europa mal aus gerade sieben Hunden.

Was nicht im Standard steht ,

aber für das Überleben der Hunde sehr wichtig ist, sind z. B. bestimmte Merkmale des Felles oder der Augen.

Das äußere Erscheinungsbild wird durch ein dichtes Haarkleid mit üppiger Unterwolle geprägt. Es ist pflegeleicht, immer sauber und riecht bei einem gesunden Do-khyi auch nicht im feuchtem Zustand. 

Beim "klassischen" Typ sind Gesicht und Vorderseite der Läufe kurz behaart. Das Fell bildet an Hals, Nacken und Schultern eine dichte Mähne, die, besonders bei Rüden und sehr typvollen Hündinnen stark ausgeprägt ist und die Imposanz ihrer Erscheinung noch verstärkt.


Mähnenbildung, sehr gutes und eng anliegendes Auge
Foto: Michaela Richter

Sehr oft sieht man aber bei in Europa gezüchteten Hunden ein untypisches, hygroskopisches Fell. Was dies bedeutet, wurde schon beschrieben.

Die Augen sind mittelgroß, von ovaler Form und leicht schräg eingesetzt. Der lebhafte Ausdruck, der gleichzeitig ernste wie durchdringend-fixierende Blick ist charakteristisch für die Rasse und vermag ängstliche Gemüter leicht zu verunsichern. Zu große Augen sind unerwünscht. Der wichtigste Grund hierfür ist gesundheitlich bedingt, also bedingt durch das raue Klima.

Die Farben in der europäischen Zucht

Über die Entstehung der Farben in der europäischen Zucht und ihre Bedeutung schreibt Michaela Richter: "Seit der planmäßigen Zucht des Do-khyi in Europa gab es immer wieder Auseinandersetzungen um seine Farbe. In den Niederlanden ging dies soweit, dass z. B. goldfarbene Welpen unmittelbar nach ihrer Geburt getötet wurden.


Do-khyi Welpen
Foto: Michaela Richter

In den Anfängen wurden hier meist blaue, blau und tanfarbige sowie black and tanfarbige Hunde bevorzugt. Dies führte zum extremen Pigmentverlust bis hin zur Aufhellung des Tan ins Weiß. Ein weiterer Grund für die irrige Meinung, daß black and tan die Hauptfarbe sei, gründet darauf, dass die meisten Tibetbesucher in den Dörfern überwiegend black-and-tan-farbene Hunde antrafen.

Die natürliche Verbreitung anhand ihrer Dominanz ist jedoch wie folgt:

  • einfarbig schwarz,
  • einfarbig dunkles gold,
  • einfarbig blau,
  • einfarbig helles gold,
  • black and tan,
  • grey an tan.


Foto: Michaela Richter

Die Farben blau, blau-tan und helles gold sind keine eigenständigen Farben sondern werden durch ein spezielles Gen verursacht welches die drei Grundfarben aufhellt.

Eine vermehrte Anhäufung dieses Gens führt zwangsläufig zu sand- oder cremefarbigen Hunden die aus Defektgründen nicht zur Zucht eingesetzt werden dürfen. In jüngerer Zeit sind eigenartigerweise auch gestromte Do-khyi's aufgetaucht. Dieser Farbschlag ist laut Standard nicht erlaubt.

Auf Grund der Tatsache, dass historische Überlieferungen niemals gestromte Hunde erwähnen, sollte man den Äußerungen nepalesischer Züchter Glauben schenken die solche Hunde als nicht rasserein betrachten.

Wäre das Stromungs-Gen beim Do-khyi vorhanden, wäre ein großer Teil der natürlichen Population gestromt statt gold. Da dem nicht so ist, ist der genetische Abwesenheitsbeweis erbracht.

Ignoranten möchte ich im Zuge der äußersten Vorsicht darauf hinweisen, das in zwei Zwingern (in Indien und der Niederlande), aus denen gestromte Hunde hervorgegangen sind, auch gestromte Hunde anderer Rassen gezüchtet werden oder wurden". 

Wesen, Eigenschaften, Besonderheiten 

Wesen und Eigenschaften des Do-khyi sind unabdingbar verbunden mit seiner Herkunft und angestammten Aufgabe als Hirtenhund. Diese Eigenschaften sind angeboren und treten ohne besondere Anleitung im Laufe des Heranreifens zutage. Hierbei ist zu beachten, dass Do-khyi's - wie fast alle großen, schweren Hunderassen - Spätentwickler sind, die körperlich und psychisch langsam reifen und erst mit 3 - 4 Jahren richtig erwachsen und ausgewachsen sind. 

Die meisten Do-khyi's werden im Himalaja von Nomaden gehalten, die mit ihren Schafen und Ziegen auf der Suche nach neuen Weidegründen umherziehen. Sobald diese irgendwo ihr Zelt aufschlagen oder rasten, beginnen die Hunde selbständig, ihre Wach- und Schutzfunktion auszuüben. Ihre volltönende, laute und weittragende, tief und drohend klingende Bassstimme wurde von den Tibetanern selbst gern mit einem "Kupfer-Gong" verglichen und von Tibetreisenden umschrieben als "Nebelhorn", "Gebrüll eines Löwen" bzw. "ein unheimlich klingender, weit entfernter Laut", als "Geisterstimme, die tief aus des Hundes Bauch zukommen scheint".

In ihrer Heimat werden die Do-khyi's tagsüber neben dem Zelt angebunden. In der Nacht sowie auf langen Wanderungen laufen sie in der Regel frei umher. Sie unterscheiden genau zwischen Sippenmitgliedern und Fremden. Nur letztere werden gestellt. Auf Intervention ihrer Bezugspersonen lassen sie jedoch ab und beenden ihre Abwehrhaltung. Die Funktion der Do-khyi's war es niemals, ein aggressiver Killer zu sein, sondern ein Beschützer, der, herausgefordert, nicht zurückwich.


Foto: Mit freundlicher Genehmigung des Schweizer Do-khyi Clubs

Insgesamt gesehen ist der Do-khyi bei aller Wachsamkeit und Schutzbereitschaft ein in der Regel gelassener und nervenstarker Hund mit hoher Reizschwelle, der ggf. ruhig, aber entschlossen und aus eigenem Antrieb handelt, sich jedoch von seinen Bezugspersonen gut handeln und kontrollieren lässt. Er besitzt - wie alle Hirtenhunde - scharfe Sinne und ein zeitlebens andauerndes ausgeprägtes Neugierverhalten. Auch dann, wenn er scheinbar träge und phlegmatisch an einem strategisch günstigen Platz zu ruhen scheint, sind seine Sinne hellwach, bekommt er mit seinem exzellent ausgebildeten Seh- und Hörvermögen alles mit, was in seiner näheren und weiteren Umgebung passiert. Dieser scheinbar so stoische Hund kann im Falle einer wirklichen oder vermeintlichen Gefahr blitzartig hochschnellen und durchstarten - mit einer Geschwindigkeit, die man ihm bei seiner Größe und Masse kaum zutrauen würde. 

Gegenüber fremden Personen gibt sich der Do-khyi zurückhaltend, abwägend und beobachtend. Wer von seinen Bezugspersonen akzeptiert wird, wird auch von ihm respektiert. Seiner Familie gegenüber ist er - entsprechende Haltung und Einbindung vorausgesetzt - ein liebenswürdiger, anhänglicher und loyaler Gefährte. Er braucht die enge Bindung an seine Menschen. Im Zwinger oder an der Kette gehalten und vom Familiengeschehen getrennt, kann er leicht zum Problemhund werden. Auf Grund seines beschützenden Naturells kommt er im allgemeinen gut mit anderen Tieren des Haushalts zurecht und fühlt sich oft auch für deren Schutz zuständig. Ein sehr angenehmer Wesenszug des Do-khyi ist seine relativ geringe Aggression gegenüber Artgenossen, hierzu bedarf es allerdings einer sehr sorgfältigen und optimalen Sozialisierung. Er besitzt trotz seiner Masse einen relativ großen Bewegungsdrang, wobei ausgiebige mehrstündige Spaziergänge oder Wanderungen bei jedem Wetter seiner Natur eher gerecht werden als kurze, schnelle Hetzläufe.


"Teddybärensammlung"
Foto: Michaela Richter
 

Wenngleich er, insbesondere als Welpe, wie ein knuddeliger Teddybär aussieht, ein ausgesprochener Kuschel- und Schmusehund ist der Do-khyi nur, wenn man ihn artgerecht behandelt. Wie Wölfe und Wildhunde mag er das Kontaktliegen und Schlafen Rücken an Rücken. Do-khyi's können stundenlang schmusen. Ganz gewiss ist er auch kein Hund für jedermann, entsprechende Kenntnisse, die man sich vorher aneignen sollte, verantwortliche Einstellung gegenüber der Mitwelt und entsprechende Haltungsbedingungen sind Voraussetzung - dann kann man ihn zu einem erstklassigen, zuverlässigen Familienhund prägen. Dafür ist jedoch - unter hiesigen Verhältnissen, wie für alle Hirtenhunde - eine früh beginnende, umsichtige und geduldige Sozialisierung wichtig und wesentlich. Obwohl Unterordnungsbereitschaft kein charakteristischer Bestandteil seines Wesens ist, sind die meisten Do-Khyis für die Erfordernisse des Alltags in unserem Zivilisationsumfeld gut auszubilden und fügen sich bei guter Einbindung und Anleitung meist problemlos ein. Die Tendenz zu eigenständigem Handeln, die für Hirtenhunde typisch ist, zeigt sich beim Do-khyi ebenso, wie bei den anderen Rassen. Er ist mit umsichtiger Konsequenz und ohne Härte durchaus erziehbar. Kadavergehorsam ist ihm jedoch fremd. Man muss sich daran gewöhnen, meist zwei- oder dreimal zu rufen, damit sich der Hund gelassen auf einen zu bewegt. Bei Bedrohungen wird der Do-khyi dennoch dazu neigen, unverzüglich und instinktiv zu reagieren. Bei seiner Größe, Kraft und Unerschrockenheit ist es deshalb wichtig, dass er lernt, auf Befehl seines Besitzers seine Abwehrhaltung zu beenden. Unter unseren Siedlungsbedingungen gehört der Do-khyi auf ein eingefriedetes Grundstück. 

Die meisten Do-khyi's werden heute in Europa und den USA als Familienhunde gehalten. Sie lassen sich auch als Schlitten-, Pack- und Zughunde ausbilden. Nicht nur in seinen Heimatregionen, sondern auch in der Neuen Welt arbeitet der Do-khyi inzwischen in seiner traditionellen Rolle als Hirtenhund. 

Die Rasse weist einige Besonderheiten auf, die man als Primitivhund-Merkmale deuten kann: So haaren Tibet-Doggen witterungsbedingt nur einmal jährlich, zum Frühjahr hin, wobei sie ca. 2 - 3 Wochen lang fast die gesamte Unterwolle abstoßen. Viele Hündinnen werden nur einmal pro Jahr läufig, in der Regel im Spätherbst bis Frühwinter. 

Das Durchschnittsalter liegt mit ca. 11 - 13 Jahren für einen Hund dieser Größe und Schwere recht hoch, aber in Deutschland lebten Hunde, die 17 - 19 Jahre alt wurden, dies waren allerdings Importhunde.


12 Jahre alter Rüde
Foto: Michaela Richter

Leider gehört der Do-khyi zu den "Modehunden" der Hirtenhunde-Szene. Es bleibt zu hoffen, dass der kleine Kreis von Züchtern im Westen sich auf die Ursprünge besinnt und aus dieser Rasse wieder das macht, was sie einmal war, eine ursprüngliche und unverbildete, uralt-ehrwürdige Gebirgshunderasse. Leider haben eine ganze Reihe von Züchtern gerade in Deutschland sich bemüht, die Hunde nach westlichen Maßstäben zu "europäisieren". Das beinhaltet einen Hund mit allen Fehlern in Bezug auf Gesundheit und Charakter. Eine so genannte Tibet-Mastiff AG schreckte nicht davor zurück einen "Markt in Deutschland schaffen zu wollen" mit einem "Umsatz von jährlich 100 Welpen". Diese Zahl wird heute erreicht, zählt man die Würfe aller Organisationen und Vereine zusammen.

Die Situation in Deutschland

Auch über den Do-khyi, wie über alle Hirtenhunderassen, wird heftig gestritten, ist er ein normaler Hund, oder eben doch was besonderes. Und auch hier kommt es auf die Sicht der Dinge an.

Betrachtet man ihn aus der Sicht der normalen Hundehalter, ist er nichts besonderes, denn mit einiger Bereitschaft, über die Rasse zu lernen und die Eigenheiten zu akzeptieren, kann er durchaus gehalten werden, wie andere Rassen auch.

Andererseits ist er schon etwas besonderes in den Augen seiner "Fangemeinde", denn jeder Mensch, der eben mal so einen Hund halten will und ihn entsprechend den Anweisungen einer "normalen" Hundeschule erzieht, wird mit einem Do-khyi Schiffbruch erleiden. Letztere Aussage gilt allerdings für alle Hirtenhunde.

Wie sieht nun ein großer Teil der in Deutschland gezüchteten Hunde aus? Viele sind dem Gigantismus verfallen, das Fell ist stark verändert und die Hunde haben gewaltige Defizite in Bezug auf Gesundheit und Charakter.

Zu den gesundheitlichen Beeinträchtigungen gehört neben HD auch Epilepsie und eine ganze Reihe der Hunde zeigt aggressives Verhalten. Die gesundheitlichen Probleme möchte ich gesondert beschreiben.

Natürlich können solche Aussagen nicht pauschaliert werden, denn es kommt immer darauf an, von welchem Züchter/in die Hunde stammen. So schreibt mir eine Züchterin, die Quote ihrer HD-A Hunde liege bei über 90%.

Dies ist aber keine Entwicklung, die so Knall auf Fall vom Himmel fiel, sie zeichnete sich über einen längeren Zeitraum ab und der betrug Jahre, basierend auf der Unfähigkeit der Züchter.

Märchenstunde


"Wasservögel"
Foto: Michaela Richter

Auch über den Do-khyi gibt es eine ganze Reihe an Märchen. Sie betreffen sowohl seine Äußerlichkeiten, wie auch sein Verhalten.

Einige Züchter behaupten, Tibet-Importe seien aggressiv und auch deren Welpen. Michaela Richter schreibt dazu: "Es handelt sich meist um Züchter die keinen Zugriff auf gesunde charakterlich einwandfreie Do-khyi's haben. Die Wahrheit ist, das Tibet-Importe und deren Nachzucht nicht aggressiv sind. Im Gegensatz zu der europäischen Inzucht sind sie anhänglicher, intelligenter und wesentlich einfacher zu erziehen." 

Auch die alte Geschichte, Hirtenhunde und besonders Do-khyis könne man nicht ausbilden, stimmt natürlich nicht, es bedarf nur anderer Methoden und da sind die meisten Trainer überfordert. Und Michaela Richter schreibt dazu: "Die Abkömmlinge von Tibet-Importen jedoch verfügen über ein hohes Lernpotenzial bei gleichzeitigem Lernwillen."

Auch die Geschichte, man könne einen Do-khyi nicht ohne Leine laufen lassen und die Hunde seien wasserscheu, ist pauschaliert. Es kommt, wie bei anderen Rassen auch, darauf an, wie man einen Welpen erzieht und welchen Umwelteinflüssen er ausgesetzt ist.

Kein Märchen ist dann der Hinweis von Frau Richter, dass die von ihr gezüchtete Hündin Annapurna als erster Do-khyi in Europa eine Ausbildung als Rettungshund absolviert und deren Halbschwester Lhasa als beste ihres Ausbildungskurses eine Begleithundeprüfung bestand.


Do-khyi mit Rettungshundeausbildung
Foto: Michaela Richter

Inzucht

Zur Erinnerung, am Anfang wurde mal der Unterschied zwischen dem so genannten "Urhund" und dem "Europahund" beschrieben. Unterschied zwischen den beiden, während der Urhund sehr unterschiedlich im Typ war und ist, zeigt der Euro-Typ" ein im großen und ganzen sehr einheitliches Bild und ähnliche charakterliche Eigenschaften.

Gut durchgezüchtet, oder gibt es dafür auch noch andere Gründe? Immer ein Grund, oder eine Vermutung, wenn Hirtenhunde zu einheitlich im Äußeren sind: Inzucht. Von dieser wurde auch der in Europa gezüchtete Do-khyi nicht verschont. Dies hatte viele Gründe, Ahnungslosigkeit, Faulheit, Geldgier und wenig Bereitschaft, sich über das Wort Zucht Gedanken zu machen. Das es auch anders geht, beweisen Züchter in Deutschland oder in der Schweiz, die heute mit Importhunden aus dem Ursprungsland züchten und das Wort Ahnenverlust durchaus ernst sehen.

Noch eine Erinnerung, der erste Do-khyi-Club wurde in Holland gegründet. Was nicht überall zu lesen ist, dort begann man mit sage und schreibe 7 Hunden in der Zucht, von denen nur 5 regelmäßig eingesetzt wurden. Daher sind alle darauf aufgebauten Linien starke Inzest-Linien.

Mit den Nachfahren aus diesen Linien wird nun schon seit über 20 Jahren europaweit gezüchtet, so kommt es, dass in vielen Ahnentafeln ein und derselbe Hund bis zu 35 mal vertreten war, oder ist. Dies bekommen Käufer aber nicht unbedingt mit, denn in den Papieren werden 4 Generationen aufgeführt. Und selbst wenn der Inzuchtgrad angegeben würde (Beispiel SV), bräuchte man auch den nur über 4 Generationen einzutragen.

Dazu schreibt Michaela Richter: "Nennenswerte Importe aus Tibet, mit denen man hätte die Zucht erweitern können, gab es nicht, schlimmer noch, man versuchte teils erfolgreich ihren Zuchteinsatz zu verhindern!


Importhund
Foto: Michaela Richter

Da die gesamte europäische Zucht auf niederländischen Importen aufbaut, kann der kundige Genetiker also unschwer erkennen, dass der durch die Inzucht verursachte Ahnenverlust unbeschreiblich ist und zwangsläufig zu immer mehr Defekten führen wird!

Wenn jetzt allerdings die ganz besonders schlauen "Hobbyzüchter" erzählen, das man doch Do-khyi's aus Frankreich, Belgien, den Ostblockstaaten und gar aus England importiert hat, man also gar keine Inzucht hätte, so kann man nur lachen.

Da die Do-khyi-Zucht in all diesen Ländern mit Importen aus den Niederlanden angefangen wurde, sind sie alle mehrfach miteinander verwandt."

HD - Hüftgelenkdysplasie

Ein Kaukasenbesitzer erzählte mir vor Jahren, er habe sich diesen Hund angeschafft, weil er Meinung war, er bekomme einen kernigen und kerngesunden Naturburschen. Umso erstaunter war er, dass genau dieser Naturbursche vom Röntgentisch stieg und in der Bewertung stand HD-E. Trotz Obergutachten ist es dabei geblieben.

Leider sind ein immer größer werdender Teil unserer Hirtenhunderassen auch von HD befallen. Und deswegen zählt eben auch der Do-khyi dazu.

In meinem ersten Portrait hatte ich geschrieben, dass HD eben auch beim Do-khyi auftritt. Dies veranlasste Felix Arnst, selbst Besitzer solcher Hunde, in meinem Gästebuch einen Eintrag zu schreiben, in dem er sich beschwerte, dass ich neben den anderen Problemen, die man bei der Rasse hat, auch noch dieses hinzufügen müsse. Er schrieb: "Im Zuge einer Studie über Epilepsie (dies ist eines der jüngst in einigen wenigen Linien aufgekommenen tats. Probleme ) hat meine Frau unzählige von Ahnentafeln studiert. Kein Hund, der in Deutschland zur Zucht Verwendung findet, hat eine schlechtere Hüfte als C. Insofern führt Herr Deckert selbst mit seiner schlichtweg unzutreffenden Darstellung der Rasse eine weitere völlig unnötig negative Eigenschaft den vielen unzutreffenden Beschreibungen u. rassetypischen Märchen hinzu."

Nun habe ich nie behauptet, dass man mit Hunden ab HD-D züchtet, aber dieser Eintrag von Felix Arnst geht natürlich völlig am eigentlichen Problem vorbei. Im letzten Kapitel habe ich die Probleme der Inzucht beschrieben. Kommt HD dazu, dann festigt die Inzucht geradezu diese und andere Krankheiten. Am Kaukasen konnte man sehr gut nachvollziehen, wie die HD nach anfänglichen kleineren Befällen sich ausweitete und der Grad zunahm. Dies ist natürlich beim Do-khyi nicht anders. Daher sollte nach meiner Meinung nur mit Hunden gezüchtet werden, die eben ein sauberes HD-A, oder höchstens ein HD-B haben. Obwohl sowohl im deutschen, wie auch im Schweizer Club ausdrücklich HD-C für die Zucht noch zugelassen ist, sagte mir der Präsident des Schweizer Clubs, es möge ja zulässig sein, mit HD-C zu züchten, aber dies sei nicht sein Ding und er sei dagegen.

Auch die Züchterin Michaela Richter verweist auf eine HD-Freiheit ihrer Zucht, die bei über 90 % liegt. Dazu kommt, dass in den letzten Jahren die Erfassung des Nachwuchses immer geringer wird und dadurch die Statistiken ungenauer werden, bzw. irgendwann gar keine Aussagekraft mehr haben.

Dem muss gegengesteuert werden. Maßnahmen könnten z. B. sein, beim Verkauf des Welpen eine vorläufige Ahnentafel auszustellen und das Original erst zu überreichen, wenn der Käufer den HD-Nachweis erbringt. Auch die Vergabe von Titeln könnte an den HD-Status gebunden werden. Und ich könnte mir vorstellen, dass häufig eingesetzte Rüden nur noch dann länger decken dürfen, wenn große Teile ihres Nachwuchses erfasst sind.

 
Links HD A, rechts HD E
Foto: Mit freundlicher Genehmigung des Schweizer Do-khyi Clubs

Epilepsie

Eigentlich war ja meine erste Rassebeschreibung ein Portrait, das keinem besonders weh tat. Dies hat sich geändert. Denn ebenfalls Felix Arnst hatte mich auf ein Problem aufmerksam gemacht, dass ich bis dato bei dieser Rasse in der Form nicht kannte: Epilepsie. Ich möchte versuchen, einen halbwegs verständlichen Überblick zu geben, wie stark diese Krankheit in der Do-khyi-Zucht vertreten ist.

Felix Arnst schreibt im Jahre 2002: "...Der Umstand, dass es seit wenigen Wochen Erkenntnisse darüber gibt, dass in den vergangenen Jahren in unverantwortlicher Weise u. durch offenbar bewusste (zumindest wissentliche) Verpaarung von Epilepsie tragenden Hunden die gesamte in Europa vorhandene Population erheblich gefährdet ist ...(hat) uns sehr betroffen gemacht."

Und weiter schreibt er: "Derzeit sind uns weltweit insgesamt 36 Fälle definitiv an Epilepsie erkrankter Hunde bekannt. Teilweise wurden die Tiere zwischenzeitig eingeschläfert. In den vergangenen Jahren wurden allein von einem uns bekannten "augenscheinlich sehr schönen"" Rüden ca. 80 Nachkommen gezeugt, welche Träger des Gens sind, teilweise bereits in dritter Generation. Besagter Rüde hat weltweit gedeckt - bis in die USA. Auch die holländischen, englischen , deutschen u. viele andere Linien sind stark frequentiert. Die Dunkelziffer dürfte weitaus höher sein und stellt offenbar nur die Spitze des Eisberges dar!"

Wie dieses Problem ignoriert, bzw. totgeschwiegen wird, liest man ebenfalls bei Felix Arnst nach. Er meint nämlich, im deutschen Club sei man offensichtlich der Meinung, es würden Käufer nur verunsichert und man schade der Rasse und den Züchtern, wenn man dieses Problem zu sehr aufbausche. Und weiter sei man der Meinung, die Population der Nachbarländer gehe uns in Deutschland nichts an, bzw. man müsse wegen ein paar kranker Hunde nicht so einen Wirbel machen. Im Übrigen sei schon jahrelang bekannt, dass bestimmte Hunde Epilepsie vererben.

Diese Hunde zur Zucht zu sperren, konnte man sich in Deutschland nicht entschließen. Aber in der Schweiz sind alle Hunde, die das Epilepsie-Gen tragen, sowie deren Verwandte und Nachkommen auf Lebenszeit gesperrt. Es hat also lediglich der Vorstand des Schweizer Clubs verantwortungsvoll und richtig gehandelt.

Wie ernst Epilepsie in der Zucht des Do-khyi zu nehmen ist, erkennt man daran, dass nicht nur auf Internetseiten oder der Seite des Schweizer Do-khyi-Clubs gewarnt wird, Welpen aus diesen Verbindungen zu kaufen, sondern auch daran, dass im Do-khyi-Journal ebenso darauf hingewiesen wird. Dieses ist ein loser Zusammenschluss von Züchtern, Haltern und Liebhabern der Rasse.

Im Zusammenhang mit Epilepsie fand ich einen Artikel auf der Internet Seite des Schweizer Do-khyi-Clubs, aus dem ich zitieren möchte, denn er zeigt, dass es eben auch anders geht. Er zeigt aber auch, dass selbst dort, wo derart reagiert wird, die Welt noch lange nicht in Ordnung ist, denn Thomas Wechsler schreibt ja auch, die Schweiz sei eben keine Insel, an der die Krankheiten vorbei gehen.


Spielerisch lernen
Foto: Ruth Reheuser

Gedanken zur Do-Khyi Zucht

"In dem Zuchtreglement der Schweiz, steht der Satz " zum Wohle der Rasse ".

Leider sind im Jahre 2002 die Hiobsbotschaften über Fälle von Epilepsie nicht abgerissen, im Gegenteil gegen Ende des Jahres trafen aus dem Ausland immer häufiger Meldungen von betroffenen Tieren ein ... Es ist ja leider nicht so, dass wir in der Schweiz eine Insel sind, um die alle Krankheiten einen Bogen schlagen. Auch wir gehen im Ausland decken und umgekehrt dürfen unsere Rüden ausländische Damen begrüßen.

... So haben auch wir in der Schweiz unser Lehrgeld im oben erwähnten Thema bezahlen müssen und so die ersten Epilepsiefälle gehabt. Dank unseres Zuchtreglements und der aktiven Mitglieder die das abgesegnet haben "zum Wohle der Hunde, nicht der Personen" konnten wir die Hunde schnell und unbürokratisch aus der Zucht ausschließen.

... Das will nicht heißen, dass es nie mehr vorkommt, da mit wenigen Ausnahmen die Informationen über solche Deckrüden im Ausland strikt geheim gehalten werden, schadet doch so eine Krankheit denjenigen Hundebesitzern/Züchtern angeblich ganz gewaltig. Hier sei der leise Verdacht geäußert "wohl eher dem Geldbeutel des Rüdenbesitzers als dem Hund." Nun wie dem auch sei, die Problematik wird sich sicherlich in den nächsten Jahren noch verschärfen. ... Garantieren kann ich aber an dieser Stelle, dass uns bekannte Linien und Hunde rigoros aus der Zucht ausgeschlossen werden, seien sie auch noch so hübsch und nett."

Und weiter heißt es in diesem Artikel: "Was wir bei uns tun können!

Bis jetzt schon hat es mit dem Informationsfluss von Hundebesitzer zu Züchter/Zuchtwart ganz gut geklappt. Ich möchte nun aber alle aufrufen, dies noch strenger zu beachten und wirklich alle Vorkommnisse auf Bezug der Gesundheit Eurer Hunde an den Zuchtwart weiterzuleiten ... Hierzu muss ich aber auch erwähnen, dass wir diese Informationen nicht geheim halten werden, sondern allen, die wirklich mit ganzem Herzen (nicht Geltungsdrang oder Geldbeutel) bei der Sache sind, diese Informationen zutragen werden."

Dass der Schweizer Club und das Do-khyi-Journal auf dem richtigen Weg sind, bzw. in ein rechtes Wespennest gestochen haben, zeigt eine Veröffentlichung des Do-khyi-Journals vom Februar 2003.


Anbindehaltung der Nomaden
Foto: Ruth Reheuser

01.01.2003 Das neue Jahr fängt ja gut an...

"Es ist einfach nicht zu glauben, was in den Köpfen einiger Züchter so vor sich geht. Dass die Eröffnung vom Do-khyi-Journal nicht im Sinne "Jedermanns" war, haben wir uns schon gedacht. Das nun allerdings die Do-khyi-Besitzer wegen Veröffentlichung der Krankheitsgeschichten ihrer Hunde angefeindet werden und als "Rasse schädigend" beschimpft werden, ist das allerletzte!

Diesbezügliche Telefonate beweisen nicht nur die Dreistigkeit, mit der manche die "Hundezucht" betreiben, sondern auch die nicht zu akzeptierende Einstellung, Missstände zu vertuschen und den Unwillen oder das Unvermögen aus Fehlern zu lernen!

Ausgesprochene Drohungen gegen die, die sich bemühen es aus tierschutzrechtlicher Sicht besser zu machen, und der Versuch der anwaltlichen Einschüchterung kann man wirklich nur als schlechte News bezeichnen.

Aber, nichts ist so schlecht, als das es nicht doch etwas Gutes hätte: Man hat uns nur darin bekräftigt unseren Weg weiter zu gehen, zum Wohle der Tibetischen Rassen"

Andere Krankheiten

Wie bei anderen Hirtenhunden auch, gibt es neben den bereits beschriebenen auch noch andere Krankheiten, die immer wieder auftreten. Sicher sind sie eher selten anzutreffen, aber gerade eine gehäufte Inzucht, bzw. Inzestzucht verstärkt die Anfälligkeit der Hunde. So kann also gesagt werden, dass die bisher betriebene Inzucht des Do-Khyi's mitverantwortlich ist, wenn diese auftreten.

Es sind: PRA = Augenkrankheit die zur Erblindung führt.

Ektrophium = offenes, hängendes Augenlid, welches zu häufigen Entzündungen neigt.

Entrophium = nach innen gerolltes Augenlid welches auf der Hornhaut scheuert und schmerzen verursacht.

BAS = Beschleunigtes-Alterungs-Syndrom, beim Menschen Progerie genannt.

PND früher CHIN = führt zur Auflösung der Nervenisolationsschicht und zu Bewegungsunfähigkeit.

HptE. = Stoffwechselbedingte Vergiftung die zu Hirnkrämpfen führt.

Epilepsie = Hirndefekt der zu Krämpfen führt.

Schilddrüsenunterfunktion = führt zu Herz-Kreislaufproblemen, Bewegungsunlust Fettleibigkeit und anderen Problemen.

Dem Satz von Michaela Richter kann man daher nur zustimmen. Sie schreibt: "Da einige Züchter es mit der Verwendung von Defektträgern nicht so genau nehmen, sofern ihr Zuchteinsatz satzungsbedingt nicht verboten ist, sollten sie sich die Gesundheit der Elterntiere schriftlich vor Kauf eines Welpen bestätigen lassen."

Zucht in Vereinen!

Wer bis hierher gelesen hat, wird sicher gemerkt haben, einen Do-khyi zu erwerben, der gesund und natürlich ist, wird immer schwieriger.

Dazu tragen die Vereine in ganz Europa einen gewaltigen Anteil bei. Inzucht, HD und andere Krankheiten wurden schon erwähnt.

Daher kann ich nur schreiben, bei einem deutschen Züchter, der Mitglied in einem Rasseclub ist, sollte sich jeder Käufer weitergehende Gesundheitszertifikate vorlegen lassen, unter anderem auch die Untersuchung der Schilddrüsenfunktion.


Yak Herde
Foto: Ruth Reheuser

Untersuchungen auf PRA, HD sind obligat in Deutschland, Holland, Österreich, Slowenien und mit Schilddrüse auch in der Schweiz vom jeweiligen Club vorgeschrieben. Andere europäische Länder schreiben keinerlei Untersuchungen vor Zuchteinsatz vor (Tschechien, Italien, England, Frankreich, Polen, Russland, Finnland, Schweden ...)

In der Zuchtordnung des KTR findet sich ein generelles Zuchtverbot für Tiere, bei welchen PRA, CIDN, Katarakt, Epilepsie und HD über HD-C bekannt geworden ist. Andererseits sind betroffene Tiere nicht für die Züchter öffentlich gemacht worden.

In der Schweiz ist die Situation eine ganz andere, diese habe ich schon beschrieben. Daher möchte ich Auszüge aus deren Zuchtordnung vorstellen, denn dort wird vorgemacht, dass es eben auch durchaus anders geht.

Es dürfen nur gesunde Hunde vorgeführt werden

Hunde, an denen operative Eingriffe von zuchthygienischer Bedeutung (Augen, Hoden, Gebiss) vorgenommen wurden, dürfen nicht an einer Zuchttauglichkeitsprüfung vorgestellt und nicht zur Zucht verwendet werden.

Die Hunde müssen hinsichtlich Hüftgelenkdysplasie (HD) und auf vererbbare Augenkrankheiten untersucht worden sein. Mit der Anmeldung sind Kopien der entsprechenden Zeugnisse einzusenden und die Originale an der Zuchttauglichkeitsprüfung vorzulegen.

Augenuntersuchungen

Alle Do-khyi müssen vor der Zuchttauglichkeitsprüfung von einem von der Schweiz. Vereinigung für Kleintiermedizin (SVK) anerkannten Spezialarzt für Augenerkrankungen auf vererbbare Augenkrankheiten (PRA usw.) untersucht werden. Zur ersten Untersuchung müssen die Hunde mindestens 15 Monate alt sein.

Schilddrüsenuntersuchung

Alle Zuchttiere müssen eine Schilddrüsenuntersuchung vorlegen. Sie darf nicht älter als sechs Monate vor Deckung/Belegung sein. Das Labor, respektive die Auswertungsstelle wird vom Club (Zuchtwart) vorgegeben.

Bestandteile der Zuchttauglichkeitsprüfung

Die Beurteilung besteht aus einer Exterieurbeurteilung und einer Wesensbeurteilung, die in der Regel am gleichen Tag zu absolvieren sind.

Zuchtausschlussgründe

Unabhängig von Exterieur- und Wesensbeurteilung gelten in jedem Fall als zuchtausschließend folgende Fehler:

gesundheitlich:

  • Hüftgelenkdysplasie über Grad C,
  • Vererbbare Augenkrankheiten wie: Entropium, Ektropium, PRA, GL (Glaukom) usw.
  • Kryptorchismus ein- oder beidseitig,
  • andere vererbbare Krankheiten und Defekte (z. B. Epilepsie usw.),

wesensmäßig:

  • Ängstlichkeit
  • Aggressivität

exterieurmässig:

  • erhebliche Gebissfehler: Vorbiss, Rückbiss, Zange toleriert, Fehlen von mehr als max. 2 P1, wobei die M3 unbewertet bleiben,
  • Fehlt einem ansonsten vorzüglichen Hund ein einzelner anderer Zahn, kann er ausnahmsweise zur Zucht zugelassen werden.

Importhunde

Vor einer allfälligen Zuchtverwendung müssen importierte Do-khyi in jedem Fall ins SHSB eingetragen werden und die Zuchttauglichkeitsprüfung des DKCS bestanden haben, auch wenn sie im Ausland bereits zur Zucht zugelassen waren.

Aberkennung der Zuchtzulassung

Zuchtzugelassene Do-khyi, bei denen nachträglich erhebliche Fehler wie Wesensmängel oder vererbbare Krankheiten festgestellt werden oder unter deren Nachkommen nachgewiesenermaßen vermehrt zuchtausschließende Fehler oder vererbbare Krankheiten auftreten, können vom Vorstand des DKCS mit einer Zuchtsperre belegt werden.

Wird bei einem Zuchttier PRA festgestellt, wird dieses aus der Zucht genommen (gesperrt).

Besteht bei einem Zuchthund der Verdacht, dass er an einer vererbbaren Krankheit leidet, veranlasst der Zuchtwart die zur Abklärung notwendigen Maßnahmen.

Zusammenfassung

Anders als z. B. bei Kaukasen ist die Situation des Do-khyi zwar auch nicht gerade rosig, aber etwas weniger hoffnungslos. Dies heißt, dass es mit einigen Mühen durchaus möglich ist, gesunde und wesenfeste Hunde zu bekommen.

Deshalb muss man vor dem Ankauf von Welpen bei Züchtern warnen, die nicht in der Lage oder Willens sind, für die Welpen, sowie deren Eltern lückenlose Gesundheitsbescheinigungen vorzulegen. Und leider muss gesagt werden, dass Züchter aller Clubs sehr oft kein Interesse haben an der Klärung des vermeintlichen Erbganges der Epilepsie in der Rasse.

An ausländischen Züchtern sind aus reiner Vorsicht lediglich Mitglieder des Schweizer Do-khyi-Clubs empfehlenswert, denn dort werden alle beschriebenen Krankheiten mit einem Zuchtverbot belegt. Es wäre allerdings zu wünschen, dass dieser Club seine Zuchtzulassung für HD-C Hunde überdenkt und diese ebenfalls sperrt.

Warum vor ausländischen Hunden und den dortigen Clubs gewarnt wird, ist sicher in diesem Artikel klar geworden und braucht daher nicht wiederholt werden.


Foto: Ruth Reheuser

Hartmut Deckert

Quellen:

Michaela Richter

Ruth Reheuser:

Felix Arnst

Schweizer Do-khyi Club

Danksagung: Unser besonderer Dank geht an Michaela Richter, Ruth Reheuser und an Thomas Wechsler, die uns sehr unterstützt haben und uns Informationen und Bilder zur Verfügung stellten!

Und wir bedanken uns bei Astrid + Rüdiger Szelest für das Bild der Schneeleoparden und nicht zu vergessen Yvonne Winkler, die uns ihre "Wasserratte" Do-khyi schickte.

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