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Der Kaukasische Owtscharka

Nannuk
Foto Hartmut Deckert

Von den Hängen des Kaukasus...

... schauen kaukasische Owtscharka seit Jahrhunderten auf diese Welt. Russische Kynologen vermuten sogar, daß diese wahrhaft außergewöhnliche Rasse seit weit über 1000 Jahre existieren könnte.

Ihren Namen haben sie, logisch, - aus der Region, aus der sie kommen und Owtscharki heißt nichts anderes, als "Hund des Schäfers" oder "Hund des Hirten". Sie deswegen als Schäferhunde zu betiteln wäre allerdings völlig falsch, denn sie arbeiten nicht an der Herde, also treiben oder pferchen diese. Ihre alleinige Aufgabe ist der "Herdenschutz" und dies ohne große, bzw. gar keine Unterweisung oder Anleitung durch die Viehhirten. Der "Kaukase", bzw. alle Owtscharka und die anderen Hirtenhunderassen erledigen ihre Aufgabe fast völlig auf sich alleine gestellt.

Trotzdem haben diese Hunde in Deutschland zwei Namen. Daher am Anfang erst einmal die Erklärung für diese beiden Namen. 1969 schenkte ein russischer Geologe einem Kameramann der ehemaligen DEFA (Filmgesellschaft der DDR) einen Hund, der bei der FCI in Brüssel unter der Nr. 328 als anerkannte Rasse eingetragen ist. Ihr Name und diesmal im Original, KAVAKAZKAIA OVTCHARKA. Dieser Hund, er hieß Karabasch, erregte gewaltiges Aufsehen und machte diese Rasse in der ehemaligen DDR sehr rasch relativ populär.

So stark, wie vermutet war die Liebe zwischen den ehemaligen "sozialistischen Brudervölkern" dann doch nicht und so übersetzten die Halter von "Kaukasen" den Namen in "kaukasischer Schäferhund". Bereits im Jahre 1971 fiel der erste Wurf im Zwinger "vom Juglans", denn unterdessen waren weitere Hunde über die damalige Zoologika in die DDR gelangt.

Die Kaukasenzucht begann eigentlich mit nur zwei Zwingern, nämlich "vom Juglans" und "vom stillen Don". Beide kamen aus Wilhelmshorst bei Berlin und ersterer gehörte Frau Angelika Kottke, der "vom stillen Don" Frau Christel Koebe. Nachdem das Alphabet zweimal durchgezüchtet war, fiel im Zwinger "vom Juglans" am 23. März 1983 der letzte Wurf.

Wesentlich kürzer die elf Leben des Zwingers "vom stillen Don". Hier fiel am 02. November 1979 der "K" Wurf und das war das Ende einer unrühmlichen Geschichte. Hinter vorgehaltener Hand munkeln alte DDR Züchter, wegen eines oder mehrerer Unfälle habe die Stadt Wilhelmshorst ein Halte- und Zuchtverbot erteilt.

Ende der siebziger Jahre brachte die Züchterin Renate Aaron zwei Kaukasen mit in die alte Bundesrepublik und am 01. Oktober 1979 erblickte der A-Wurf "von Aarons Kaukasenranch" das Licht der Welt im ersten Zwinger des "kapitalistischen Westens". Auch die Namen dieser beiden Elterntiere seien genannt, denn auch sie tauchen in fast allen Stammbäumen der in der alten Bundesrepublik gezüchteten Kaukasen auf. Es waren "Eidara vom Juglans" und "Faruk vom Tonberg". Wenn meine Informationen stimmen, waren dies die ersten Hunde im Westen, wenigstens die ersten in einem ordnungsgemäß eingetragenen Zuchtbuch des VDH.

stolze Mama Anna
Foto: Rosemarie Schlegel-Birke

Die damaligen Kaukasenhalter der alten Bundesrepublik entschlossen sich ihre Hunde "kaukasischen Owtscharka " zu nennen. Der Name sagt es bereits, im Westen nahm man es mit Rücksichten und Konflikten nicht so genau und deshalb hießen die Hunde hier eben halb übersetzt und halb original, was sicherlich so manchen Irrtum ausschloss, der mit dem Namen "kaukasischer Schäferhund" entstanden ist.

Ohne hier den kompletten Standard runterzubeten, einige Erläuterungen über Aussehen und Wesen der Kaukasen:

Kaukasen sind mittelgroße bis große Hirtenhunde. Allgemeine Erscheinung: Kräftige, bzw. grobkräftige Erscheinung mit massivem Knochenbau und starker Muskulatur. Die Haut ist stark, aber elastisch. Die Widerrist-Höhe beträgt bei Rüden nicht unter 65 cm, bei Hündin nicht unter 62 cm. Rüden unterscheiden sich deutlich von Hündinnen, sie sind nicht nur größer, sondern auch schwerer und massiger. Sein Verhalten kann als ausgeglichener, ruhiger Wesenstyp mit gut ausgeprägter Verteidigungsreaktion beschrieben werden, sein Misstrauen gegenüber Fremden ist ausgeprägt. Das Haar ist schlicht, grob, mit stark entwickeltem hellerem Unterhaar. Am Kopf und an den Vorderseiten der Gliedmaßen sind die Haare kürzer und fest anliegend. Dem Haarkleid nach unterscheidet man drei Typen:

a) langhaarige - mit verlängertem Deckhaar. das lange Haar bildet am Hals eine Art Mähne, an den Hinterkeulen gut entwickelte Hosen, die Hinterseiten der Läufe stark befedert. langes Haar bedeckt die Rute allseitig, verleiht ihr ein dickes und buschiges Aussehen.

b) kurzhaarige - mit dichtem, verhältnismäßig kurzem Haar, ohne Mähne, Befederung, Hosen und Fahnenrute

c) eine Übergangsvarietät - verlängertes Haar, aber ohne Mähne, befederte Läufe, Hosen, buschige Rute.

Die Farbe der Hunde ist sehr vielfältig, erlaubt ist eigentlich alles außer schwarz und braun. Also unterschiedlich graue Töne, verschiedene, meist helle bis rostfarbene Töne, auch rostfarbig, strohgelb, weiß, erdfarben, gestreift aber auch scheckig und punktiert.

Kaukasenrüde Nannuk
Foto: Hartmut Deckert

Der Kopf soll massiv wirken, mit breitem Schädel und stark entwickelten Backenknochen. Breite, flache Stirn, die von einer leichten Furche halbiert wird. Der Übergang vom Oberkopf zur Schnauzenpartie ist schwach ausgeprägt. Die Schnauze kürzer als der Oberkopf, verjüngt sich kaum merklich, mit starken, aber geschlossenen, trockenen Lefzen. Der Nasenschwamm ist kräftig, breit, schwarz. Bei weißen und hell-weizenfarbenen Exemplaren ist ein brauner Nasenschwamm zulässig.

Die Ohren hängen, sind hoch angesetzt und in den Ursprungsländern stets kurz kupiert. In Deutschland besteht ein Kupierverbot. Die Augen sind dunkel, mittelgroß, von ovaler Form und tiefsitzend. Das Gebiss muss ein Scherengebiss sein. Der Hals soll sehr kräftig und kurz sein, der Brustkorb ist breit, tief, etwas gewölbt. Die untere Linie liegt auf Ellenbogenhöhe oder etwas tiefer. Der Bauch und der Rist sehr breit und muskulös. Der Rücken ist sehr breit, etwas gewölbt. Die Kruppe ebenfalls breit und muskulös, fast horizontal. Die Rute ist hoch angesetzt, falls hängend getragen, erreicht sie die Sprunggelenke, kann sich ringeln, bzw. hakenförmig sein.

Die Pfoten (vordere und hintere) sind groß, von ovaler Form, gewölbt und gut geschlossen.

Die Bewegung ist frei, gewöhnlich gleichmäßiger, ruhiger Gang. Typische Gangart ist ein kurzer Trab, der bei Beschleunigung in einen etwas plumperen Galopp übergeht. Die Gliedermaßen müssen sich im Gang gradlinig und parallel bewegen.

Herkunft des kaukasischen Owtscharka

Als Wiederholung, kaukasische Owtscharki sind Hirtenhunde und stammen aus dem Kaukasus. Am meisten verbreitet sind Kaukasen in den grusinischen, der armenischen, der aserbaidschanischen Unionsrepublik, in den autonomen Republiken von Karbadino-Balkarien, Dagestan und Kalmückien, ferner in den Steppengebieten des Nordkaukasus und in dem Gebiet Astrachan. Sie leben sowohl in den transkaukasichen Berggebieten, wie auch in Steppenregionen.

Daher wird auch unterschieden zwischen Berg- und Steppenkaukasen. Steppenkaukasen sind hochläufiger, schlanker und insgesamt etwas leichter, Bergkaukasen gedrungener, etwas kleiner, dafür aber schwerer. Bei beiden Schlägen kommen die im Standard beschriebenen Haarvarianten vor. Allerdings darf man sich eine Hundezucht bei einer derart alten Rasse nicht vorstellen wie europäische Hundezucht, d. h., die Hunde wurden und werden in ihren ursprünglichen Zuchtgebieten auf Leistung und Härte gezüchtet, Aussehen spielte dabei weniger eine Rolle.

Kaukasenrüde Bolv, vom Typ her ein Bergkaukase
Foto: Roland Seelig

Auch die Farben der Hunde variieren stark, so gibt es weiße, graue oder rötliche Tiere. Weiter ist die Musterung sehr unterschiedlich, erlaubt sind Schecken und melierte Hunde. In Deutschland setzt sich allerdings immer mehr der grau melierte Hund durch. Eigentlich schade, denn gerade die Vielfalt der Farben und Zeichnungen hat die Rasse so interessant gemacht. Bleibt also zu hoffen, daß der Geschmack mal wieder umschlägt und andere Farben wieder mehr gefragt sind.

Über die Herkunft der Kaukasen gibt es so viele Meinungen, wie sogenannte Experten. So schreibt Thomas Sckoke über die Abstammung und Herkunft dieser Hunde: "Der kaukasische Owtscharka ist eine sehr alte Rasse, von der wir heute zu wissen glauben, daß sie ursprünglich von den Molossern abstammt. Das üblicherweise lange, derbe Fell war der Grund das man bis vor kurzem annahm, der kaukasische Owtscharka sei ein Abkömmling des tibetanischen Mastiffs; neuere archäologische Erkenntnisse legen jedoch einen anderen Schluss nahe. Diesen Untersuchungen zufolge stammen alle Hirtenhunde Europas und Asiens höchstwahrscheinlich von einer Rasse ab, die im Altertum in den bewaldeten Berggebieten des Iraks und Mesopotamiens lebte. Nomaden brachten, als sie sich in den entlegenen Gebieten des Kaukasus niederließen, einige Gebrauchshunde mit, die sich im Laufe der Jahrhunderte durch natürliche Selektion und ohne Einflüsse von außen zu den intelligenten Owtscharka entwickelten".

Interessant auch der Aufsatz von Wolfgang Pattok, erschienen im der Vereinszeitschrift "Kaukasen Kurier" des Vereines für kaukasische Schäferhunde (Erstausgabe 1993). Er schreibt: "Die dort lebenden Hirten (gemeint sind die Hirten im Kaukasus, d. Autor) haben diesen Hund gezüchtet, weil er einen äußerst robusten Hundetyp darstellt, dessen Ahnen die Tibetdoggen sind. Gewollt und ungewollt spielt auch der Wolf eine große Rolle mit. Über Jahrhunderte wurden nur kräftige, robuste und scharfe, verteidigungsbereite und angriffslustige Tiere aufgezogen. Alles andere fiel der Selektion zum Opfer".

Sage oder Wirklichkeit, oder nur Blödsinn. Allerdings macht eine derartige Aussage schon einen Sinn, denn hier taucht der Ursprung des legendären Rufes auf, den die Hunde in der ehemaligen DDR genießen. Scharf, robust, angriffslustig. Etwas Mythos Wolf noch dazu gemischt, und schon haben wir die moderne Ausgabe von Rotkäppchen und der Wolf, oder anders ausgedrückt vielleicht die Erklärung dafür, warum mindesten ein Kaukasen Zwinger in der ehem. DDR geschlossen wurde.

Daher Wölfe als gewollte oder ungewollte Vorfahren der Kaukasen zu nennen, ist einfach Quatsch. Logischer scheint da schon die Annahme, im Laufe der Jahrhunderte seien Schlittenhunde eingekreuzt worden, denn die Wendigkeit einer derartig großen Rasse ist im Vergleich zu anderen europäischen Hunde schon beachtlich. Kaukasenhalter behaupten daher, ihre Hunde hätten einen eingebauten Allrad und wer mit einem solchen Hund mal in schwierigem Gelände unterwegs war, weiß, es ist keine Übertreibung.

Kaukasenhündin
Foto Hartmut Deckert

Genauso falsch die Behauptung, Kaukasen seien scharf und angriffslustig. Letzteres kann nur ein Hund sein, der ohne jeden Grund angreift. Kaukasen haben aber eine sehr hohe Angriffsschwelle und greifen erst dann an, wenn entweder Gefahr besteht, z. B. durch Viehräuber wie Wölfe oder andere Jäger, oder wenn sich die Hunde bei der Verteidigung ihres Territoriums nicht mehr anders zu helfen wissen. Diese hohe Reizschwelle macht sie als Familienhunde erst geeignet. Allerdings ist schon einige Erfahrung nötig, um sie in die richtigen Bahnen zu lenken. Im übrigen ist ein angriffslustiger Hund sehr schnell ein verletzter oder gar toter Hund und auf solche Tiere legen die Hirten überall auf dieser Welt keinen Wert. Anscheinend wurde auch in der ehemaligen DDR ein scharfer Hund gesucht und gefunden, denn Kaukasen genossen einen legendären Ruf als Wachhunde. Auch die Äußerung des Herrn Pattok, Kaukasen seien rauflustig, ist so falsch wie dumm. Kaukasen leben wie alle Hirtenhunde in Rudeln, denn an größeren Herden halten die Hirten nie einen Hund alleine. Wären sie also rauflustig, könnte eine derartige Zusammenarbeit der Tiere nicht stattfinden. Rauflustig sind nur Tiere mit einer schlechten sozialen Prägung.

Auch im KOC (Kaukasischer Owtscharka Club) hat man sich Gedanken über die Herkunft der Hunde gemacht. Auch hier die Feststellung, Kaukasen stammen vom europäischen Wolf ab, allerdings vermuten die Autoren des Club Info, es gäbe auch noch andere Verwandtschaft. Um diese Aussage nicht zu verfälschen, auch hier genau zitiert: "Abgesehen davon, daß der Kaukasushund den gewöhnlichen Schäferhund an Größe bedeutend übertrifft, so ist auch sein allgemeiner Körperbau ein anderer. Er ist voller und muskelkräftiger, der Hinterkopf ist breiter, die Stehohren fehlen und die Schnauze ist viel kürzer und stumpfer, der Ausdruck der Augen ist anders geartet.

Näher liegt es, an eine verwandtschaftliche Beziehung zur Doggengruppe zu denken und ihn etwa als Mittelglied zwischen unseren großen Doggen und den asiatischen Doggen des Hochlandes von Tibet zu erklären.

Bei dem jetzigen Stand unserer phylogenetischen Kenntnisse steht es fest, daß wir die kleineren Hunde von den Schakalen, die größeren dagegen von Wölfen abzuleiten haben. Freilich ist der europäische Wolf bisher nicht als Stammform angenommen worden, während für Schäferhund und Tibethund asiatische Wölfe, für den altamerikanischen Inkahund der nordamerikanische Wolf als Stammväter anzusehen sind."

Kaukasenrüde aus Moskau
Foto: Bernd Kornmaier

Bliebe ein Irrtum, dem nicht erst seit gestern viele Verhaltensforscher aufgesessen sind. Weder kleine, noch große Rassen stammen von Schakalen ab, einziger Vorfahr unserer Hunderassen in ihrer ganzen Vielfalt sind Wölfe.

Bliebe zu guter Letzt noch die letzte Hoffnung der Deutschen, der gute alte Duden. Stichwort "Molosser" beschreibt er lediglich "im Altertum einer der Hauptstämme in Epirus", und unter Epirus ist zu finden "Gebirgslandschaft am Ionischen Meer, im Pindos bis zu 2637 Meter ansteigend, unbewaldete Kalkketten; hauptsächlich Schaf- und Ziegenzucht. N.O. zu Albanien, S.O. als Region (9.252 Quadratkilometer, 331.000 Einwohner) zu Griechenland". Ganz wertlos ist der Duden also doch nicht, denn immerhin kann hier die Wiege der Molosser angenommen werden. Das Volk ist verschwunden, der Name der Hunde blieb, die Rätsel über ihre Ausbreitung und wie sie die Zucht anderer Rassen beeinflusst haben, allerdings auch. Allerdings sind auch die Molosser nicht die ersten Hirtenhunde. Ihre Herkunft liegt in Asien und sie sind wesentlich älter. Daher ist es auch nicht richtig, Hirtenhunden im Standard ein molossoides Aussehen anzuhängen und die Hunde dann auch so zu züchten. Es ist und bleibt ein Stochern im Nebel, für Wissenschaftler sicher interessant, nur für den täglichen Umgang und die Haltung von Hirtenhunden wenig erhellend.

Sicher stimmt am ehesten die Annahme, Kaukasen hätten sich eigenständig aus mesopotamischen Hirtenhunden entwickelt. Eine wichtige Überlegung bei der Erforschung der Herkunft unserer Haustiere - und dazu zählt der Hund - ist die Feststellung verschiedener Haustierforscher. Sie sind der Meinung, Haustiere entstehen dort, wo die Umwelteinflüsse dies nötig machen oder wo durch diese ein Bedarf entsteht. Das heißt z. B., Hirtenhunde sind dort entstanden, wo es Schafe oder Ziegen gab, die bewacht und gehütet werden mussten. Stimmt diese Annahme, können Tibetdoggen nicht die Vorfahren unserer Herdenschutzhunde sein, denn die Wiege der Schafe stand nicht in Tibet, sondern im Zweistromland zwischen Euphrat und Tigris.

In einem Artikel der Zeitschrift Hundewelt (5/1985) schreiben J. und D. Nelson, daß die Hirtenhunde der östlichen Türkei eng verwandt sind mit den kaukasischen Owtscharka. "Die Übergänge vom kaukasischen Owtscharka zum Karabash sind denn auch fließend, eine deutliche Abgrenzung der beiden Rassen ist kaum möglich". So entstand die Mär vom Karshund, die allerdings auch nicht stimmt, denn diese Hunde sind die Kaukasen der Armenier. Die armenische Bevölkerung wurde vertrieben, die Hunde sind geblieben.

Kaukasenrüde
Foto: Mathias Nusser

Kaukasenzucht in Russland

Hundezucht in derart abgelegenen Gebieten wie den Kaukasusrepubliken in den vergangenen Jahrhunderten sind mit unseren gewohnten europäischen Methoden nicht zu vergleichen. Viele unserer Rassen wurden bereits sehr früh zu Modehunden degradiert, oder wurden von Anfang an als "Salonlöwen" und Stubenhunde gezüchtet. Im ehemaligen Zarenreich und der späteren Sowjetunion kannte niemand derartige Erscheinungen. Höchstens die Oberschicht, also der Adel hielt derartige Tiere, ansonsten waren Hunde Gebrauchshunde. Anfang des letzten Jahrhunderts mit seinen Kriegen und der daraus resultierenden Armut auch in Osteuropa wurden Hunde nur gehalten, um zu arbeiten. Auch die rote Armee entdeckte früh, mit welchen Einsatzmöglichkeiten von Hunden Menschenleben geschont oder gar gerettet werden konnten.

Hundezucht im Ursprungsland heißt einerseits eine Tradition vieler Jahrhunderte, andererseits eine relativ enge Anlehnung an den letztmals am 23. August 1984 überarbeiteten Standard.

Standard und Wirklichkeit passen nicht unbedingt zusammen, beachtetet man die ansatzweise bisher schon beschriebenen verschiedenen Schläge. Daher wird es Zeit, diese vorzustellen. Dazu ein Artikel von Roland Kaschel, Kaukasenhalter seit ca. 1981. Geschrieben wurde er von M. G. Psalmov und erschien 1988 in dem Buch "Klub slushebnogo sobakowostwa".

Kaukasentreff
Foto Hartmut Deckert

Besonderheiten bei der Beurteilung der kaukasischen Owtscharki

"Die Beurteilung der Hunde der Rasse kaukasischer Owtscharka ist keine einfache Sache. - Sie ist zweifelsohne schwieriger als die Beurteilung der deutschen Schäferhunde oder anderer Diensthunderassen.

Vor allem ist das bedingt durch eine Reihe von Merkmalen, welche bei dieser Rasse als gefestigtes Erbgut gelten. Das wohl markanteste Merkmal ist das typische Wesen dieser Rasse. Auch heute noch arbeiten diese Hunde in ihrer Heimat als Schutzhunde an den Herden und sie scheuen sich nicht davor, sich im Kampf mit Raubtieren auseinander zu setzten. Das macht die kaukasischen Owtscharki unersetzlich beim Schutz wichtiger militärischer Objekte, großer Schafherden und bei anderen Einsatzgebieten. Darüber hinaus muss der Experte und Richter wissen, daß die Kaukasen auch heute noch keine homogene Rasse sind, sondern daß innerhalb dieser Rasse noch viele unterschiedliche Typen existieren, die auch jetzt immer wieder Eingang in die unterschiedlichsten Zuchten finden.

Leider sind diese typischen Besonderheiten bei der Zusammenstellung des Standards nicht beachtet worden. - Deshalb sollten sich besonders die Spezialrichter mit der entsprechenden Fachliteratur auseinandersetzen (wenn sie denn in Deutschland nicht vorhanden ist, wird eben im Nebel gestochert, oder ein eigener Typ "kreiert).

Der bekannte russische Kynologe A. P. Masower fasste in den 40er Jahren alle zu dieser Zeit bekannten Materialien über die kaukasischen Owtscharki zusammen und veröffentlichte sie in dem Buch "Der Diensthund". - Eine umfangreichere Beschreibung dieser Hund ist seitdem nicht mehr veröffentlicht worden. - Deshalb halten wir es für notwendig, hier an dieser Stelle die wichtigsten Merkmale dieser Typen nochmals kurz wiederzugeben, denn dieses gute Buch ist schon seit Jahren vergriffen und eine neue Auflage hat es nicht gegeben.

Ein großer Bestand an Hunden dieser Rasse existierte in Georgien. Besonders die Hunde dieses Types sind wichtig, wurden doch gerade aus diesem Gebiet viele Hunde beim Aufbau der Zucht verwendet.

Die Hunde des Georgischen Typs sind überwiegend besonders große, massige Tiere mit einem gut entwickelten Skelett und kräftiger Muskulatur. Diese Hunde zeichnen sich des weiteren durch ihre Schärfe, ihren hohen Arbeitseifer und ihre Ausdauer aus. Der Formatindex beträgt 108 bis 112 %, es sind also Tiere mit einem rechteckig wirkenden Körper. Sehr markant ist auch ihre besonders gut entwickelte Behaarung mit einer charakteristischen Mähne und einer guten Befederung der Rute und der Läufe. Die überwiegende Mehrzahl der Hunde dieses Typs ist grau, strohgelb oder graubraun gefärbt, wobei eine schwarze Maske fast als Rassemerkmal zu werten ist. Sehr selten finden wir gescheckte oder gefleckte Tiere.

Georgische Kaukasenhündin Lara
Foto: Rosemarie Schlegel-Birke

In Aserbaidschan finden wir Kaukasen von zwei unterschiedlichen Typen. - In den Berggebieten finden wir langhaarige Hunde mit dichter Unterwolle. Diese ähneln bis auf die Farben den georgischen Hunden sehr. Die vorherrschenden Farben sind hier fuchsrot und beige mit schwarzer Maske. Die roten Hunde findet man in anderen Gebieten gewöhnlich nicht.

Da es in Aserbaidschan ausgedehnte Steppengebiete gibt, finden wir hier auch sogenannte Steppenkaukasen. Diese Hunde sind ebenfalls von einem kräftigen Konstitutionstyp. Ihre Behaarung ist ausgesprochen kurz, eine Befederung der Rute und der Läufe finden wir hier nicht. Der Formatindex beträgt bei diesem Typ 106 bis 110 %.

Die kaukasischen Owtscharka, die wir in Armenien finden, sind relativ leicht von den Hunden Georgiens und Aserbaidschans zu unterscheiden. Sie sind von bedeutend kleinerem Wuchs und leichterem Körperbau. Der Formatindex beträgt 102 bis 105 %. Die Behaarung ist gut entwickelt, auch bei den Hunden dieses Typs finden wir eine Befederung der Rute und der Läufe. Von der Färbung her sind sie den georgischen Hunden ähnlich, jedoch gibt es in Armenien relativ viele getigerte Hunde. Die Anzahl der gefleckten Hunde ist unbedeutend.

Auch die Hunde Dagestans besitzen ihre Besonderheiten. Es sind große, kräftige und gut bemuskelte Tiere mit einer gut entwickelten Kopfform. Der Index des Formates beträgt überwiegend 103 %. Die Hunde dieses Typs wirken etwas hochbeinig. Die Behaarung variiert vom Langhaar bis zum Kurzhaar. Auch in der Färbung sind diese Hunde die variabelsten, es gibt weiße, graue, graubraune, getigerte und viele gefleckte Tiere.

Zu guter Letzt möchte ich noch auf die Hunde vom Steppen-Typ eingehen, welche wir im Nordkaukasus finden (Regionen Stawropol und Krasnodar). - Die Hunde dieses Typs sind von leichterem Bau und höherem Wuchs. Vom Format her sind sie quadratisch (d.h.: Index =100 %). Sie besitzen kurzes oder mittellanges Haar von verschiedener Färbung, wobei die überwiegende Mehrzahl der Hunde gefleckt sind. Die Hunde dieses Typs zeigen oftmals große Ähnlichkeit mit den Hunden einiger Gebiete Mittelasiens. Was nicht verwunderlich ist, denn in diesen Gebieten leben viele Menschen, die vor Jahren umgesiedelt wurden."

Indexwerte sind Verhältniswerte bezogen auf die Widerristhöhe - z. B.:

Formatindex 110 %: bei einer Widerristhöhe von 80 ist die Körperlänge 88

Knochigkeitsindex 22 %: bei einer Widerristhöhe von 70 ist der Fesselumfang 15,4

Hochläufigkeitsindex 55 %: bei Widerristhöhe 80 ist der Ellbogen 44 cm über dem Boden.

Kaukasenzucht in Deutschland

Einen nahtlosen Übergang von der Zucht im Ursprungsland nach Deutschland zeichnet Helga Rasch in dem Buch "die Enzyklopädie der Hunderassen" auf, daher die wichtigsten Passagen: "Über die heutige Situation der russischen Hirtenhunde in der UDSSR habe ich mich vor Ort erkundigt. Die Auskunft, die mir eine Kynologin, mit der ich seit bald dreißig Jahren in brieflichem Kontakt stehe, mitgeteilt hat, klingt nicht gerade rosig. Ich gebe sie im Sinne eines "Zeitdokumentes" weiter, ohne beurteilen zu können, ob meine Gewährsfrau die Situation richtig oder allenfalls zu düster sieht.

Zur speziellen Situation der kaukasischen Owtscharka schreibt sie: "Damals (vor 300 Jahren, d. Autor) lebten die Schafzüchter getrennt von der anderen Welt und von anderen Hunden und so vermehrten sich die Rassen über Jahrhunderte hindurch rein. Jetzt sind die großen Schafherden verschwunden, Bär und Wolf sind selten geworden und die Hirtenhunde vermischen sich mit den rasselosen Dorfhunden, so daß man im Kaukasus und in Südasien kaum mehr Vertreter der reinen Rasse finden kann.

Auch in Moskau kommt die Rasse kaum mehr in reinrassigen Exemplaren vor. Vor 15 Jahren ( 1969, d. Autor) kauften Züchter aus der DDR bei uns Kaukasier, ich selbst habe einen echten, reinrassigen Kaukasier nach Potsdam gebracht. Aber der Hund hatte Prämolarenfehler und so verzichtete man darauf, mit ihm zu züchten. Dagegen hat man mit Mischlingen gezüchtet, die alle Prämolaren hatten! Dass es Mischlinge waren, wusste ich, vermutlich aber wussten es die Züchter nicht.

Wir sind nicht Mitglieder der FCI, darum kann man bei uns Hund und Katze miteinander kreuzen! Viele der guten, gebildeten Kynologen, wie z. B. Herr Masower oder Frau Archangelskaja, sind verstorben. Es ist eben so, daß die echten und reinen Kaukasier und südrussischen Owtscharkas keine Ahnentafeln haben, weil die Hirten nicht Mitglieder eines Klubs waren, aber die Züchter in de DDR wollten Hunde mit Ahnentafeln, auch wenn diese Hunde nicht mehr reine Owtscharkas waren. So sah ich selbst auf Ausstellungen in Potsdam Mischlinge im Ring. Vielleicht werden jetzt diese Hunde im Ausland reingezüchtet, hier nur zum Teil."

Soweit Helga Rasch über die Anfänge der Kaukasenzucht Ende der sechziger Jahre in der damaligen DDR. Erwartungsgemäß wurde diese Darstellung der Kaukasenzucht in der ehemaligen DDR heftig dementiert. War doch der Vorwurf, nur wegen ein paar völlig unbedeutender, fehlender Prämolaren, mit Mischlingen gezüchtet zu haben, schwer.

Kaukasenrüde Olly
Foto: Rosemarie Schlegel-Birke

Mit Beginn der Kaukasenzucht in der DDR Anfang der siebziger Jahre wurde von Anfang an eine Röntgenpflicht eingeführt. Damit war dieses Land im ehemaligen Ostblock das einzige, daß zur damaligen Zeit Kaukasen röntgte. Käufer der Rasse waren dadurch sicher dahingehend beeinflusst, einen relativ rauhen "Naturburschen" zu kaufen, der neben den bereits beschriebenen Charaktereigenschaften auch noch eine wahrhaft sprichwörtliche Wetterfestigkeit und Gesundheit vorweisen konnte. Bereits in diesen Jahren gerieten einige der großen Rassen wegen immer häufiger auftretender HD in Verruf und da lag es nahe, einen solchen Hund mit einem solchen Ruf zu kaufen. Betrachtet man die Zuchtbücher der ersten Jahre, waren die Käufer, was ihre Erwartungen in Bezug auf Gesundheit betraf, mit dem Kauf eines Kaukasen gut beraten. Bereits der erste Wurf aus dem Zwinger "vom Juglans" mit sechs Welpen war überragend, fünf Hunde geröntgt, fünfmal HD-A. Der B-Wurf weniger toll, denn es wurden nur zwei von fünf Hunden geröntgt, aber immerhin nur HD-A. Die Aufzählungen ließen sich beliebig fortsetzen, erwähnt sei daher nur, bereits im vierten Wurf (1973) tauchte das erste HD-C auf.

In den folgenden Jahren stieg die Nachfrage nach Kaukasen enorm und die Züchter kamen mit der "Welpenproduktion" kaum nach. Mit Absicht das Wort von der Produktion gewählt, denn es spielte immer weniger eine Rolle, wer mit wem was züchtet, Hauptsache, genügend Nachwuchs war vorhanden. Beweise dafür gibt es, z. B. sei der ehemalige Hauptzuchtwart der Spezialzuchtgemeinschaft für kaukasische Schäferhunde Kurt Koebe zitiert: "Der Bedarf an Welpen konnte nicht gedeckt werden" (aus "ein Club stellt sich vor"). Sehr schnell kamen neben dem Zwinger "vom Juglans" auch aus anderen Zwingern Hunde mit HD-C, als Beispiele seien nur genannt der A-Wurf "vom Baikalsee" und Würfe "vom stillen Don", Besitzer übrigens Kurt und Christel Koebe.

Trotz zahlreicher Appelle an die Züchter ist und bleibt HD auch heute eines der großen Probleme in der deutschen Kaukasenzucht und in den neuen Ländern ist man nicht sehr viel weiter gekommen, als Beispiel sei nur das Zuchtbuch 1996 zitiert, von 17 geröntgten Hunden hatten nur drei HD-A, aber es gab 2x HD-E, 5x HD-C und 7x HD-B.

Aus Fehlern gelernt und besser gemacht? Diese Frage stellt sich bei der Betrachtung der Zucht in den alten Bundesländern seit der ersten Auflage eines Zuchtbuches. Dazu sei Helga Rasch zitiert, sie schrieb einen Artikel mit dem Titel "Rückblick auf die Zuchtbemühungen des KOC in den letzten 10 Jahren". Um auch hier den Text nicht zu verfälschen durch Kürzungen, der genaue Wortlaut: "Der Aufbau der Zucht war sehr schwierig. Am Anfang gab es weder eine Röntgenpflicht für die Zuchttiere, auch keine Tätowierung der Würfe. keine Zwingerabnahme, kein Mindestalter für die Zuchtzulassung usw. So gab es z. B. eine Zuchthündin (Direktimport aus Russland), die schwere HD hatte, was allgemein auch bekannt war, aber trotzdem zur Zucht verwendet wurde. Die ersten Ankörungen fanden auf Formularen statt, die für PON und Podhalaner erstellt waren. Letztlich hatten diese Ankörungen aber ohnehin keinerlei Bedeutung, da sie nicht Zuchtvoraussetzung waren."

Weiter wird von der Autorin die erst nach Jahren eingeführte Festsetzung des Mindestzuchtalters ausdrücklich gelobt, in anderen Vereinen längst Usus, bei den Kaukasen bitter notwendig. Bliebe die Frage nach dem Mindestzuchtalter, das wohl 18 Monate betrug und die Frage der Zuchtrichterin und Züchterin Helga Rasch, ob denn das Wohl und Wehe eines Züchters davon abhängt, "ob eine Hündin in ihrem Leben 4 bis 8 Welpen mehr oder weniger produziert". Die Antwort gibt sie selbst, "da beide vom KOC betreute Rassen (Kaukasen und Südrussen) recht langsam in ihrer Entwicklung sind, also relativ spät erwachsen werden, wollen die Südrussenbesitzer das Mindestalter für die Zuchtverwendung auf 24 Monate heraufsetzen. Eine Regelung, die sicher auch für die Kaukasen begrüßenswert wäre".

Die ehemalige Landesgruppe Baden-Württemberg des KSHC
Foto Hartmut Deckert

Letztere Forderung wird wohl noch auf lange Sicht unerfüllt bleiben, denn auch im anderen Kaukasen-Club, dem kaukasischen Schäferhunde Club (KSHC) mangelt es bei Züchtern an Einsicht, bzw. auch ihr Profitdenken ist ausgeprägter als das Bemühen, zum Wohle ihrer Hündinnen auf den einen oder anderen Nachwuchs zu verzichten. Immerhin wurde auf der Jahreshauptversammlung am 04.03.95 in Berlin beschlossen, das Mindestzuchtalter für Rüden und Hündinnen auf 20 Monate festzusetzen. Ein Antrag aus der Landesgruppe Baden-Württemberg, dieses auf 24 Monate zu erhöhen, löste vor allem bei Züchtern heftigste Proteste aus und wurde nicht einmal zur Abstimmung zugelassen. Ebenfalls auf dieser Jahreshauptversammlung beschlossen, Tiere mit HD-Status HD-C und schlechter werden ab 1996 nicht mehr zu Körungen zugelassen und damit aus der Zucht ausgeschlossen.

Wie ernst es die verantwortlichen Funktionäre in diesem Club mit ihren eigenen Beschlüssen nehmen, kann daran erkannt werden, daß unterdessen Tiere mit HD-C schon wieder eine Zuchtzulassung erhalten, wenn auch mit Auflagen. Daher wird wohl der Trend im KSHC anhalten und der lautete für die letzten Jahre: Abnahme der geröntgten Hunde und eine Zunahme von HD. Keineswegs besser sehen die Ergebnisse im KOC aus, so daß gesagt werden kann, Kaukasen werden in Deutschland trotz Röntgenpflicht immer stärker mit HD befallen und kein Vorstand und keine Zuchtleitung ergreift ausreichende Gegenmaßnahmen. Diese können nur lauten, Zuchtverbote für alle Tiere, die auch nur im entferntesten nach HD riechen und Zuchtverbot für alle Hunde, die nicht ein sauberes HD-A in ihren Papieren haben. Dazu kann sich derzeit niemand in beiden Clubs entschließen.

Seit mindestens 25 Jahren wird HD von Vereinen und Verbänden bekämpft, wenigstens offizielle. so gibt der SV (Verein für deutsche Schäferhunde) Zahlen von HD-Befunden unter 10% an und feiert dies als Erfolg.

Betrachtet man diese Auswertungen ganz nüchtern, reduziert sich dieser Erfolg ganz schnell und ganz beachtlich. Ein erfahrener Züchter und Hundehalter geht zum Vorröntgen, denn diese Bilder werden nicht eingeschickt und damit auch nicht ausgewertet. Solcherart vorgeröntgte Hunde füllen dann die Kleinanzeigen div. Zeitungen wie bekannt ..." Hund an Liebhaber abzugeben, Haus, Kinder und Auto gewöhnt".

Viele Hundebesitzer wissen nicht, was HD für ihre Hunde bedeutet, bzw. kennen noch nicht einmal diese Krankheit. Was ich nicht weiß, macht mich nicht heiß und so werden in der Bundesrepublik Jahr für Jahr zwar jede Menge Hunde geboren, aber nur ein Bruchteil geröntgt. Derzeit etwa ein Drittel mit fallender Tendenz. Konnte man vor der Wende in der ehemaligen DDR noch ganze Würfe (6 Welpen waren beim Kaukasen zugelassen), registrieren , hat auch in den neuen Bundesländern mit der Einführung der freiheitlich demokratischen Grundordnung die Bereitschaft zur HD-Erfassung deutlich nachgelassen.

Keine gute Entwicklung, denn Zuchtvereine und Züchter sehen sich vor das Problem gestellt, keine verlässlichen Statistiken mehr erstellen zu können. Damit wird allerdings die wichtigste Grundlage einer Auswahl der Zuchttiere genommen und die dann derart abgemagerten Erkenntnisse sind oft nicht mehr das Papier wert, auf dem sie gedruckt sind.

Wie die Entwicklung der HD bei Kaukasen zu bewerten ist, ließe sich anhand der Auswertungen der Zuchtanalysen aus der ehemaligen DDR gut darstellen, bemängelte doch schon der Bericht aus dem Jahre 1986, daß zahlreiche Einsätze von Rüden und Hündinnen mit HD-Belastung äußerst kritisch zu sehen sind. Allerdings - und hier liegt das Problem der Zuchtwarte und Zuchtleiter - der Zuchtausschuss konnte auch zu DDR Zeiten nur Empfehlungen ausgeben, bestimmen konnte er nicht, wer mit wem.

So kam es zum traurigen Ergebnis: "In Punkto HD ist festgestellt worden, daß wir zwar noch 10 HD-freie Rüden haben, aber nicht einen mehr ohne HD- Belastung". So wenigstens Karin Seidel-Traut im Kaukasen Kurier Ausgabe 3/98 und die war zum damaligen Zeitpunkt Zuchtleiterin des Vereines.

Wenig hilfreich dabei Beschwichtigungen, wie die des neuen selbsternannten "Herdenschutzhunde Papstes" Thomas Schoke aus Berlin, er schreibt in einer Veröffentlichung über Kaukasen im Kapitel Gesundheit:

"Als dieser Aufsatz geschrieben wurde (1995), gab es so gut wie keine bekannten Gesundheitsproblem genetischen Ursprungs. Bei den Zuchten, die von der FCI (internationaler Dachverband) erfasst sind, werden gelegentlich Probleme mit den unteren Augenlidern (Ablösung) erwähnt.

Wie alle anderen großen Rassen können auch Owtscharka HD bekommen. Tiere sollten im Alter von 12 Monaten präventiv (vorbeugend, d. Autor) auf Hüft- und Ellenbogen-Dysplasie untersucht werden. Das Auftreten von HD ist jedoch bei Hunden aus nicht vorbelasteten Zuchten, im Vergleich mit anderen Rassen, selten. Wenn Sie einen Hund aus einer Zucht erwerben möchten, lassen Sie sich vom Züchter die Untersuchungsergebnisse der Hüften der Elterntiere vorlegen. Jeder Züchter, der HD-freie Tiere besitzt, wird dies gern tun.

Da die Owtscharka in ihrer Heimat über Jahrhunderte ausschließlich nach dem Gebrauchswert beurteilt und gezüchtet wurden, ist ihnen das Schicksal der Rassen erspart geblieben, die die zweifelhafte Ehre hatten, für eine bestimmte Zeit Modehunde zu sein. Defektzüchtungen und typische Rassekrankheiten gibt es bei den Kaukasen nicht. Wesensschwäche wie Aggressionen gegenüber Unterlegenen, Furchtsamkeit, Falschheit oder Angstbeißerei sind weitgehend unbekannt".

Nach Lesen der vorstehenden Absätze ist die heile Welt des Thomas Schocke wohl widerlegt. Auch in seiner Schlussbemerkung irrt der Autor, denn über viele Jahre hinweg war der Kaukase in der DDR eine Art Modehund, beliebt wegen seiner Aggressivität, oder wie es der Sonderleiter für das Zuchtschauwesen formulierte, er war besonders rauf- und angriffslustig. Die Nachfrage konnte nur gestillt werden durch unüberlegte Vermehrung von Hunden, denn mit Zucht hatte dieses Geschehen wenig oder nichts zu tun. Genau die von ihm beschriebenen Defekte sind natürlich auch bei Kaukasen aufgetreten.

Kaukasenrüde "Bär"
Foto Hartmut Deckert

Und wie soll er aussehen, welcher Schlag ist gefragt?

Natürlich haben Halter und Züchter von Kaukasen recht, wenn sie betonen, Gesundheit ist nicht alles. Wichtig in der Zucht jeder Rasse ist, den vorgegeben Standard möglichst nahe zu erreichen. Das heißt, es muss Wert gelegt werden auf das Wesen der Tiere und das Exterieur. Auch damit ist kein großer Staat zu machen, denn wie die Diskussion in beiden Clubs zeigt, macht sich niemand Gedanken darüber, die verschiedenen Typen des Kaukasen in Deutschland zu züchten, bzw. Linien aufzubauen, um diese Schläge zu erhalten. Daher sei ein Artikel von Roland Kaschel wiedergegeben, der sich im Gegensatz zu Haltern und Zuchtrichtern mit der Frage beschäftigt, ob es überhaupt notwendig ist, sich mit Steppen- und Bergkaukasen zu beschäftigen, nachdem dies in den vergangenen Jahrzehnten offensichtlich niemand interessiert hat.

Alles Kaukase - oder was? Aus KOC Club Info 2/95

"Meinen Artikel möchte ich in zwei Teile untergliedern. Im ersten Teil werde ich auf das eingehen, was die russischen Kynologen über den Steppenkaukasen aussagen. Im zweiten Teil, den sie in der nächsten Ausgabe unseres INFOS lesen können, werde ich mich der deutschen Kaukasenzucht zuwenden.

Die Steppenkaukasen

In der russischen Kynologischen Literatur werden mehr als 10 Typen bzw. Subtypen der kaukasischen Hirtenhunde beschrieben, die in unterschiedlichen Regionen des Kaukasus auftreten.

Steppenkaukasen vom Typ der Hündin Stuscha finden wir auch heute noch in drei Regionen des Kaukasus:

- im Nordkaukasus - Region Stawropol

- den Steppen Dagestans

- den Steppen Aserbaidschans

Interessant in dieser Hinsicht ist, daß die Hunde dieses Typs ursprünglich nur bei Nomaden-Hirten vorkamen, die ihren Ursprung in den zentralasiatischen Gebieten haben.

E. A. Mol beschrieb die Hunde des Steppentyps wie folgt:

Die kaukasischen Hirtenhunde der Steppengebiete unterscheiden sich von den Hunden des Transkaukasus (Bergregionen des Kaukasus) durch größere Leichtigkeit im Körperbau, längere Läufe, einen quadratischen Rumpf, eine kräftige, trockene Konstitution, sowie eine gestreckte Form des Kopfes. das Haarkleid ist kurz, eine Befederung der Läufe und die buschige Rute fehlen. Die Hunde dieses Typs sind überwiegend hell gefärbt, von weiß bis beige, sowie gescheckt und gestromt.

Auch der bekannte russische Kynologe A. P. Masower beschrieb die Hunde des Steppentyps analog.

Bereits zu Beginn der dreißiger Jahre unseres Jahrhunderts wurde ein kaukasischer Hirtenhund vom Steppentyp namens "Grom" in Nürnberg ausgestellt und mit dem Prädikat "vorzüglich" bewertet.

Da die Liebhaber und Züchter aus den GUS-Staaten immer wieder sogenannte eingeborene Hunde zur Blutauffrischung aus den Regionen des Kaukasus (siehe oben) holen und mit ihnen züchten, werden auch hin und wieder Hunde dieses Typs in andere Länder gelangen und dort für Verwirrung sorgen. Aber auch diese Hunde sind echte Kaukasen und sollten entsprechend akzeptiert werden.

Dass diese Kaukasen vom Steppentyp große Ähnlichkeit mit dem Mittelasiaten haben, ist auf den ersten Blick sicherlich richtig, aber wenn man sich eingehender mit den beiden Rassen beschäftigt, ist eine Unterscheidung durchaus möglich.

Der markanteste Unterschied ist der Kopf

  • Der Kopf des Kaukasen ist weniger massiv
    verjüngt sich leicht zum Nasenschwamm hin
    hat hoch angesetzte Ohren
    hat eng anliegende Lefzen
    ist insgesamt trockener
  • Der Kopf des Mittelasiaten dagegen
    ist in der Regel massiger
    der Fang verjüngt sich kaum zur Nase hin
    er wirkt von der Seite und von oben gesehen rechteckig
    die Lefzen hängen stärker herab
    der gesamte Kopf ist insgesamt mollosoid

Des weiteren ist das Fell der Steppenkaukasen noch kürzer als das des Mittelasiaten. - Besonders verschieden sind beide Rassen in ihrem Wesen: Die Kaukasen sind sehr aktiv und reagieren sehr schnell und lautstark auf alles Unbekannte. Der Mittelasiate bleibt bis zur letzten Sekunde sehr ruhig und gelassen."

Wie wichtig dieser Artikel war und ist, zeigt die Club-Schau des KOC in Wiesa. Dort wurde in der offenen Klasse Hündinnen eine Hündin namens "Stuscha" ausgestellt und mit "gut" bewertet. Diese Hündin war zuvor von Roland Kaschel als reingezüchteter Steppenkaukase eingestuft worden, was wahrscheinlich die noch einigermaßen akzeptable Bewertung ausmachte. "Stuscha" wurde davor bereits schon einmal ausgestellt und bei dieser Schau bekam sie ein "nicht genügend". Ein typisches Beispiel, Stefanie Arbeiter hatte recht, der "deutsche Kaukase" ist gefragt, selbst Zuchtrichter können mit Hunden aus dem Ursprungsland nichts anfangen, wenn diese aus dem Raster jahrelanger Kaukasenbewertung fallen.

Kommt eine Rasse aus einem derart abgeschotteten Land wie der ehemaligen Sowjetunion, ist beim Aufbau einer Zucht dem Zufall Tür und Tor geöffnet. Anders formuliert von Wolfgang Wiehe, ehemaliger Pressewart des KOC. Er schreibt im Club Info 1+2/93 : "Der Vorstand hat Probleme mit der Zucht der Kaukasen. Die über 12 Jahre erfolgte Bemühung, diese Rasse zu verbessern im Sinne einer genetischen Verfestigung mit Hilfe von strengen Zuchtregeln, in der DDR waren es noch 10 Jahre mehr, droht in ein fröhliches Mixen auszuarten. Die Zuchtverstöße häufen sich seit einem halben Jahr, in vier Zwingern setzte man sich deshalb über die Zuchtordnung hinweg, weil man sie nicht gelesen hatte. Der Vorstand des KOC ist verpflichtet, Welpen, wenn sie nun mal das Licht der Welt erblickt haben, auch Ahnentafeln auszustellen. Das ist seit Anfang 1993 eine Bestimmung des VDH (Verband für das deutsche Hundewesen). Die davon profitierenden "Vermehrer" können nur finanziell reglementiert werden, die Ahnentafeln erhalten einen Eintrag, der auf die Missachtung der Zuchtordnung hinweist. Bis heute ist auch diese einfache und wirkungsvolle Idee nicht aufgegriffen worden und so geht der "Mix" lustig weiter".

Kaukasenrüde Boss
Foto: Rosemarie Schlegel-Birke

Und wie sieht er aus?

Leider sind Kaukasen, was ihre Vielfalt in Farbe und Fell angeht, ganz schön auf den Hund gekommen. Zwar lässt der Standard alle Farben und Schattierungen außer dunkelbraun und schwarz zu, doch immer mehr setzten sich in den letzten Jahren graue Tiere durch. Tauchten in den 70er und 80er Jahren in der DDR noch viele Schecken auf, so sind diese Hunde heute immer seltener, lediglich im osteuropäischen Ausland und hier hauptsächlich in Polen gibt es Schecken in größerer Zahl. Diese Tiere stammen zum größten Teil von dem Rüden "Robber vom Hamstereck" ab und sind nun wiederum wegen ihrer HD-Belastung mit Vorsicht zu genießen.

Leika im Winterfell
Foto Hartmut Deckert

Schecken sind in der Vielzahl und Größe ihrer Flecken und Abzeichen sehr unterschiedlich, viele Tiere haben auf dem Rücken sehr große Flecken, während der Fang mit kleinen schwarzen Flecken übersät ist. Große und dann auch noch in braun gehaltene Flecken haben Kaukasen eine neue Legende eingebracht, nämlich die Legende von der Einkreuzung von Bernhardinern, absoluter Blödsinn. Richtig ist allerdings, daß mit der Einkreuzung von Bernhardiner der Versuch unternommen wurde, eine neue Rasse zu kreieren, den "Moskauer Wachhund". Dieser Hund ist sofort und wahrscheinlich auch von Laien als solcher zu erkennen, genauso wie übrigens die Versuche im ehemaligen Jugoslawien, Kaukasen mit Sarplaninac zu kreuzen. Thomas Schoke schreibt zu diesen Flecken, "große dunkelbraune Abzeichen und die typische Braun-Weiß-Zeichnung der Bernhardiner gelten als Disqualifikation für die Zucht".

Der Standard sagt zu dieser Disqualifikation überhaupt nichts und was in einem Standard nicht verboten ist, ist erlaubt. Gerade die Vielfalt der Farben und Zeichnungen von Kaukasen soll und muss erhalten bleiben, denn durch eine Reduzierung auf sogenannte Modefarben gehen unter Umständen Gene verloren. Die Erforschung der Vererbung ist auch heute noch nicht sehr weit fortgeschritten und daher wissen wir nichts von der Koppelung bestimmter Merkmale des Charakters oder der Gesundheit an bestimmte Farben und Fellvarianten. Im übrigen lässt der Standard alle Farben und Schattierungen zu und die sind von blond bis rötlichblond über hellbraun oder beige, weiß in allen Abstufungen anzutreffen. Erfinderische Zuchtrichter toben sich in Beurteilungen der Farben richtiggehend aus und so soll es bleiben. Wichtig lediglich, helle Hunde sollten immer auf ihre Pigmentstärke überprüft werden. Hier allerdings sind manche Zuchtrichter überfordert, denn für sie ist ein weißer oder fast weißer (weizenfarbenerer) Kaukase ein pigmentschwacher Hund. Den Standard zur Hilfe geholt, ist dort ausdrücklich zu lesen, helle Hunde dürfen etwas hellere Augen haben und der Nasenspiegel darf ebenfalls heller sein, was in der Regel bei hellen Tieren allerdings nicht der Fall ist.

Ganz anders sieht die Sache bei der Länge des Haares aus. Der Standard lässt jede Länge zu und die verschiedenen Schläge des Kaukasen unterscheiden sich sehr oft auch durch die unterschiedliche Haarlänge. In der Regel wird bei Kaukasen unterschieden in drei Fellvarianten. Zum einen der ausgesprochen kurz- oder stockhaarige Hund zum zweiten ein längeres Haar und als drittes ein Mischtyp aus den beiden vorherigen Varianten.

Langhaarige Hunde dürfen aber nicht verwechselt werden mit Langhaar anderer Rassen. In Deutschland ist seit einigen Jahren ein Trend zu immer längerem Haar zu beobachten. Dies widerspricht den Vorstellungen von der Tauglichkeit der Kaukasen als reine Arbeitshunde und ist zudem gesundheitlich mehr als bedenklich.

In vielen Publikationen über Kaukasen streiten sich die sog. Experten über die Pflege des Felles, Thomas Schoke schreibt hierzu "Das Fell der langhaarigen Hunde benötigt tägliche, ausführliche Pflege". Täglich gekämmt und gebürstet leidet gerade die Unterwolle und ein ständiges Auskämmen entfernt zwar totes und gelöstes Haar, nimmt aber auch eine ganze Ladung gesunder und funktionsfähiger Haare mit. Daher sollte wie bei anderen Hirtenhunden auch, auf eine Dauerpflege verzichtet werden. Gebürstet wird während dem Haarwechsel, der bei reinen Haustieren durchaus zweimal im Jahr stattfinden kann, während im Freien lebende Hunde einmal, dann aber richtig aushaaren. Selbstverständlich auch, gebürstet wird, wenn der Hund mit Dreck und Laub behaftet ist. Sehr oft werden die Haare von Kaukasen versponnen und zu Kleidung verarbeitet, ein Pullover aus Hundehaaren zeichnet sich durch den hohen Fettgehalt der Wolle als relativ selbstreinigend und wasserabweisend aus. Einziger Grund, einen Kaukasen mit der Bürste zu malträtieren, es wird der soziale Kontakt zum Menschen vertieft und ganz spielerisch wird eine Unterwerfung geübt. Nicht jeder Hirtenhund lässt freiwillig einen Menschen an seine ungeschützte Bauchunterseite und unterwirft sich damit.

Kaukasenrüde Alk + Hündin Lara
Foto: Rosemarie Schlegel-Birke

Haltung

Ein wahrer Glaubenskrieg herrscht seit Jahrzehnten zwischen Haltern und Züchtern, aber auch der Tierschützer über die Haltung von Herdenschutzhunden im allgemeinen und der Kaukasen im besonderen. Dazu schreibt Thomas Schoke: "Kann ein Owtscharka auch in einem Haus oder einer Wohnung gehalten werden? Nun das kann man so oder so sehen." Dann beschreibt er sicher so nützliche Dinge wie die empfindliche Einrichtung eines Hauses oder einer Wohnung und die Zeit, bis ein Kaukase im Haus gelernt hat, Gegenstände wie Schuhe oder Teppiche in Ruhe zu lassen, aber auch Möbel nicht in Zahnstocher zu verarbeiten. Thomas Schoke weiter: "...an und normalerweise ist die Integration in eine Familienwohnung unproblematisch. Ihr Verhalten im Haus ist ruhig und unaufdringlich. Kaukasier lieben es, auf ihrem Lieblingsplatz ein großen Teil des Tages zu dösen. Keinesfalls sollten sie den Hund ausschließlich oder überwiegend im Zwinger halten, ein in einer Gemeinschaft gehaltener Owtscharka braucht einen engen Familienanschluss."

Kurt Koebe, Vorsitzender des KSHC und ehemaliger Hauptzuchtwart im Verband der Kleingärtner, Siedler und Kleintierzüchter in der ehemaligen DDR für Kaukasen ist ganz anderer Meinung, im Info Blatt des KSHC "Ein Club stellt sich vor" schreibt er: "Der Kaukase ist ein Naturbursche, groß, robust, misstrauisch gegenüber Fremden. Er ist liebesbedürftig und treu gegenüber seinen Besitzern, benötigt aber eine feste Hand und er ist kein Stubenhund".

Anfang der neunziger Jahre gibt der KSHC eine Informationsbroschüre heraus, ebenfalls geschrieben von Kurt Koebe, auch daraus Auszüge über Wesen und Haltung von Kaukasen: "Der kaukasische Schäferhund ist ein ausgeglichener, nervenfester Hund, der viel Härte und Schärfe besitzt. Er ist in seinem Verhalten angenehm und dem Besitzer gegenüber sehr anhänglich. Diese Wesenseigenschaften sind jedoch nicht nur angeboren, sondern werden durch die Bezugsperson im positiven oder negativen Sinn beeinflusst. Der kaukasische Schäferhund benötigt eine straffe, jedoch gerechte Hand. Ungerechtigkeiten verzeiht er sehr schwer, allergisch wird er gegenüber Herrchen, wenn er unter Alkohol steht und dann seinen Hund erziehen will.

Gegenüber Familienangehörigen und vor allem Kindern ist er ein treuer und anhänglicher Spielgefährte, immer vorausgesetzt, er wird gerecht behandelt und nicht grundlos schikaniert. Erziehen sollte ihn jedoch nur ein "Alpha-Tier". Gegenüber Fremden ist er misstrauisch und er verteidigt standhaft sein Herrchen und sein Revier. Er ist kein Beller sondern greift lautlos an, wenn sich ein Fremder in sein Revier (sprich Garten, Grundstück, Haus oder Zwinger) begibt.

Der kaukasische Schäferhund ist kein Stubenhund. Er gehört in einen Zwinger und benötigt zusätzlich täglich Auslauf. Dabei sollte er von Welpenalter an Menschen gewöhnt werden. Auch andere Hunde sollen kein Tabu darstellen. Dann wird er kein "Hundebeißer" und auch Hühner und andere kleine Haustiere werden akzeptiert und in Ruhe gelassen".

In der Enzyklopädie der Hunderassen ist unter Haltung nachzulesen: "Es ist am besten, dem Hund einen Zwinger zuzuweisen, Dieser sollte eine trockene und zugfreie Liegestätte haben. Wenn der Hund dann doch lieber bei Schnee und Kälte im Freien kampiert, entspricht es wohl seiner Natur. Er wird sich schon auf sein trockenes Lager zurückziehen, wenn es ihm zu ungemütlich wird. Will man einen Kaukasen im Haus halten, sollte er auf jeden Fall einen ungeheizten Raum für sich haben, evtl. einen Flur oder einen Treppenaufgang, wo sein eigentliches Lager ist. Es ist sicherlich falsch verstandene Tierliebe, diese Hunde in der geheizten Wohnung halten zu wollen."

Die Zeitschrift "Der Hund" schreibt: "Der kaukasische Owtscharka ist keinesfalls in der Wohnung zu halten, auch ist Vorsicht im Umgang mit Kindern geboten, ist er doch ausgesprochen aggressiv, scharf gegen Fremde und mit großer Verteidigungsbereitschaft."

Einig sind sich alle "Experten", ein Stubenhocker ist ein Kaukase ganz sicher nicht. Allerdings die anderen Hirtenhunde genauso wenig. Nur warum eigentlich nicht. Gegen eine reine Wohnungshaltung spricht schon einiges. Selbst wenn jeder Kaukasenbesitzer sich an die Empfehlung hält, drei Stunden am Tage spazieren zu gehen, lebt der Hund immer noch 21 Stunden des Tages eingesperrt in Haus oder Wohnung. Passiert in dieser Umgebung nicht allzu viel (Besuche, Postbote und vorbeigehende Spaziergänger), ist der liebe lange Tag ganz schön öde und welcher Hirtenhund glotzt schon gerne die eigenen vier Wände an.

Hunde im Haus oder einer Wohnung alleine zu lassen, erfordert schon bei anderen Rassen eine ganze Menge Training, Kaukasen brauchen wesentlich länger, dies zu lernen und vor allem zu akzeptieren. Eine Menge Hundebesitzer greifen dann zur einfachsten Möglichkeit, einsperren in einen Raum, in dem der Hund am wenigsten Schaden anrichten kann, auch ganz schön öde.

Hündin Ariel
Foto: Rosemarie Schlegel-Birke 

Dann doch lieber Zwinger? Wäre erst einmal zu klären, was ein Zwinger ist oder wie er aussieht. Nicht jeder Hundebesitzer ist Heimwerker oder Bauigel und daher bietet die Industrie Fertigzwinger an, gesetzestreu in der Regel 2 mal 3 Meter groß, überdacht, mit Schlafhütte und einer offenen Seite zwecks der Aussicht. Völlig ungeeignet für alle Rassen und schon zweimal für Kaukasen. Die Tiere haben keinerlei Bewegungsmöglichkeiten und für den hohen Anschaffungspreis lässt sich was besseres machen.

Andere Möglichkeit, ein gemischtes Doppel, nämlich Haus und Garten, sauber eingezäunt und hundegerecht. In Sichtweite des Hauses oder der Terrassentüre, die wohl kein Hundebesitzer im Winter immer offenläßt, ein Zwinger in der Größe eines Geheges, als Rückzugsmöglichkeit für und gegen den Hund, wenn er mal wieder so richtig dreckig ist. Sicher auch als Schlafplatz gesünder als ein Hausflur oder ein stupider, ungeheizter Raum im Haus. Gerade in den Wintermonaten oder im zeitigen Frühjahr ist bei Hirtenhunden einfach ein dichteres und auch schöneres Fell zu beobachten, die den größten Teil des Tages draußen leben.

Und soll doch eine Zwingerhaltung praktiziert werden, muss das Wort Zwinger gestrichen und durch Gehege ersetzt werden. Ab 30 qm Fläche wird das ganze auch für so große Tiere wie Hirtenhunde interessant. Allerdings gilt dann das vorher geschriebene, Kontakte mit der Familie sind zwingend vorgeschrieben und Auslauf muss gesichert sein. Wichtigstes, ein Hirtenhund alleine langweilt sich und deswegen müssen es schon zwei Hunde sein, nicht unbedingt zwei Kaukasen, denn solche "Kälber" in zweifacher Ausführung sind nicht jedermanns und schon gar nicht jederfrau Sache, aber eben zwei Hunde, die von der Robustheit und ihren Bedürfnissen einigermaßen zusammenpassen.

Erziehung

Vieles an Meinungen der zahlreichen sog. Experten ist schon zitiert worden. Es war die Rede von Strenge, Gerechtigkeit und Härte in der Erziehung eines Hirtenhundes, "Herrchen" sollte nicht alkoholisiert sein und Konsequenz wurde gefordert. Begonnen werden soll die Erziehung eines Welpen so früh wie möglich, daher bieten zahlreiche Hundesportvereine Welpenspielgruppen an mit dem Ziel, die Tiere möglichst früh zu sozialisieren, ihnen beizubringen, daß sie ein Rudeltier sind und dieses nötige Rudelverhalten möglichst früh lernen.

Erziehung fängt lt. gängiger Meinung an, wenn der neue Besitzer seinen Hund vom Züchter bekommt, also irgendwo zwischen der achten und zwölften Woche. Auch falsch, Erziehung fängt viel früher an und nicht beim Hund, sondern beim Menschen.

Der Verhaltensforscher Eberhard Trummler hat in seinem Buch "Hunde ernst genommen", erschienen 1978 (ISBN 3-492-02026-7) im Piper Verlag München den Werdegang eines Hundes von der Geburt bis zum erwachsenen Tier dargestellt. Eingeteilt in "Lebensphasen", ist diese Einteilung heute gängige Praxis und wird von niemanden bestritten. Liest man dieses Buch, wird klar, Erziehung kann unmittelbar nach der Geburt beginnen und zur Erziehung eines Hundes gehört mehr als eine noch so gute Mutter und eben Menschen.

Vorweg und vor der Geburt soll eine wichtige Person im natürlichen Leben und einer artgerechten Erziehung eines Hundes vorkommen, der Rüde. Dabei spielt es überhaupt keine Rolle, ob er der tatsächliche Vater der Welpen ist. Setzt der Geburtsvorgang ein, ist er mit im Spiel und er übernimmt diese Rolle gerne und spielt sie auch zu Ende.

"erste Erziehung"
Foto: Rosemarie Schlegel-Birke

Trummler schreibt hierzu: "Zu meinem Geburtszwinger muss ich noch eine einschränkende Bemerkung machen. Mit ihm störe ich die normalen Verhältnisse in einem wichtigen Punkt: Ich setze nur die Hündin hinein. Das ist an sich falsch. Der Rüde würde nämlich dazugehören, da ihm eine wichtige Funktion zufällt."

Optimal wäre es also, wenn Züchter ihr Profitdenken hintenan stellen und einen Rüden halten, es muss kein Zuchtrüde sein, er soll nur seinen Teil eines ganz normalen Hundelebens beitragen. Lernt er dieses Verhalten gar von einem alten, erfahrenen Rüden, wäre der Zustand in einem Geburtszwinger vollkommen.

Nach dieser ausführlichen Zeitreise während über 30 Jahre Kaukasenzucht ergibt sich für mich, einen Kaukasen bei einem deutschen Züchter zu kaufen, käme wenigstens für mich in den allermeisten Fällen nicht in Frage. Aber auch einen Hund aus dem Ausland würde ich nur bedingt anschaffen. Leider kann ich mich nur dem anschließen, was andere schon vor mir gesagt haben, viele Hirtenhunde sind fußkranke und wesensschwache Hunde geworden.

Daher kann eigentlich nur gehofft werden, daß in Deutschland entweder gar keine kaukasischen Owtscharka mehr gezüchtet werden, oder daß bei Haltern und Züchtern endlich ein Umdenken einsetzt. Sozusagen Schlag zwölf, denn fünf vor zwölf ist gerade eben vorbei.

Sollte aber jemand denken, dies sei alles Schwarzmalerei, der irrt, denn alles was ich über Kaukasen seit 1994 zusammengetragen habe, könnte noch ein schlechteres Bild ergeben.

Daher kann ich nur einen Rat geben an Interessenten: Finger weg von den meisten deutschen Züchtern, aber auch Finger weg von Importen, es sei denn, durch persönliche Bekanntschaft ist die Sicherheit gegeben, einen guten Hund zu bekommen.

Viel zu diesen Missständen haben die Vereine beigetragen, aber das ist eine andere Geschichte, über die ich aber auch noch etwas schreiben werde.

Hartmut Deckert

Rüde Bolv
Foto: Roland Seelig

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